Die Börse in Frankfurt, an der Creditshelf gelistet ist. (Bild: IMAGO / Schöning)

Übernahme in der Krise – verhandelt Kreditplattform Teylor mit Creditshelf?

Exklusiv: Das Kredit-Startup Creditshelf ist an der Börse nur noch sechs Millionen Euro wert – und sucht händeringend nach frischem Geld. Gespräche sollen auch mit dem Konkurrenten Teylor laufen.

Ihre Zeit ist gekommen. Kreditplattformen verkündeten in den vergangenen Monaten große Finanzierungen: Bei der Schweizer Plattform Teylor waren es 275 Millionen Euro, der französische Konkurrent Silvr erhielt 200 Millionen Euro und bei Iwoca kamen 230 Millionen Euro zusammen. Der Markt von digitalen Kreditplattformen für Firmen boomt. Doch ein Anbieter kämpft unterdessen: Creditshelf aus Frankfurt.

Ein 100-Millionen-Deal mit der Investment-Bank Goldman Sachs kam nicht zustande und das Fintech halbierte seine Belegschaft (Finanz-Szene berichtete). An der Börse ist der Anbieter, der Kredite an kleine und mittlere Firmen vergibt, nur noch sechs Millionen Euro wert.

Suche nach alternativen Geldquellen

Im Geschäftsbericht beschreibt Creditshelf die Probleme klar. Das Unternehmen von Großaktionär Rolf Elgeti, die Obotritia Capital KGaA, bleibe bislang die vereinbarte Zahlung für eine sogenannte „Junior-Tranchen“ schuldig – dieses Geld aber hätte es gebraucht, um den Deal mit Goldman einzustielen. Und bräuchte es nun wohl auch für einen neuen Partner. „Ein Vertrag für eine neue Quelle für die Finanzierung der über die creditshelf-Plattform arrangierten Kredite konnte (…) aufgrund von nachgelagerten Bedingungen und vertraglich zwar zugesicherten, aber bis zur Aufstellung dieses Halbjahresabschlusses nicht geleisteten Einzahlungen durch den Junior Lender Obotritia Capital KGaA noch nicht genutzt werden.“
Parallel bemühe sich die Frankfurter Kreditplattform um alternative Geldquellen, heißt es in dem Geschäftsbericht. Demnach befinde sich Creditshelf „in Gesprächen mit weiteren interessierten Investoren“. Konkret: „Teilweise sind diese Gespräche schon so fortgeschritten, dass wir von einer Lösung auf der Investorenseite unserer Plattform im näheren Verlauf des 2. Halbjahres 2023 ausgehen.“

Investorengespräche laufen

Angeblich soll es bei den Gesprächen aber nicht mehr nur um eine neue Refinanzierungslinie gehen. Sondern auch um eine mögliche Beteiligung oder Übernahme. Demnach bemühe sich dabei auch mindestens ein direkter Konkurrent um einen Zuschlag, heißt es von Insidern. Es soll sich dabei um Teylor aus der Schweiz handeln – also um eines jener Startups, die gerade erst mit frischen Kreditlinien für Schlagzeilen sorgten. Zusätzliches Geld für Investments müsste Teylor auch bald bekommen. Denn das Fintech befindet sich in Gesprächen mit neuen Investoren, teilte der Gründer im Podcast mit Finance Forward mit. Zu den Informationen wollten sich weder Creditshelf noch Teylor äußern.

Ein weiterer Kandidat könnte Silvr sein, sagen Brancheninsider. Dass dagegen eine Bank bei dem Frankfurter Unternehmen zuschlage, sei eher unwahrscheinlich. Zu klein. Und daran gemessen auch zu komplex. Zumal sich erst noch erweisen muss, inwieweit Großaktionär Elgeti bereit ist, seine Zügel um Creditshelf zu lockern.