„Zeitweise waren in einzelnen Teams genauso viele Bafin-Prüfer wie Mitarbeiter“ – Unzer-Chef Robert Bueninck im FFWD-Podcast
Unterstützt von der mächtigen Private-Equity-Firma KKR sollte mit Unzer ein europäischer Payment-Champion entstehen. Doch Altlasten trieben das Unternehmen in die Krise, die Finanzaufsicht Bafin schickte einen Sonderprüfer. Der ehemalige Klarna-Manager Robert Bueninck übernahm zu der Zeit den Chefposten und packte die Probleme an. Wie Unzer heute dasteht und wie sich die Firma gegen Wettbewerber wie Stripe behaupten will, erzählt Bueninck im FinanceFWD-Podcast.
Der letzte Freitag im November ist für Robert Bueninck eine große Sache. „Es ist die Woche vor dem Nikolaustag, sozusagen das niederländische Weihnachten“, sagt Bueninck im FinanceFWD-Podcast. Wie viele Menschen geht also auch der Chef des Zahlungsdienstleisters Unzer am Black Friday auf Schnäppchenjagd. „Für meine Kinder ist eine neue Playstation herausgesprungen“, erzählt er. Das alte Modell sei erst kürzlich kaputt gegangen.
Beim Blick auf das Geschäft seines Unternehmens am Black Friday gibt sich der Niederländer indes weniger euphorisch. „Es lief nicht außerordentlich gut“, sagt Bueninck. Zwar habe sich die Kauflaune nach seiner Beobachtung zuletzt etwas aufgehellt, von von den Black-Friday-Umsätzen aus Vor-Corona-Jahren sei man jedoch noch weit entfernt. Auch für das laufende Weihnachtsgeschäft vermag der Unzer-Manager noch keine endgültige Prognose abzugeben.
Unzer im Umbruch
Der inzwischen in Berlin beheimatete Zahlungsdienstleister befindet sich weiter im Umbruch. Nach vielen Zukäufen war das Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren in eine Krise gerutscht. Umsatzziele wurden teils deutlich verpasst, dazu ereilte Unzer ein ähnliches Schicksal wie einige andere Fintech-Player im Markt: Die Finanzaufsicht Bafin verhängte vor zweieinhalb Jahren einen Neukunden-Stopp, nachdem Mängel unter anderem im Kampf gegen Geldwäsche attestiert wurden. Obendrein wurde dem Bezahldienst ein Sonderbeauftragter zur Seite gestellt. Ein starkes Wachstumshemmnis.
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Ende Oktober vermeldete Unzer dann, die Mängel beseitigt zu haben und mit Erlaubnis der Bafin wieder Neukunden aufnehmen zu dürfen. Ein wichtiger Schritt dabei sei gewesen, einzelne Geschäftsbereiche neu auszurichten, erklärt Firmenchef Bueninck dazu im Podcast: „Wir hatten ein kleines Portfolio von Händlern mit hohem Ausfallrisiko, das wir komplett abgewickelt haben.“ Dazu gehörten etwa Anbieter aus den Bereichen Glücksspiel und Pornografie. Diese hätten dem Zahlungsunternehmen zwar gute Umsätze beschert, aus PR-Sicht seien sie jedoch kontraproduktiv gewesen.
Erbe belastet Zahlungsdienstleister
Bueninck zufolge sei diese Entscheidung aber bereits vor den Untersuchungen der Bafin getroffen worden. Dass die Finanzaufseher trotzdem mehr als zwei Jahre lang bei Unzer aktiv waren, führt der Manager auf die zahlreichen Zukäufe der Vergangenheit zurück. Die Bafin habe eine unübersichtliche Situation vorgefunden, sagt er. „Wenn man sieben Startups zusammenführt und ein Unternehmen mit 700 Mitarbeitern hat, macht das die Prozesse nicht automatisch siebenmal professioneller oder besser dokumentiert.“ Eine Menge Arbeit sei angefallen, vergleichbar mit dem Prüfungsanspruch einer Deutschen Bank. „Zeitweise hatten wir in einzelnen Teams genauso viele Prüfer wie Mitarbeiter“, so Bueninck.
Den Unzer-Chef überraschte die Sorgfalt der Finanzaufseher nach eigener Aussage nicht. Er führt die Prüfung auch auf Teile des früheren Wirecard-Geschäfts zurück, die der Zahlungsdienstleister 2020 übernommen hatte. Im Rückblick habe Unzer davon jedoch profitiert, so Bueninck: „Letztlich hat es uns dazu gebracht, in das Unternehmen zu investieren“.
Und so blickt der Niederländer inzwischen positiv in die Zukunft. Den für dieses Jahr prognostizierten Gesamtumsatz von 225 Millionen Euro werde man voraussichtlich ebenso erreichen wie schwarze Zahlen, sagt Bueninck. „Das adjustierte Ebitda wird sich im Bereich zwischen 30 und 35 Millionen Euro bewegen.“
Wie Unzer heute aufgestellt ist, wie sich das Unternehmen gegen Wettbewerber wie Adyen oder Stripe positioniert und ob ein Börsengang geplant ist, darüber hat Robert Bueninck im Podcast gesprochen.
Im FinanceFWD-Podcast spricht Buenick über …
… die Maßnahmen nach der Bafin-Rüge
… aktuelle Geschäftszahlen von Unzer
… den Wettbewerb mit Playern wie Adyen und Stripe
… die Pläne für einen Börsengang
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