„Wir machen so viele Deals wie nie zuvor“ – Creandum-Partner Simon Schmincke im FinanceFWD-Podcast
Er zählt zu den wichtigsten Geldgebern der europäischen Fintech-Szene: Simon Schmincke hat mit dem Fonds Creandum Hoffnungsträger wie Lemon Markets, Topi oder Tide finanziert. Der Investor beobachtet gerade, wie viele attraktive Startups wieder nach Geld suchen. Im Podcast erzählt er, warum im Markt Aufbruchstimmung herrscht, warum KI in der Bankenwelt gerade Thema Nummer eins ist – und wie der Exitmarkt aussieht.
An sein erstes Startup-Investment erinnert sich Simon Schmincke genau. „Ich war damals noch Associate bei Earlybird und habe zusammen mit Christian Nagel in N26 investiert“, erzählt Schmincke im FinanceFWD-Podcast. „Man muss auch mal Glück haben im Leben“, sagt er und lacht. N26 ist über die Jahre zu einer der größten europäischen Neobanken aufgestiegen.
Und Schmincke zählt mittlerweile zu den profiliertesten Fintech-Investoren in Europa. Der General Partner hat mit dem schwedischen Fonds Creandum in Hoffnungsträger wie die Neobank Tide, das Investment-Startup Lemon Markets oder den Mietanbieter Topi investiert.
Nach mehreren Jahren der Funding-Flaute hat sich in den vergangenen Monaten etwas geändert, berichtet er: „Bei uns im Team herrscht eine wahnsinnig euphorische Aufbruchstimmug“, so Schmincke er. „Wir machen so viele Deals wie nie zuvor.“ Auf welche Themen sie gerade besonders setzen? „Querbeet und viel AI.“
„KI ist beherrschendes Thema in Banken“
Künstliche Intelligenz (KI) ist das Buzzword der Stunde, doch nicht jedes Geschäftsmodell zieht Investoren an. Schmincke sieht aktuell vor allem Potenzial im Kreditbereich. „Wir schauen uns Firmen an, die für große Finanzinstitute Underwriting betreiben und hochvolumige Kreditprozesse automatisieren“, sagt er. Weniger begeistert sei er dagegen von Modellen, die Investmententscheidungen für Endkunden automatisieren. Sowohl Kunden als auch Banken wären noch nicht bereit dafür, automatisiert Entscheidungen über Kundengelder treffen zu lassen, sagt Schmincke.
Mittlerweile wird KI aber auch als unterstützende Funktion immer relevanter. Vor allem das Creandum-Portfoliounternehmen Klarna macht immer wieder Schlagzeilen mit Ankündigungen, dass KI einen Teil der Belegschaft ersetzen soll. „Keine Firma kann sich heute nicht mit AI beschäftigen“, sagt Schmincke. „Wenn ich mit großen Bank-CEOs spreche oder Head of Securitys, ist das das Thema eins, zwei und drei.“
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Gleichzeitig erwarte er, dass die Aufsichtsbehörden den Einsatz von KI frühzeitig regulieren werden – im Unterschied zu früheren Trends wie Cloud Computing oder Krypto, für die es lange keine klaren Regeln gab. „Wenn du Entscheidungen über sensible, regulierte Daten triffst, wirst du genau nachweisen müssen, warum die Maschine etwas gemacht hat“, sagt er. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es lange dauert bis die Bafin dazu relative klare Regeln aufstellt.“
Exits bleiben Problem
Neben dem neuen Aufschwung im Markt bleibt ein Bereich aber noch immer unter den Erwartungen: Große, erfolgreiche Börsengänge gab es in den vergangenen Jahren kaum. „Da legst du den Finger dahin, wo es besonders wehtut“, sagt Schmincke.
„Es ist offensichtlich, dass unsere Industrie in den letzten ein, zwei Jahren nicht so viel Geld an ihre Investoren zurückgespielt hat.“ Exits seien auf einem historisch niedrigen Niveau. „Wir warten alle auf die Mega-IPOs.“ Stripe oder Klarna zum Beispiel.
Der Markt könnte es gebrauchen. Denn ohne die Rückflüsse aus den Verkäufen werden VCs es schwer haben, neues Kapital einzusammeln – ohne Exits funktioniert das Geschäftsmodell nicht. „Viele Fonds haben Probleme, neue Fondsgenerationen aufzulegen, das Fundraising dauert länger, die Fonds werden kleiner“, sagt Schmincke.
Als Folge nimmt der Investor einen dritten Trend – neben Börsengängen und Private-Equity-Geschäften – wahr. Einige VCs würden so genannte „Roll-Over-Funds“ auflegen. Es ist eine Möglichkeit, ihre Investorenbasis am Ende der Laufzeit abzulösen – die Alten werden ausgezahlt, Neue steigen ein. Es ist eine Wette darauf, dass es auch nach zehn oder mehr Jahren noch eine Wertentwicklung gibt. Ein Problem dabei: Die teils überhöhten Bewertungen der letzten Jahre lassen sich oft nicht halten. „Wenn VCs heute ihr komplettes Assetportfolio verkaufen, gibt es 60 Prozent Discount darauf – früher waren das vielleicht 20 bis 30 Prozent.“
Über die gute Stimmung im Fintech-Markt, warum Berlin als Startup-Standort weniger attraktiv wird und seine Prognosen für das kommende Jahr, darüber spricht Simon Schmincke im Podcast.
Im FinanceFWD-Podcast spricht der Creandum-Partner über …
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… das Potenzial von Embedded Finance
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