N26 entlässt Teile des US-Teams
Exklusiv: Die Challengerbank N26 hat in New York zehn Prozent ihrer Belegschaft gekündigt. Erstmals muss sich das schnellwachsende Berliner Banking-Startup betriebsbedingt von Mitarbeitern trennen.
Er war einer der ersten zehn Mitarbeiter von N26 in New York. Als Mitch Babineaux im Herbst 2018 bei dem Banking-Startup anfing, war das deutsche Unternehmen noch gar nicht auf dem US-Markt gestartet. Seitdem hat Babineaux als Personaler neue Mitarbeiter gesucht und interviewt, das Team vergrößerte sich stark – zuletzt waren 90 Mitarbeiter in New York angestellt.
Vor zwei Wochen musste Babineaux nun seine Sachen packen. Er ist einer von neun Mitarbeitern, die N26 aus dem US-Team entlassen hat. Ein Unternehmenssprecher bestätigte entsprechende Recherchen von Finance Forward. Nachdem N26 wegen der Coronakrise in Europa Kurzarbeit angemeldet und Neueinstellungen weitgehend pausiert hat, bekamen nun auch die New Yorker Mitarbeiter die Folgen zu spüren.
„Die Entlassung nervt zwar, aber N26 hat sich wirklich um uns gekümmert“
Anfang April hatte N26 bereits in Berlin und Barcelona 150 Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. Doch in den USA gibt es keine vergleichbare staatliche Unterstützung. „Daher haben wir uns dazu entschieden, die betroffenen Funktionen zu konsolidieren“, sagt ein Sprecher. Nach den neun Kündigungen zählt das New Yorker Büro noch rund 80 Mitarbeiter.
Die Positionen, die in Europa in Kurzarbeit gingen, wurden in New York gekündigt. Das US-Büro arbeitete bislang komplett eigenständig, vor Ort deckt das Team alle Aufgaben ab, die es auch in der Berliner Zentrale gibt. Denn das Produkt in den USA muss auf andere Regularien abgestimmt werden als in den europäischen Ländern. Nach den Entlassungen sollen diese Aufgaben nun von Berlin aus gestemmt werden. Es betreffe in erster Linie das Recruiting, sagt ein Unternehmenssprecher.
Das Banking-Startup bemühte sich bei den Kündigungen um faire Bedingungen. N26 wolle den entlassenen Teammitgliedern „eine Gehaltsfortzahlung sowie eine verlängerte Krankenversicherung garantieren, die deutlich über dem US-Durchschnitt liegen“, so der Sprecher. Der ehemalige Mitarbeiter Mitch Babineaux bestätigt das: „Die Entlassung nervt zwar, aber N26 hat sich wirklich um uns gekümmert. Unsere Abfindung ist im Vergleich zu dem, was meine Freunde in anderen Unternehmen bekommen haben, die beste.“
Besonders in den USA haben viele Startups in den vergangenen Wochen Mitarbeiter entlassen, darunter jeweils mehrere tausend Angestellte bei Unternehmen wie Uber, Groupon oder Airbnb. Aber auch Fintechs haben Mitarbeiter in den USA gefeuert, die Peer-to-Peer-Kreditplattform Lending Club 460 und die britische Challengerbank Monzo 165. Insgesamt zählt das Trackertool Layoffs.fyi mehr als 1.400 Kündigungen bei 24 Finanzstartups in den USA seit Anfang März.
Gerade erst gab es 100 Millionen frisches Kapital
Vor wenigen Tagen verkündete N26 mitten in der Coronakrise weitere 100 Millionen Dollar eingesammelt zu haben – ein Bekenntnis der Bestandsinvestoren. (Unsere Kurzanalyse dazu lest ihr hier.) Ein Teil davon will das Unternehmen in den Ausbau des US-Geschäfts stecken. „Dort ist das Unternehmen aktuell die erfolgreichste europäische mobile Bank“, sagt der Sprecher. Die Entlassungen sind dabei als kurzfristige Reaktion auf die Krise zu sehen.
Die USA sind für N26 ein wichtiger Markt. Immerhin ist das ausgegebene Ziel der Gründer Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal, irgendwann die 100-Millionen-Kundengrenze zu knacken. Im Januar verkündete das Unternehmen, ein halbes Jahr nach Launch 250.000 USA-Kunden zu zählen.
Eine Stelle muss in den USA derweil noch besetzt werden, nach Informationen von Finance Forward ist die Nachfolge von US-CEO Nicolas Kopp, der das Unternehmen im Sommer verlassen wird, noch nicht geklärt. Recruiter Mitch Babineaux wird mit der Besetzung jedoch nichts mehr zu tun haben. Doch er ist nicht verärgert über seine Kündigung. „Ich stehe meinen Kollegen und dem US-Führungsteam ziemlich nahe, daher weiß ich, dass unsere Kündigung für sie die allerletzte Option war“, sagt er.