Der heimliche Tillhub-Exit
Exklusiv: Im Juni stieg Heidelpay beim Berliner Kassen-Startup Tillhub ein. Bislang gehört der Payment-Firma weniger als 25 Prozent. Doch nach Informationen von Finance Forward gibt es eine Kaufoption – und Heidelpay hat noch weiteres Geld investiert.
Durch die Liste seiner Zukäufe ratterte Mirko Hüllemann im FinanceFWD-Podcast regelrecht: Vier Firmen hat er mit seiner Payment-Firma Heidelpay, die seit Kurzem Unzer heißt, allein in den vergangenen Monaten übernommen – darunter auch der Berliner Kassensystemspezialist Tillhub, den Unzer „dazugekauft“ habe, so der Chef.
Tillhub ist dabei Teil eines größeren Plans: Unzer kauft zurzeit mit dem Finanzinvestor KKR im Rücken Firmen hinzu, um sein Produkt und den Kundenstamm zu erweitern. Auch 70 ehemalige Wirecard-Mitarbeiter hat die 2003 gegründete Firma eingestellt. Tillhub liefert dabei ein cloudbasiertes Kassenystem, das sich mit einem iPad betreiben lässt. Berichte für das Finanzamt können außerdem erstellt werden. Zu den Konkurrenten gehören die Berliner Unternehmen Orderbird und Gastrofix (letzteres wurde vor einiger Zeit für mehr als 100 Millionen Euro verkauft).
Wie groß der Tillhub-Zukauf ausfallen wird, ist noch unklar. Nach Finance-Forward-Informationen hat Unzer eine Kaufoption auf das Berliner Startup, die das Unternehmen Ende des kommenden Jahres oder 2022 ausüben kann. Als Preis zugrunde gelegt werden soll ein Vielfaches des Umsatzes. Ferner haben die Payment-Firma sowie Altinvestoren wie der Main Incubator der Commerzbank noch einmal fünf Millionen Euro für das weitere Wachstum von Tillhub bereitgestellt, heißt es. Damit dürfte die Unternehmensbewertung bei circa 22 Millionen Euro gelegen haben. Unzer will die Informationen nicht kommentieren.
Die von Oliver Mickler, Tim Seithe und Frank Seithe geführte Firma Tillhub hat jetzt Zeit sich zu beweisen. Die Zahlen sollen sich trotz Coronakrise in den vergangenen Monaten gut entwickelt haben, heißt es aus dem Firmenumfeld. Zu den Kunden von Tillhub gehören etwa die Ketten Fleurop und Coffee Fellow. Erst im Frühjahr verkündete das Startup stolz, dass es die Friseurkette Klier mit 1.400 Fillialen als Kunden gewonnen habe. Diese musste nun in Folge der Coronakrise Insolvenz anmelden. So lange der Betrieb aber weitergeht, fließen auch die Einnahmen bei Tillhub.
Die Bewertung von 22 Millionen Euro liegt noch weit entfernt von den mehr als 100 Millionen Euro, die Gastrofix erzielen konnte. Allerdings wurde der Verkauf an das kanadische Unternehmen Lightspeed auch schon Ende des vergangenen Jahres und damit vor der Coronakrise eingefädelt. Für Tillhub bleibt genügend Zeit, um sich zu berappeln – und das Wachstum fortzuführen. Auch das Berliner Startup wollte sich zu den Informationen nicht äußern.
Zur Unzer-Strategie haben wir im FinanceFWD-Podcast mit Gründer Mirko Hüllemann gesprochen.