Milliardenrunde und DFB-Deal – Fußballkarten-Startup Sorare startet weiter durch
Die Europameisterschaft hat den Hype um digitale Fußballsammelkarten noch einmal befeuert. Sorare aus Paris steht kurz vor einer Milliarden-Finanzierungsrunde und hat einen Deal mit der deutschen Nationalmannschaft abgeschlossen. Wie geht es mit dem NFT-Trend weiter?
Während das französische Nationalteam am Montagabend überraschend bei der Europameisterschaft gegen die Schweiz rausflog, stand schon vorher ein Gewinner aus dem eigenen Land fest: das Pariser Startup Sorare. Die Firma vertreibt digitale Fußballkarten, die in der Blockchain festgeschrieben sind. Aus dem Prinzip der Panini-Bilder ist ein großer Hype entstanden.
Das Fintech gilt mit seinem Kartenspielmodell zu den angesagtesten europäischen Blockchain-Startups: Im Februar sammelte es 40 Millionen Euro ein und kürzlich berichtete Deutsche Startups, dass Softbank bei Sorare investiert – zu einer Bewertung von rund drei Milliarden Dollar. Weit mehr als 80.000 Nutzer kaufen und tauschen die Karten bereits, prominente Fußballer wie André Schürrle und Antoine Griezmann sind bei dem Unternehmen eingestiegen. Schon im Dezember sorgte Sorare für Aufmerksamkeit, als eine Sammelkarte des französischen Stars Kylian Mbappé für umgerechnet 57.000 Euro den Besitzer wechselte.
Fußball hat NFTs die Tür in den Mainstream geöffnet
Mit Fanzone mischt in dem Markt nun auch ein Berliner Startup mit, das sich erst im Oktober 2020 gegründet hatte. Es hat bislang 20.000 Nutzer, im Herbst peilt es die 100.000, lautet der ambitionierte Plan. Der Autobauer Porsche hat bei Fanzone bereits investiert. Es bietet als offizieller DFB-Partner Sammelkarten der deutschen Männer-, der U21- und der Frauennationalmannschaft an. Auch Sorare verkündete vor wenigen Tagen eine Kooperation mit der deutschen Nationalmannschaft.
Die Europameisterschaft wird den Hype um die digitalen Sammelkarten befeuern. Als großes Vorbild gilt die US-Basketballliga NBA, die ihren Fans bereits im vergangenen Jahr ein erfolgreiches NFT-Sammelalbum präsentieren konnte.
Darüber hinaus gibt es vor allem in der Kunstwelt einen florierende Handel. In Deutschland hat der Musiker Fynn Kliemann beispielsweise eine Sammlung an Musikjingles veröffentlicht. „Das ist gerade alles Wilder Westen“, sagte er zu OMR. „Du musst dir einen Colt umschnallen und loslaufen.“ Denn während im Fußball die NFT-Sammelkarten bereits angekommen sind, sind die Konzepte in anderen Branchen noch am Anfang. „Musik und NFTs werden ein großes Thema“, ist Kliemann überzeugt. „Die Frage ist noch wie.“ Auch internationale Stars wie Jay-Z oder Grimes haben sich an NFTs versucht.
NFTs auch im Immobilien- oder Fahrzeugmarkt denkbar
Viele etablierte Firmen, aber auch Kreative fragen sich mittlerweile: Gibt es Chancen, auf den NFT-Trend aufzuspringen? Den ersten großen Hype hat der Markt bereits hinter sich, nach einem Bloomberg-Bericht ist der durchschnittliche Preis für ein NFT seit Februar um rund 70 Prozent zurückgegangen. Doch das ist üblicherweise die Zeit, in der sich sich funktionierende Geschäftsmodelle halten und hervortun.
NFTs hätten sogar das Potenzial, Branchen wie beispielsweise den Immobilien- oder Fahrzeugmarkt zu verändern, argumentieren die beiden Wirtschaftswissenschaftler James Bowden und Edward Thomas Jones bei The Conversation. „NFTs könnten auch Teil der Lösung von Problemen mit Grundbesitz sein“, schreiben sie. „Wenn wir künftig mehr Lebenszeit in virtuellen Welten verbringen, werden die Dinge, die wir dort kaufen, wahrscheinlich auch als NFTs gekauft und verkauft“, heißt es.
Mit Carlo Kölzer arbeitet auch ein deutscher Fintech-Pionier an der ganzen Bandbreite an Geschäftsmodellen, 360x nimmt erst einmal nur Kunst und Immobilien in den Blick – doch weitere Marktplätze sollen folgen. Die Deutsche Börse und Commerzbank glauben an das Projekt und haben es einen zweistelligen Millionen-Betrag investiert.
NFT – das steht für non fungible token – wollen einzigartige Produkte in der Online-Welt erzeugen. Tweets, Podcastausschnitte oder Bilder: Vieles ist plötzlich handelbar. Doch was heißt das für Unternehmen und Kreative? Was für Geschäftsmodelle können daraus entstehen? Und wie lassen sie sich umsetzen? Und wie ist die rechtliche Lage?
Abseits des Hypes wollen wir in einem Workshop mit Expertinnen und Experten zu diesem Thema sprechen. Darunter der Musiker Fynn Kliemann, der Sorare-Investor Christian Miele, Torge Schwandt, Gründer von Noted und Claudia Otto, Rechtsanwältin von COT Legal.