Welche Robo-Advisor am besten durch die Krise kommen
Für das Capital Magazin prüfen die Experten des Instituts für Vermögensaufbau jedes Jahr, wie gut die digitalen Vermögensverwalter wirklich sind. In der aktuellen Krise bestechen vor allem aktive Robo-Advisor.
Erst kam der Corona-Crash, dann folgte eine Rekorderholung – und nun reagieren die Märkte auf den Krieg Russlands in der Ukraine. Das haben auch Privatanleger zu spüren bekommen, in den vergangenen Monaten stürzten die Tech-Aktien beispielsweise ab. Auch die sogenannten Robo-Advisor, die das Geld ihrer Kunden selbständig in ETFs anlegen, müssen durch die Krise navigieren.
ESG liegt stärker im Trend
Die Auswertung zeigt klar: Im Trend liegt alles, was mit Nachhaltigkeit zu tun hat. 72 Prozent der Anbieter integrieren ESG-Nachhaltigkeitskriterien inzwischen in ihren Investmentprozess, also Fragen nach ökologischer und sozialer Verantwortung sowie guter Unternehmensführung (Environmental, Social, Governance). Manche bieten heute eine eigene ESG-Produktlinie, andere sogar nur noch nachhaltige Portfolios an – 2021 taten das erst 56 Prozent, 2020 nur 35 Prozent.
Das ist auch der Grund, warum Marktführer Scalable Capital in diesem Jahr im Ranking seine Daten nicht mehr teilt. Seit der vorigen Auswertung hat der Anbieter sein ESG-Portfolio zur „Standard-Produktlinie“ erkoren. „Neukunden steigen mit dem ESG-Produkt ein“, sagt eine Scalable-Sprecherin. „Wir können die alten Daten nicht ewig herausgeben, nur damit die Vergleichbarkeit gewährleistet ist.“ Man akzeptiere, dass dies Punkte im Ranking koste. Scalable findet sich mit 63,9 von 100 Punkten auf Platz 23 von 30 (bei zehn Robos, die keine zwei Jahre am Markt sind, den „Newcomern“, wurden Rendite und Risiko nicht bewertet) wieder.
Mit dem alten Portfolio hatte es Scalable Capital in der vorigen Auswertung nicht leicht, während die besten Anbieter über den Zeitraum von Juni 2019 bis Juni 2021 trotz eines dramatischen Crashs im Frühjahr 2020 und der anschließenden rasanten Erholung eine durchschnittliche jährliche Rendite von knapp fünf bis in der Spitze elf Prozent nach Abzug der Kosten erreichten. Das Fintech stand in dem Test jedoch bei einem Minus von 4,9 Prozent. „Da hat unser System nicht gut funktioniert“, gab Gründer Erik Podzuweit gegenüber Capital damals zu Protokoll. In diesem Jahr ist eine Rendite-Auswertung nicht möglich.
Der Sieger setzt auf aktives Management
Insgesamt erreichten elf Anbieter die Bestnote von fünf Punkten. Ebenfalls elf Robo-Advisor kamen auf nur drei Punkte, schlechter schnitt keiner der getesteten ab. Bei den aktiven Robo-Advisorn legen Fondsmanager fest, wie der Algorithmus das Vermögen je nach Börsengeschehen umschichten soll, sie sind dafür in der Regel etwas teurer. Passive Robo-Advisor stellen allenfalls die ursprüngliche Geldverteilung über die verschiedenen ETF wieder her.
„Die Taktik der Aktiven scheint sich gerade bei den schwierigen Märkten auszuzahlen“, sagt IVA-Vorstand Christian Apelt. Zu ihnen zählen Solidvest und Smavesto von der Sparkasse Bremen. Sie punkteten trotz der volatilen Lage mit gewinnbringenden Investitionen und einer hohen Rendite von 10,7 Prozent und 19,9 Prozent. Auch der bislang eher unbekannte Sieger setzt auf aktives Management.
Die 40 Robo-Advisor nahm das IVA unter die Lupe und schaute sich drei Kriterien an: erstens, wie passgenau die Robo-Advisor das Profil ihrer Kundinnen und Kunden erfassen, um darauf aufbauend ein Anlageprofil zu erstellen. Zweitens untersuchten sie, wie gut die Robos performen und wie verlustgeschützt sie das Geld anlegen. Und drittens, welchen Service die Menschen hinter den Robotern bieten.
Alle Ergebnisse des Tests der besten Robo-Advisor 2022 findet ihr auf Capital+ und in der neuen Ausgabe am Kiosk (08/2022, EVT 14.07.).