Mitte 2020 übernahm Nina Pütz die Verantwortung bei Ratepay (Bild: PR)

„Buy now, pay later“-Boom: Ratepay steigert Ertrag auf fast 100 Millionen Euro

Exklusiv: Das Berliner Payment-Startup Ratepay profitiert vom starken Anstieg bei Rechnungs- und Ratenfinanzierungen, dem „Buy now, pay later“-Boom. Im Jahr 2021 steigerte es die Erträge um 70 Prozent – und kommt auf einen Überschuss von zehn Millionen Euro. Wie ist das gelungen?

Es ist schon Teil der Markenidentität: auf der einen Seite steht Klarna. Der schwedische Payment-Anbieter schickt fast jede Woche eine neue News raus. Mit seiner neuen Shopping-App will sich das Milliarden-Fintech noch stärker in das Gedächtnis der Käufer einbrennen. Die App soll der Ausgangspunkt der Shopping-Tour sein. Wenn man sich bei einem Online-Einkauf für Klarna entscheidet, steht auch die Marke der schwedischen Firma im Vordergrund. Sie ist nicht zu übersehen.

Auf der anderen Seite steht das Berliner Fintech Ratepay, das ebenfalls Rechnungs- und Ratenkauf für Online-Shops anbietet. Ursprünglich von der Fintech-Seriengründerin Miriam Wohlfarth aufgebaut, hat sich die Firma als Gegenmodell positioniert: Als sogenannter Whitelabel-Anbieter steht sie im Hintergrund und tritt nur wenig in Erscheinung. Die Kunden sehen erst im letzten Schritt, wer als Zahlungsdienstleister fungiert. Das aufstrebende Startup wurde von dem Paymentkonzern Nets übernommen – und sucht zurzeit wieder nach einem Käufer, wie Finanz-Szene.de und Finance Forward berichteten. Den Grund dafür findet man nun in den Geschäftszahlen für das Jahr 2021, die gerade herausgekommen sind. Denn diese sind beeindruckend.

Das Startup kommt dabei auf Provisionserträge von 96,5 Millionen Euro, einem Anstieg von 70,7 Prozent im Vorjahresvergleich. Schon damit zählt das Payment-Startup zu den größten deutschen Fintechs. In dem Bericht heißt es: „Realisiert werden konnte der Anstieg hauptsächlich durch ein erhöhtes Bruttotransaktionsvolumen, welches um 63,5 Prozent anstieg, sowie eine Veränderung des Produktmixes zugunsten des Ratenproduktes.“ Gerade das Kreditprodukt ist ertragreicher.

Der Anstieg ist gut, allerdings profitierte Ratepay von einem doppelten Rückenwind: Zum einen wuchs im vergangenen Jahr der Online-Handel stark an und die von Ratepay angebotene Zahlungsmethode – eigentlich schon länger bekannt – wurde populärer. Doch gleichzeitig gelang es Ratepay, trotz des starken Wachstums einen Überschuss zu erwirtschaften – von rund 10,8 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr hatte im Geschäftsabschluss noch ein Verlust von 15,4 Millionen gestanden. Ratepay ist damit sicherlich das einzige Fintech der Größe, das profitabel ist.

Wie setzen sich die Erträge nun zusammen? Ein Großteil kommt aus Händlergebühren (61,1 Millionen Euro), die Mahngebühren betragen zehn Millionen Euro. Sie sind gemessen am Volumen nicht so stark mit gewachsen, im Vorjahr waren es 9,8 Millionen Euro. Bei den weiteren Posten handelt es sich um Transaktionsgebühren von 7,2 Millionen Euro und Ratenzahlungsgebühr von 14.5 Millionen Euro, ein Posten, der 2020 noch irrelevant war. Wer diese Gebühren trägt, dazu will sich das Unternehmen auf Nachfrage nicht äußern.

Den Erträgen stehen Aufwendungen entgegen von lediglich rund 9,1 Millionen Euro, zum Beispiel für das Callcenter und die Auskünfte der Kunden.

Gerade durch das gestiegene Transaktionsvolumen von 1,5 Milliarden auf 2,8 Milliarden Euro – Gelder, die über Ratepay abgewickelt wurden – zeigt sich, wie stark das Wachstum im vergangenen Jahr war. Gleichzeitig deutet vieles darauf hin, dass sich in diesem Jahr die Stimmung im Online-Handel eintrübt. Das würde die „Buy now, pay later“-Anbieter auch merklich treffen. Im Prognosebericht schreibt Ratepay vor diesem Hintergrund:

2022 wird eine Steigerung des Bruttotransaktionsvolumens von etwas über 25% erwartet. Dank der Gewinnung neuer Händler erwartet die Gesellschaft die für 2022 geplante Migration eines signifikanten Kunden auf seine eigene Payment Plattform [Anm. der Red.: Dabei müsste es sich um Otto handeln] kompensieren zu können. Für das Geschäftsjahr 2022 werden des weiteren steigende Provisionserträge im unteren zweistelligen Prozentbereich erwartet sowie ein positives EBITDA im mittleren einstelligen Millionenbereich.

Für viele der gefeierten Payment-Anbieter wird 2022 zur Bewährungsprobe.


Genau zu dem dem Thema spricht Ratepay-CEO Nina Pütz am Mittwoch, den 18. Mai auf der Finance-Forward-Konferenz.