Reaktion auf Trading-Boom: Raisin startet Hybrid-Robo
Exklusiv: Per Konfigurator können sich die Raisin-Kunden künftig ihr ETF-Portfolio je nach Investment-Thema oder Region zusammenstellen. Auch ein Feature für Influencer ist geplant. Mit ihrem Robo-Advisor gehört die Zinsplattform schon heute zu den größten deutschen Anbietern.
Das Berliner Fintech Raisin stand in den vergangenen Wochen rund um den Greensill-Skandal im Fokus der Öffentlichkeit. Es hatte über die Zinsplattform Gelder an die mittlerweile insolvente Bremer Bank vermittelt (Finance Forward berichtete). Dem Geschäft hat die Diskussion dagegen nicht geschadet. „Das erste Quartal war das erfolgreichste unserer Firmengeschichte“, sagt Raisin-Manager Kim Felix Fomm. Auch der Robo-Advisor ist stark gewachsen, ein bislang weniger bekannter Geschäftsbereich der Berliner Firma. Zusammen mit einem Altersvorsorge-Produkt, das ebenfalls auf ETFs setzt, liegt die Anlagesumme mittlerweile bei 950 Millionen Euro (Assets under Management). Nur wenige Anbieter übertreffen diesen Wert.
Angeregt durch den Trading-Boom der vergangenen Monate startet Raisin nun ein neues ETF-Produkt. „Wir glauben, es gibt in der jüngeren Zielgruppe viele, die stärker entscheiden möchten, was in ihrem Portfolio liegt“, sagt Fomm, der die Investment-Sparte verantwortet. Dafür hat Raisin 200 passive Fonds ausgewählt, die sich in einem Konfigurator zusammenstellen lassen. Die Kunden können dabei Themen wie beispielsweise nachhaltige Fonds oder ETFs mit dem Fokus auf bestimmte Regionen oder Branchen auswählen. Raisin hat die Anlagen so zusammengestellt, dass sie bestimmten Kriterien entsprechen, beispielsweise eine bestimmte Mindestgröße haben oder nur geringe Gebühren anfallen. Über einen Regler lässt sich die Aktienquote einstellen, um die Anlage auf das eigene Risiko abzustimmen.
Der Marktführer unter den Robo-Advisorn, Scalable Capital, hatte 2020 bereits einen eigenen Broker gestartet. Diesen Weg wolle Raisin nicht gehen, sagte der Gründer Tamaz Georgadzes bereits im Podcast von Payment and Banking vor einigen Monaten. Nun folgt die Hybridlösung, um den Kunden mehr Auswahl zu geben. „Auch für diejenigen, die sich die Finger mit Einzelaktienhandel verbrannt haben und trotzdem selbst entscheiden wollen, könnte unser Angebot als Hybrid eine spannende Alternative sein“, sagt Fomm. Sie zahlen insgesamt 0,43 Prozent der Anlagesumme pro Jahr als Gebühr, dafür wird das Konto je nach eigenem Risikoprofil rebalanciert. Außerdem kann man Fonds austauschen, ohne zu bezahlen. Bei einem Neobroker würden in diesem Fall meist Kosten anfallen. Ab 50 Euro pro Monat lässt sich ein Sparplan einrichten.
Gleichzeitig ist bei Raisin ein Feature für Influencer, Affiliates oder Medien im Gespräch. „Finanz-Blogger können ein Portfolio für ihre Community entwickeln und diese dann direkt vermarkten“, sagt Fomm. Wer auf den Link auf der Website klickt, erhält die ETF-Zusammenstellung der Experten. Wie schon Quirion versuchen sich die Robo-Advisor zunehmend mit neuen Funktionen, die sich jetzt noch am Markt beweisen müssen.