Penta wird von Investoren mit mehr als 100 Millionen Euro bewertet. (Bild: PR)

So erzielt Penta 600.000 Euro Ertrag pro Monat

Exklusiv: Mitten in der Coronapandemie schaffte das Banking-Startup Penta sein kostenloses Bankkonto ab. Die Strategie geht auf, die Nutzerzahlen steigen trotzdem weiter kräftig – das macht sich nun in den Einnahmen bemerkbar.

Es war ein radikaler Schritt. Im Frühjahr vergangenen Jahres, mitten in der Corona-Krise, schaffte Penta als eine der ersten Neobanken das kostenlose Konto ab. Schon damals zeichnete sich ab, dass das auf Startups und sonstige Kleinbetriebe spezialisierte Fintech seine – freilich extrem ambitionierten – Wachstumsziele verfehlen würde. 50.000 Kunden sollten es bis Ende 2020 sein. Stattdessen war man ein gutes halbes Jahr vorher erst bei knapp 20.000 angelangt.

Das neue Kalkül daher: Wenn das Wachstum nicht über die Zahl der Kunden kommt – dann vielleicht über den Ertrag pro Kunde.

Anderthalb Jahre später lässt sich festhalten: Das Kalkül scheint aufzugehen. Denn wie Finanz-Szene.de und Finance Forward von zwei mit den Zahlen vertrauten Personen erfahren haben, kommt Penta inzwischen auf monatlich wiederkehrende Erträge in Höhe von rund 600.000 Euro – auf zwölf Monate fortgeschrieben, kommt man auf 7,2 Millionen. Das mag nicht bombastisch sein. Aber es ist einer der bislang klarsten Belege, dass Challengerbanken durchaus in der Lage sind, ihre Konten zu bepreisen, ohne dass die Bestandskunden weglaufen und Neukunden abgeschreckt werden.

Wie sich Penta Erträge zusammensetzen könnten

Wie setzen sich die 600.000 Euro zusammen? Und was hat die Zahl – zum Beispiel im Hinblick auf die Profitabilität und den Unternehmenswert – zu bedeuten?

Im Mai 2020 (als die Abschaffung des Kostenlos-Kontos für Neukunden verkündet wurde) stand Penta bei knapp 20.000 Kunden. Mitte April dieses Jahres verkündete der Business-Banking-Spezialist, die 30.000-Kunden-Marke geknackt zu haben. Kenner des Fintechs sagen, dass die Wachstumsdynamik seitdem eher angezogen als abgenommen habe. Eine Annahme, die plausibel scheint. Schließlich hat Penta über die vergangenen zwei Jahre sein Funding sukzessive aufgestockt, ist also in der Lage, ins nötige Marketing zu investieren.

Inzwischen dürfte das Fintech mithin bei 35.000 bis 40.000 Kunden stehen. Und zwar eher am oberen Ende dieser Spanne als am unteren.

Nach offiziellen Angaben nutzte von den „knapp 20.000“ Kunden per Anfang Mai 2020 „mehr als die Hälfte“ schon damals die kostenpflichtige Kontovariante. Das wären also grob 10.000 Kunden gewesen.

Seitdem dürften an die 20.000 neue Kunden hinzugekommen sein – die jetzt alle für ihr Konto bezahlen. Wenn man darüber hinaus in Rechnung stellt, dass auch der ein oder andere Altkunde sein kostenloses Altkonto zwischenzeitlich gegen ein kostenpflichtiges Neukonto eingetauscht haben könnte, erscheint es nicht übertrieben, von annähernd 30.000 zahlenden Kunden auszugehen.

Penta hat drei Kontovarianten. Das „Starter“ genannte Basismodell kostet 9 Euro im Monat, beim „Comfort“ genannten Mittelklasse-Modell ist man bei 19 Euro, für das erst kürzlich (und zwar für die Bedürfnisse größerer Unternehmen) eingeführte „Enterprise“-Modell werden 49 Euro aufgerufen. Laut Webseite ist zwar die „Comfort“-Variante der „beliebteste Plan“. Tatsächlich dürfte die deutliche Mehrzahl der Kunden allerdings zur „Starter“-Variante greifen, sagen Leute, die sich im Business-Banking auskennen. Im Markt wird daher davon ausgegangen, dass Penta im Schnitt irgendwas zwischen elf Euro und 13 Euro pro Konto umsetzt. Das wären bei annähernd 30.000 Kunden um die 350.000 Euro pro Monat

Hinzu kommt die Interchange-Gebühr. Die liegt bei Business-Kunden wesentlich höher als streng regulierten Retail-Bereich – nämlich irgendwo bei 1,4 Prozent bis 1,7 Prozent. Marktkenner schätzen den durchschnittlichen Kartenumsatz bei einem Player wie Penta auf vielleicht 500 Euro je „aktivem“ Kunden. Geht man nun davon aus, dass neben den annähernd 30.000 zahlenden Kunden auch jeder zweite übrige Kunde „aktiv“ ist, dann muss man grob 34.000 Kunden mit grob 500 Euro multiplizieren – und dass dann noch mit grob 1,5 Prozent (die angenommene Interchange) malnehmen. Ergibt 255.000 Euro.

Und macht in der Summe: ziemlich exakt jene 600.000 Euro, von denen unsere Quellen uns berichten.

Ist Penta damit profitabel? Nein – aber …

Mag sein, dass sich die rund 600.000 Euro in der Realität ein bisschen anders zusammensetzen als in unseren Rechenspielen. Vielleicht sind es doch noch keine 30.000 zahlenden Kunden. Sondern erst 25.000. Vielleicht liegt das durchschnittliche monatliche Entgelt nicht bei 11 bis 13 Euro. Sondern ein bisschen drunter oder ein bisschen drüber. Und vielleicht liegt der durchschnittliche Kartenumsatz ja auch nur bei 400 Euro oder sogar bei 600 Euro.

Aber: Zumindest grob dürften die Zahlen so sein, wie in unserer Beispielrechnung angenommen. Zumal: Dass die rund 600.000 Euro als solche stimmen, daran bestehen wenig Zweifel.

Ist Penta damit profitabel? Antwort: Nein, noch lange nicht. Zuletzt – die Angaben stammen aus dem Frühjahr – zählte die Berliner Neobank rund 150 Mitarbeiter. Geht man von einem durchschnittlichen Personalaufwand von 7.000 Euro pro Monat und Mitarbeiter aus, dann summieren sich allein die Personalkosten auf gut eine Million Euro monatlich summieren. Sprich: Noch ist die Kluft zwischen Einnahmen und Ausgaben in jedem Fall gewaltig. Hält die Wachstumsdynamik allerdings an (und Penta drückt ja durchaus aufs Tempo, will zum Beispiel nach Österreich expandieren und sein Kreditangebot erweitern …), könnte es in ein bis zwei Jahren schon anders aussehen.

Wobei: An Investoren, die bereit sind, Verluste einstweilen noch auszugleichen, besteht ja ohnehin kein Mangel. Für solide geführte Startup-Banken wie Penta gilt unter Wagniskapitalgeber momentan bezogen auf den annualisierten Umsatz ein Bewertungs-Multiple von 25 bis 30 als angemessen. Damit käme Penta aktuell auf eine Taxierung von rund 200 Millionen Euro.

Ein Podcast mit dem Penta-Chef Markus Pertlwieser ist kürzlich bei Finance Forward erschienen.