Coinbase-Chef Brian Armstrong. Bild: Getty Images/Bloomberg

Coinbase-Chef: „Könnten das Amazon AWS für Kryptowährungen werden“

Die Kryptobörse Coinbase hat in dieser Woche neue Quartalszahlen vorgelegt und die Erwartungen verfehlt. Firmenchef Brian Armstrong bemühte sich jedoch, neue Wachstumsfantasien zu entfachen. Vor allem in zwei Bereichen will das US-Unternehmen wachsen. Die Hintergründe analysiert Blockstories-Gründer Maximilian Vargas.

Neben Tech-Schwergewichten wie Alphabet, Meta, Amazon und Apple präsentierte auch Coinbase in dieser Woche seine neuesten Quartalsergebnisse. Zur Überraschung der Analysten verfehlte die US-Kryptobörse am Mittwoch jedoch die Umsatzerwartungen, woraufhin die Aktie zeitweise um mehr als zwölf Prozent abrauschte.

Der Umsatz belief sich auf 1,2 Milliarden Dollar, was einem Wachstum von 80 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht, jedoch einem Rückgang von 18 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Das Handelsvolumen lag bei 185 Milliarden Dollar, ebenfalls 18 Prozent weniger als im zweiten Quartal. Das Betriebsergebnis (EBITDA) sank im Vorquartalsvergleich um ein Viertel auf 449 Millionen Dollar. Der Gewinn je Aktie betrug 0,28 Dollar und blieb damit deutlich unter den Analystenerwartungen von 0,45 Dollar.

Stablecoin-Handel drückt die Einnahmen

Die rückläufigen Handelseinnahmen lagen nicht nur an den allgemein schwächeren Marktbedingungen, sondern auch daran, dass ein größerer Anteil des Handels mit Stablecoins stattfand. Stablecoins sind Kryptowährungen, die an den Wert eines stabilen Vermögenswerts wie den US-Dollar gekoppelt sind. Für den Handel verlangt Coinbase jedoch niedrigere Gebühren als bei anderen Kryptowährungen.

Die Strategie der Kryptobörse, auf verschiedene Einnahmequellen zu setzen, zeigt indes Wirkung. So trug das klassische Handelsgeschäft gleichermaßen zum Gesamtumsatz bei wie das sogenannte „Subscription and Services“-Segment, zu dem neben den Einnahmen aus Staking-Aktivitäten und Kryptoverwahrung vor allem die Zinserträge aus dem Stablecoin-Angebot zählen.

Dass Coinbase diesen Kurs fortsetzen wird, zeigte sich sowohl in der Analyse der Telefonkonferenz als auch in den Entwicklungen der vergangenen sechs Monate. Längst befindet sich das Unternehmen in der Transformation zur dominanten Plattform der Krypto-Industrie.

Zwei wichtige Wachstumsfelder

Mit aktuell täglich über sechs Millionen Transaktionen und einer monatlichen Wachstumsrate von über 30 Prozent hat sich Base, das eigene Layer-2 Netzwerk von Coinbase, zur Lösung auf Ethereum entwickelt. Es sorgt im Hintergrund dafür, dass Transaktionen auf Ethereum schneller und günstiger ablaufen. Seit dem Start vor etwas mehr als einem Jahr hat Base dem Unternehmen neue Umsätze durch Transaktionsgebühren in Höhe von 75 Millionen Dollar beschert. Langfristig soll Base die Kerninfrastruktur einer Blockchain-basierten Wirtschaft bilden und traditionellen Zahlungsanbietern Konkurrenz machen.


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„Unserer Schätzung nach wird derzeit etwa ein halbes Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts über Kryptokanäle abgewickelt. Wir wollen diesen Anteil auf 20 Prozent steigern“, sagte Coinbase-CEO Brian Armstrong bei der Vorstellung der Quartalszahlen am Mittwoch. Er glaubt, dass Krypto-Netzwerke schneller und billiger sind – „sie sind die besten Zahlungskanäle der Welt“, so Armstrong.

Obendrein steckt Coinbase viel Geld in die Weiterentwicklung der eigenen Coinbase Wallet, um die Kontrolle über die Technologie und die Benutzerzugänge zu behalten. Mit dieser Strategie deckt Coinbase zwei entscheidende Bereiche ab: Zum einen das Frontend, also die Benutzeroberfläche, die Nutzer direkt sehen und verwenden, und zum anderen das Backend, die technische Infrastruktur im Hintergrund. So kann Coinbase optimal vom Wachstum der Blockchain-basierten Wirtschaft profitieren und gleichzeitig die Nutzererfahrung verbessern.

Entwicklerplattform nach Amazon-Vorbild

Ein weiterer wichtiger Wachstumsfaktor für Coinbase ist die firmeneigene Entwicklerplattform. Hier bietet Coinbase Entwicklern Tools an, wie beispielsweise Software für Wallets, Zahlungs-Schnittstellen und Staking-Services, damit Unternehmen ganz einfach Krypto-Funktionen in ihre Angebote einbauen können.

Es handelt sich um eine Strategie, die ähnlich ist wie die von Amazon Web Services (AWS), wie auch Coinbase-Chef Armstrong selbst sagt. AWS ist eine Cloud-Computing-Plattform von Amazon, die eine Vielzahl von Diensten anbietet, wie Speicherplatz, Datenbanken, Rechenleistung und vieles mehr. Unternehmen nutzen AWS, um ihre Anwendungen und Daten sicher und flexibel zu hosten, ohne eigene Server oder Infrastruktur aufbauen zu müssen. Die Coinbase-Entwicklerplattform greift die Idee auf: „Ich denke, dies könnte das AWS der Kryptowährungen werden. Unsere Vision und unser Ziel ist es, dass jedes Finanzunternehmen, jedes Fintech-Unternehmen irgendwann zu einem Krypto-Unternehmen wird“, so Armstrong weiter.

Zudem scheint das Unternehmen einen Weg gefunden zu haben, am derzeitigen KI-Boom zu partizipieren. So stellt Coinbase aktuell die meist genutzte Infrastruktur zur Entwicklung von KI-Agenten zur Verfügung, die autonom mit der Blockchain interagieren und Transaktionen ausführen können.

Coinbase könnte massiv von US-Wahl profitieren

Alle diese Geschäftsfelder profitieren von enormen Synergien. Die Gewinne der Handelsplattform finanzieren die Entwicklung der Entwicklerplattform, während das Wachstum von Base die Nutzung des Stablecoins USDC fördert. Den größten Einfluss auf den Erfolg des Unternehmens dürfte aber vor allem die unmittelbar bevorstehende US-Präsidentschaftswahl haben. Coinbase wäre einer der großen Profiteuere einer Krypto-freundlicheren Regulierung in den USA – insbesondere wenn Donald Trump gewinnen sollte. Er hatte entsprechende Maßnahmen in Aussicht gestellt. Der Aktienkurs von Coinbase könnte sich dann schnell wieder erholen.

Dieser Text ist zuerst bei Blockstories erschienen. Mehr Kryptoinhalte findet ihr bei dem führenden Kryptonewsletter Blockstories von Maximilian Vargas.