Krypto-Studie: Coinbase, Bitpanda und Etoro sind am teuersten
Bitpanda, Coinbase oder auch Trade Republic haben in wenigen Monaten Millionen an Kunden gewonnen, die mit Kryptowährungen handeln wollen. Für die Anbieter ist das ein gutes Geschäft. Denn Spreads und Gebühren sind oft hoch – und wenig transparent. Eine exklusive Preisstudie bringt nun Licht ins Dunkel.
Sie heißen Coinbase, Trade Republic oder Bitpanda. Und sie sind aus dem Nichts zu Milliardenunternehmen aufgestiegen. Die Idee ist dabei immer die gleiche: Kinderleicht handeln via App. Am liebsten mit Kryptowährungen. Die Margen für die Anbieter sind mitunter gewaltig. Coinbase zum Beispiel setzte im ersten Halbjahr 3,6 Milliarden Dollar um, bei einem Gewinn von 2,3 Milliarden Dollar.
Ein lukrativer Faktor, der vielen unerfahrenen Anlegern nicht auffällt, sind dabei die Kosten, die bei jedem Kauf und Verkauf der Krypto-Werte anfallen. Wer zum Beispiel 0,002453 Bitcoin für rund 130 Euro kauft, der merkt nicht, wie viel der Marktplatz oder den Broker mitverdient. Sind es ein Prozent? Zwei Prozent? Noch mehr?
Der Tenor der Studie: Die Preisstruktur beim Kauf und Verkauf der Kryptowährungen wird von den einzelnen Anbietern nicht transparent aufbereitet. Einheitliche Regeln, was als Spread (die Differenz dem Kauf- und Verkaufskurs) und was als Gebühr ausgewiesen wird, gebe es nicht.
So zahlen die Kunden häufig mehr an die Krypto-Börsen als das, was als Entgelt ausgewiesen ist. Ein Problem: Was bei manchen als Spread gilt, könnte auch einfach Gebühr genannt werden, argumentieren die Macher der Studie. „Nur weil etwas nicht Gebühr heißt, sondern Spread, bedeutet es noch lange nicht, dass es keine Kosten verursacht“, so Coindex-Mitgründer Martins Pereira.
Im Ergebnis zeigt sich, dass es große Preis-Unterschiede unter den einzelnen Anbietern gibt. Während bei bei Coinbase an der Spitze 3,92 Prozent des Gesamtwertes als Kosten anfallen, sind es beim deutschen Anbieter Scalable Capital lediglich 0,67 Prozent. Das Münchner Startup bietet im Gegensatz zu den anderen Anbietern allerdings lediglich Zertifikate auf die Kryptowährungen an. Auch Justtrade liegt bei rund 0,6 Prozent effektiven Kosten weit unten auf der Liste. (Eine komplette Übersicht der Kosten für das erste Szenario findet ihr unter dem Artikel, dazu auch die Methodik der Erhebung.)
Hinweis: In einer früheren Version der Studie und dieses Artikels war Etoro als teuerster Anbieter ausgewiesen, das lag an einem Fehler in der Erhebung der Studie. Der Artikel und die Studie wurden entsprechend korrigiert.
Die größten internationalen Anbieter sind dabei auch die teuersten. Bei Coinbase zum Beispiel können Kosten von 3,92 Prozent entstehen. Für Kunden ist das nicht immer klar. Auf seiner Webseite erklärt das Unternehmen, seine Gebühren würden auf der Grundlage von verschiedenen Faktoren berechnet, etwa die ausgewählte Zahlungsmethode, die Größe der Order und Marktkonditionen wie Volatilität oder Liquidität. Und: „Zusätzlich berechnet Coinbase eine Spread Margin für Kryptowährungskäufe und Kryptowährungsverkäufe, oder in dem Umrechnungskurs, wenn Sie Kryptowährungen konvertieren.“
Auffällig ist der Neobroker Justtrade, der erst vor einem Jahr in den Krypto-Handel einstieg (Finance Forward berichtete). Das Startup wurde von zwei Bank-Veteranen gegründet und wuchs zuvor mit seinem gebührenfreiem Aktienhandel. Das Krypto-Angebot ist mit 0,6 Prozent vergleichsweise günstig.
Am günstigsten ist das Pro-Angebot von Bitpanda, einer Krypto-Exchange, die sich explizit an erfahrene Trader richtet. Hier fallen nur 0,45 Prozent an effektiven Gebühren an. Das normale Broker-Angebot des Wiener Startups ist mit 3,7 Prozent wiederum vergleichsweise teuer. Dazu heißt es in der Studie:
Im Handelsfenster von Bitpanda lassen sich weder Spreads, noch Gebühren explizit erkennen. Die Gebühren sind im dargestellten Kaufpreis bereits enthalten. Wenn man von der Ansicht „aktueller Preis“ in die Ansicht „Kaufpreis“ wechselt, stieg der Preis in unserer Stichprobe um 1,87 Prozent an. Man wird bei der Transaktionsbestätigung darauf hingewiesen, dass der Betrag die Gebühren bereits beinhaltet. Seperat angezeigt werden die Gebühren nicht.
