Penta steht vor Verkauf an den Rivalen Qonto
Exklusiv: Paukenschlag in der deutschen Fintech-Szene – laut Insidern wird Penta in wenigen Tagen an den französischen Wettbewerber Qonto verkauft. Damit könnte auf einen Schlag ein dominanter Anbieter von Business-Banking in Deutschland entstehen.
Im hart umkämpften Markt der Neobanken für Geschäftskunden bahnt sich eine Zäsur an: Laut exklusiven Recherchen von Finance Forward und Finanz-Szene steht der größte deutsche Anbieter Penta vor einem Verkauf an den gutfinanzierten französischen Wettbewerber Qonto. Der Deal sei bereits verhandelt und könne zeitnah verkündet werden, sagen mehrere mit der Sache vertraute Personen. Die jeweiligen Sprecher der beiden Fintechs wollten die Informationen auf Nachfrage nicht kommentieren.
Die Konstellation zwischen Penta und Qonto erinnert an die Übernahmen der beiden Münchner Open-Banking-Anbieter Fintecsystems und finaPI durch das schwedische Milliarden-Fintech Tink beziehungsweise durch den britischen Konkurrenten Yapily.
Wieder gilt: Ein hiesiger Marktführer wird durch eine deutlich besser finanzierten europäischen Rivalen aufgekauft – aber bezeichnenderweise wiederum erst, nachdem besagter Rivale vergeblich versucht hat, auf eigene Faust im deutschen Markt zu reüssieren. Konkret hatten sich bei Qonto in den vergangenen Jahren prominente Geldgeber wie Valar Ventures oder DST eingekauft.
Dabei verfügte das französische Fintech über ein glückliches Timing. So sammelte Qonto noch im Januar – also kurz, bevor sich die Stimmung unter Investoren zu drehen begann – 486 Millionen Euro unter anderem von Tiger Global ein. Und das zu einer spektakulären Bewertung von 4,4 Milliarden Euro. Dimensionen, die schon wenige Wochen später vermutlich nicht mehr möglich gewesen wären.
Warum Qonto so viel größer ist als Penta
Die hohe Bewertung in Kombination mit dem üppigen Funding-Mitteln ermöglichen es Qonto nun, durch die Übernahme von Penta auf einen Schlag zum neuen Schwergewicht unter den hiesigen Business-Banking-Fintechs aufzusteigen. Wettbewerber wie Finom, Kontist, Fyrst oder Holvi dürften weniger Umsatz machen. Organisch war das den Franzosen nicht gelungen. So tat sich Qonto trotz des rasanten Wachstums in anderen europäischen Ländern auf dem deutschen Markt auffallend schwer, wie Branchen-Insider berichten – eine Beschreibung, die durch Download-Schätzungen des Analysediensts Airnow unterstrichen werden (siehe Grafik).
Bezeichnend: Qonto kommunizierte in den vergangenen Jahren immer wieder imposante Kundenzahlen, zuletzt war im Januar von insgesamt 220.000 Business-Banking-Kunden die Rede. Wie viele davon jedoch auf den deutschen Markt entfallen – darum machte das Pariser Finanz-Startup immer ein Geheimnis.
Bei Penta waren die Ausgangsbedingungen andere. Nach wilden Anfangsjahren war das Berliner Fintech 2019 in Schieflage geraten und musste unter dem Obdach des damaligen Company-Builders Finleap erst wieder aufgepeppelt werden. Finleap setzte bewusst auf bankerfahrene CEOs – erst der Solarisbank-Mitgründer Marko Wenthin, später der frühere Deutsche-Bank-Digitalchef Markus Pertlwieser – , und tatsächlich gelang Penta mit frischen Geldgebern der Turnaround. Unter den Geldgebern sind Holtzbrinck, ABN Amro, Ilavska Vuillermoz Capital und andere, die alles in allem rund 80 Millionen Euro investierten.
Kein Wachstum um jeden Preis
Die Strategie lautete, nicht um jeden Preis, dafür aber in Richtung Profitabilität zu wachsen. Trotz der frühzeitigen Abschaffung kostenloser Basiskonten erreicht Penta Ende letzten Jahres die Marke von 40.000 Kunden. Nach unseren Informationen dürften die Berliner zum damaligen Zeitpunkt grob 600.000 Euro monatlich umgesetzt haben.
Weitere Details zu dem Deal ließen sich zunächst nicht herausfinden. So bleibt zum Beispiel unklar, ob Penta als Marke erhalten bleibt oder wie es mit dem Führungsteam des Berliner Fintechs weitergeht. Was dagegen feststeht: Für die klassischen Banken wird der Druck im Geschäftskunden-Segment zunehmen.