Das Headquarter von N26 in Berlin. (Bild: imago)

Auf der Jagd nach Einlagen: N26 verschenkt Premium-Abo für ein Jahr

Für eine Marketingaktion verzichtet die Neobank N26 ein komplettes Jahr auf eine wichtige Einnahmequelle – die Gebühr für das beliebte Premiumkonto. Was ist der Plan?

N26 will mehr Kundinnen und Kunden in ihr Premium-Angebot bringen – in dem Abo „N26 Smart“, das rund 60 Euro pro Jahr kostet, sind beispielsweise Unterkonten, telefonischer Kundenservice und eine physische Karte enthalten. Genau diese Features verschenkt die deutsche Neobank nun für zwölf Monate, wie es in einer Mail an Bestandskunden vor wenigen Tagen mitteilte.

Es ist Teil einer Strategie, langfristig die Erträge pro Kunde zu steigern, denn das Unternehmen hat immer noch mit den Wachstumsbeschränkungen der Finanzaufsicht Bafin zu kämpfen. Demnach darf die Berliner Bank jeden Monat nur 50.000 Neukundinnen und Neukunden aufnehmen – das Limit gilt seit November 2021. Nun besteht die Hoffnung, die Nutzer des kostenlosen Konto auch langfristig zu zahlenden Kunden zu machen. Und die Marketing-Aktion könnte sich für N26 sogar heute schon rechnen.

N26 will Zinserträge erwirtschaften

Das Ziel ist es, die Kundeneinlagen massiv zu steigern. Um das Konto kostenlos zu bekommen, müssen jeden Monat 700 Euro eingehen und mindestens 200 Euro überwiesen werden. N26 erhofft sich „eine verstärkte Nutzung von N26-Produkten und -Services, die sich in höheren Provisionserträgen niederschlägt, sowie durch eine Steigerung von Kundeneinlagen, mit denen wir im Rahmen unserer Treasury-Strategie Zinserträge erwirtschaften können“, teilt eine Sprecherin mit.

Dahinter steht der Plan, dass mehr Kundinnen und Kunden N26 zu ihrem Gehaltskonto machen. Denn bereits bei zusätzlichen Einlagen von rund 1.800 Euro würde N26 aktuell mehr Zinsen pro Jahr einnehmen, als die Marketing-Aktion kostet. Es erhält zurzeit rund 3,5 Prozent Zinsen auf seine Einlagen, erst vor wenigen Tagen hat die EZB die Zinsen leicht erhöht. Doch bislang merken die Kundinnen und Kunden noch nichts davon – nur in Spanien erhalten sie von N26 Zinsen auf ihr Geld. Allerdings hat die Neobank angekündigt, dass das Zinsprodukt auch in anderen Ländern folgen soll.

Profitabilität in Sicht?

Das Ziel dabei ist ganz klar, endlich profitabel zu werden. Wenn es nach N26 geht, dann geschieht dies bald. „Unser Eigenkapital reicht aus, ohne weitere Kapitalaufnahme als gesamtes Unternehmen profitabel zu werden“, heißt es von der Sprecherin. Zuletzt hatte das Fintech im Oktober 2021 eine Finanzierungsrunde über 700 Millionen Euro durchgeführt. „Wir möchten in den nächsten 24 Monaten profitabel werden“, hatte Stalf im September vergangenen Jahres noch gesagt.

Angekommen ist das Angebot bereits bei den Schnäppchen-Jägern. Auf dem Portal Mydealz wird die Marketing-Aktion bereits diskutiert. „Ich bin da noch nicht Kunde, war aber schon kurz davor Kunde zu werden“, schreibt ein Nutzer. Wenn er jedoch zwölf Monaten kostenlos ein Premiumkonto bekomme, sei er „sofort dabei“. Das Fintech hat aber im Kleingedruckten eine Klausel versteckt: „Die Aktion kann von N26 Standard Kunden genutzt werden, die von der N26 ausgewählt wurden und eine Mitteilung (…) erhalten haben.“


Warum N26 künftig stärker auf eigene Produkte setzt und nicht mehr mit Partnern kooperieren will, darüber hat Gründer Valentin Stalf auf der Finance-Forward-Konferenz gesprochen. Das ganze Gespräch seht ihr hier: