Trendthema „Open Payroll“ – Fintech Mistho erhält drei Millionen Euro
Das Berliner Finanz-Startup Mistho will für Kredit- und Immobilienplattformen einen einfachen Zugang zu den Gehaltsdaten der Kunden ermöglichen. Mit neuen Investorengeldern ist der Start in Deutschland anvisiert.
Das Thema Open Banking galt lange Zeit als großer Trend der Fintech-Szene. Banken wurden von den Regulierern gezwungen, ihre Schnittstellen zu öffnen. Es entstanden neue Geschäftsmodelle wie Multibanking-Apps, also die Möglichkeit mehrere Bankkonten in einer App zu verfolgen. Richtig durchgestartet ist Open Banking bislang allerdings nicht, wie eine Analyse von Finance Forward und Finanz-Szene kürzlich zeigte. Stattdessen gibt es nun neuen Trend unter einem ähnlich gelagerten Stichwort: Open Payroll.
Die Idee: Wohnungsvermieter oder Kreditvermittler von Immobilienkrediten müssen nicht nach Gehaltsabrechnungen fragen, die per PDF verschickt werden, sondern die Kunden können sich direkt über den Payroll-Anbieter ihres Arbeitgebers anmelden – und die Gehaltsdaten freigeben. Der Kreditgeber oder Vermieter hat dann auch die Sicherheit, dass es sich um einen authentischen Gehaltszettel handelt. Im Hintergrund arbeitet ein junges Berliner Fintech genau an dieser Lösung.
Mistho wurde 2021 von Maximilian Czymoch und Shervin Panahi gegründet. Das Duo verkündet nun seine Seed-Finanzierung über drei Millionen Euro. Investiert haben der neue Company Builder von Rocket Internet Flash Ventures, Rockets Fonds Global Founders Capital, FinVC, Nauta Capital sowie Business Angels wie Kai Hansen oder der Moss-Gründer Ante Spittler. Angeführt wird die Finanzierungsrunde von Lightbird. Deutsche Startups hatte Anfang des Jahres bereits über das Funding berichtet.
Die große Schwierigkeit wird es nun sein, die Payroll-Anbieter anzubinden, in Deutschland zählt beispielsweise Datev dazu, Personio ist einer der jüngeren Anbieter. Mistho ist in Großbritannien gestartet, in der zweiten Jahreshälfte soll es in Deutschland losgehen. Die einzelnen Portale müssen dabei nicht unbedingt mitspielen, denn es ist nach europäischen Datenschutz-Gesetz geregelt, dass Verbraucher ihre Daten mitnehmen dürfen. Dafür arbeitet Mistho mit sogenanntem Screen Scraping, die relevanten Gehaltsdaten werden direkt vom Bildschirm ausgelesen. Ein Verfahren, das früher beim Open Banking auch verwendet wurde.
Langfristig lasse sich das Thema Open Payroll weiter denken, sagt Gründer Czymoch, der früher als Berater bei Mckinsey gearbeitet hat. Wer zum Beispiel seinen Kredit direkt vom Gehalt abzweigt, kann bessere Kreditkonditionen bekommen, weil die Ausfallwahrscheinlichkeit für den Kreditgeber sinkt. Aber erst einmal muss das Team nun die erste Produktversion zum Laufen bringen – und an die Darlehens- oder Immobilienplattformen vertreiben.