Die Neobanken Revolut und N26 kämpfen um Kundinnen und Kunden (Bild: IMAGO/Dreamstime)

Bis zu 200 Euro für einen Kunden: Revolut und N26 schrauben Prämien hoch

Lange schien der Zweikampf unter den hiesigen Neobanken entschieden – Revolut baute seinen Vorsprung bei den Kundenzahlen aus, während N26 unter den Auflagen der Finanzaufsicht ächzte. Nun erhöhen beide Fintechs ihre Marketingausgaben wieder stark.

Deutschlands größte Neobanken geben wieder mehr Geld für Neukunden aus. Das zeigen E-Mails, die einzelne Anbieter in den vergangenen Tagen an Nutzerinnen und Nutzer verschickt haben. Auch auf dem Schnäppchenportal Mydealz werden die Angebote rege diskutiert. Beispiel Revolut: Das britische Milliarden-Fintech verspricht Kunden aktuell eine Prämie bis zu 200 Euro, wenn sie Freunde von dem Banking-Angebot überzeugen.

Die Höhe der Prämie variiert und ist von Kunde zu Kunde unterschiedlich. In einer Mail, die Finance Forward vorliegt, lobt das Fintech beispielsweise 90 Euro für erfolgreiche Mundpropaganda aus. „Bereit ganz einfach Geld zu machen? Lade deine Freund*innen zu Revolut ein und wir geben dir 90 € für jeden berechtigten Freund und jede berechtigte Freundin, der oder die sich über deine Empfehlung registriert!“, heißt in dem Schreiben. Die Prämie zahlt Revolut für bis zu fünf Empfehlungen – insgesamt lassen sich im dargestellten Fall also 450 Euro dazuverdienen. Die Aktion gilt bis zum 22. Oktober.

Auch N26 lockt mit Neukundenprämie

Ähnlich agiert momentan der wichtigste Wettbewerber von Revolut auf dem deutschen Markt: N26. Die Berliner Smartphone-Bank informierte Kunden bereits im September über eine neue Prämie für geworbene Freunde. „Du erhältst einen Bonus von 50 €, wenn sie ihr Konto erfolgreich eröffnen und eine Zahlung von mindestens 50 € tätigen“, hieß es in einer E-Mail. Die Aktion war zunächst bis zum 1. Oktober beschränkt. Lange lag die Prämie bei 30 Euro.


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Beide Angebote zeigen: Der Wettbewerb um Neukunden zwischen den Anbietern hat zuletzt wieder angezogen. Besonders N26 hielt sich bei den Marketingausgaben in den vergangenen Jahren zurück. Grund waren Auflagen der Finanzaufsicht Bafin, wonach das Fintech pro Monat höchstens 50.000 beziehungsweise später 60.000 Neukunden aufnehmen durfte. Die Bankenaufseher hatten zuvor unter anderem Mängel bei IT-Systemen und Geldwäschebekämpfung attestiert.

Revolut plant neue Produkte in Deutschland

Seit Juni sind die Wachstumsbeschränkungen jedoch restlos aufgehoben – womit sich für N26 offenbar auch erhöhte Marketingausgaben wieder bezahlt machen. Bereits im September berichtete Finance Forward über deutlich gestiegene Downloadzahlen bei den Banking-Apps von N26.

Auslöser waren gestiegene Ausgaben für Neukundenwerbung, wie das Unternehmen nun auf Anfrage bestätigt: „Bei N26 intensivieren wir unsere Marketingaktivitäten derzeit sukzessive“, teilt eine Sprecherin mit. Der Fokus liege dabei „nicht auf großen Kampagnen, sondern auf gezielten Investments in verschiedene Marketingkanäle.“ Das Programm zum Werben von Neukunden sei einer davon und werde kontinuierlich angepasst. Weitere Angebote könnten also folgen.


Ob die neue Wachstumseuphorie der Berliner ausreichen wird, um dem enteilten Rivalen Revolut wieder einzuholen, bleibt allerdings fraglich. Nicht nur verfügen die Briten inzwischen über fast zehn Mal so viel Kunden wie N26 (45 Millionen) und sind international stärker aufgestellt.

Auch innerhalb Deutschlands dürfte der Gegenwind für N26 demnächst wieder zunehmen. Vor wenigen Tagen führte Revolut für Kunden in Deutschland eine deutsche IBAN ein. Obendrein soll es bis Jahresende ein neues Tagesgeldangebot und ETF-Sparpläne geben. Das Fintech erhofft sich davon mehr Tempo beim Wachstum auf dem deutschen Markt. Die Empfehlungsprämien dürften dabei schon jetzt helfen.