Die Höhe der Handelsgebühr von 1,49 Prozent lässt sich bei Bitpanda in einem FAQ-Artikel finden. Dort wird auch beschrieben, dass die Handelsgebühr durch den Preis ausgedrückt wird. Zu Spreads gab es auf Nachfrage keine klare Auskunft. Der Spread in unserer Stichprobe (siehe Screenshot) lag bei 0,38 Prozent anteilig. Das ist im Vergleich mit anderen Anbietern verhältnismäßig hoch dafür, dass es dem Nutzer nicht angezeigt wird und bereits eine Gebühr von 1,49 Prozent aufgeschlagen wird. Entweder hat Bitpanda hier eine deutlich teurere Wertschöpfungskette als andere Anbieter, wodurch der relativ hohe Spread zusätzlich zur Gebühr entsteht, oder Bitpanda verdient zusätzlich Geld über den Spread.
Die einzelnen Anbieter haben in den vergangenen Jahren sicher davon profitiert, dass viele Kunden das Preismodell hinter ihrem Angebot nicht wirklich verstanden haben. Der Unterschied im Preis findet sich beim Bitcoin meist auch erst bei einer hinteren Nachkommastelle, zudem fluktuiert der Wert der Kryptowährung stark, was die Transaktion noch unübersichtlicher macht.
„Ich würde wetten, dass einige Anbieter nach einem Trade auf ihrer eigenen Plattform dir nicht sagen könnten, wie hoch die Gebühren sind, die geflossen sind“, sagt Studien-Autor und Coindex-Mitgründer Pereira. Er vermutet dahinter System. „Kein Anbieter im Vergleich hat die tatsächlichen Kosten für den An- und Verkauf von Kryptowerten transparent gezeigt“, sagt er. Dadurch sahen einige Anbieter deutlich günstiger aus, als sie tatsächlich sind.
Ein zweiter Grund dafür, dass die großen Anbieter seit Jahren mit den hohen Margen durchkommen: Coinbase, Bitpanda und Etoro konnten viele Kunden trotz der hohen Gebühren überzeugen, weil ihr Produkt stark überzeugt hat. In den vergangenen Jahren haben sie einen schnellen und sicheren Zugang zu Krypto-Werten geschaffen, ohne in ihren Märkten unter sonderlich viel Konkurrenz-Druck zu stehen.
Das könnte sich in den kommenden Jahren ändern. Fintech-Unternehmen wie Trade Republic, Scalable Capital, Robinhood und N26 haben entweder bereits ein Krypto-Angebot gestartet oder arbeiten daran. Sie bringen allesamt bereits viele Millionen an Bestandskunden mit. Durch das starke Wachstum an seriösen Anbietern im Markt könnte sich der Kampf um die Kunden auf die Preislisten auswirken – und auf die Transparenz.
Beim Erstellen der Studie hat auch Coindex, das als Konkurrent zu den genannten Unternehmen auftritt, für sich gemerkt, dass es noch nicht den optimalen Weg gefunden hat, die Preise für seine Kunden auszweisen. „Eine Überlegung, um die Kosten transparent und vergleichbar darzustellen, ist es, den fixen Teil klar auszuweisen, so wie wir es jetzt tun, und daneben den variablen Teil der Kosten zu zeigen, der bei uns durch den Handelspartner abhängig von der Marktsituation gestellt wird“, sagt Martins Pereira.
Hier seht ihr die Übersicht der Kosten am oben genannten Beispiel. Die komplette Studie findet ihr hier.
Methodik: Um die Preisstruktur zu untersuchen, hat Coindex bei den größten und relevantesten Krypto-Börsen zwei Szenarien durchgespielt. Zum einen haben die Macher 1.000 Euro an die Handelsplattform überwiesen und das Geld am 1. März jeweils zu 50 Prozent in Bitcoin und zu 50 Prozent in Ethereum investiert. Die Werte haben sie dann sechs Monate auf der jeweiligen Plattform gehalten und am 31. August wieder verkauft. Der Erlös ging dann zurück auf das Bankkonto, die Differenz der Beträge zeigt die unterschiedlichen Kosten auf.
Das zweite Szenario ist ähnlich strukturiert, untersucht jedoch die Preisstruktur bei Sparplänen. In jedem der sechs Monate Testzeitraum wurden 83,33 Euro in Bitcoin und Ethereum investiert.