Vivid setzt für ETF- und Aktien-Angebot auf Upvest
Exklusiv: Das Berliner API-Fintech Upvest findet mit der Neobank Vivid seinen ersten großen Kunden. Über eine Schnittstelle können die Endkunden der Neobank künftig echte Aktien und ETFs handeln.
Rund sechs Jahre nach der Gründung hat das Finanz-Startup Upvest seinen ersten großen Kunden gefunden. Gestartet war Upvest als Blockchain-Startup. Später entwickelte es sich zum „Investment-as-a-Service“-Anbieter weiter, es erhielt eine Lizenz und hohes Funding. Die rund 500.000 Kundinnen und Kunden von N26-Angreifer Vivid Money können nun über die Banking-App künftig echte Aktien und ETFs handeln, wie das Unternehmen mitteilt.
Bereits acht Monate nach dem Start hatte Vivid Anfang 2021 ein Trading-Feature gestartet, damals mit dem Münchner Finanzdienstleister CM-Equity (Finance Forward berichtete). Das Angebot hatte sich allerdings auf sogenannte Teilaktien beschränkt. Bei dem Derivate-Konstrukt besitzen die Kundinnen und Kunden das Wertpapier nicht selbst, haben also auch keine Aktionärsrechte, die Dividende bekommen sie anteilig aber ausgeschüttet.
Mit Upvest sind es nun erstmals echte Aktien und ETFs. Konkurrent und Vorreiter N26, dessen Gründer Maximilian Tayenthal ein Upvest-Investor ist, hatte bereits vor mehreren Jahren ein vergleichbares Angebot angekündigt – bislang allerdings noch nicht geliefert. Gemeinsam mit Bitpanda rollt es derzeit den Krypto-Handel aus.
Aktionärsrechte als Feature
Für Vivid ist die Unterscheidung zu dem bisherigen Produkt von CM Equity ein wichtiger Meilenstein. „Dank der Infrastruktur von Upvest und der Kombination unserer und Upvests Lizenzen, haben wir nun alles, was wir brauchen, um unseren Nutzern ein noch besseres Anlageprodukt anzubieten“, lässt sich Vivid-Manager Esmond Berkhout in einer Mitteilung zitieren. „Dazu gehört vor allem der Zugang zu einer noch größeren Auswahl an europäischen Anlagemöglichkeiten, inklusive aller dazugehörigen Aktionärsrechte wie beispielsweise der Erhalt von Dividenden.“
Ob die Derivate von CM Equity im Angebot von Vivid parallel zu den echten Aktien von Upvest bleiben, dazu wollte sich ein Sprecher auf Nachfrage nicht äußern. Mittelfristig dürfte das neue Angebot die Derivate allerdings ersetzen.
Upvest muss nun beweisen, dass es trotz des Bärenmarktes eine kritische Masse an Fintechs als Kunde gewinnen kann, die das Tradingprodukt an ihre Endkundschaft vertreiben wollen. Zu den Produkten gehören der Handel mit Teilaktien, ein Portfolio-Übersicht, Sparpläne und das Aufrunden von Beträgen – regelbasiertes Sparen. Das Fintech hat lange daran gearbeitet – und erhielt dafür im vergangenen Jahr von der Finanzaufsicht Bafin fünf Lizenzen.
Das Startup von Gründer Martin Kassing hat bislang rund 50 Millionen Dollar von Geldgebern wie Bessemer, Earlybird und HV Capital eingesammelt. Seine ambitionierten Wachstumsziele musste Kassing in dem abgekühlten Klima 2022 offenbar teilweise anpassen. Im März 2022 plante er noch, sein Team von 90 Mitarbeiter bis Ende des Jahres auf 150 anwachsen zu lassen. Aktuell beschäftigt Upvest rund 100 Mitarbeiter. Zu den Konkurrenten gehört die Solarisbank, die auch an einem Brokerage-as-a-Service arbeitet. Auch Lemonmarkets werkelt ebenfalls an einem ähnlichen Angebot.