Klarna vs. Affirm – haben „Buy now, pay later“-Fintechs die Krise überwunden?
Der schwedische Payment-Anbieter Klarna kann seine Geschäftszahlen verbessern. Im Vergleich zum US-Konkurrenten Affirm steht das Fintech mittlerweile gut da. Was sind die Gründe?
Hinter den „Buy now, pay later“-Fintechs liegen schwierige Monate. Nach dem Coronaboom folgte die Ernüchterung, der Online-Handel brach ein und die Geldgeber werteten die bekanntesten Anbieter Klarna und Affirm massiv ab.
Zum Beispiel gelang es trotz schwieriger Wirtschaftslage, dass sich die Kreditausfallrate im vergangenen Quartal nicht verschlechtert haben – das war die Sorge von vielen Investoren. Bei Klarna lag sie mit 0,41 Prozent vom Transaktionsvolumen sogar 49 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Bei Affirm sind die Kreditausfallraten im Vergleich zum Vorjahr zwar nicht gesunken, haben sich aber auch nicht verschlechtert.
Wachstum mit Tourismus
Außerdem ist „Buy Now, pay later“ weiterhin eine Bezahlform, die Marktanteile gewinnt. Das sieht man daran, dass Affirm das Transaktionsvolumen um 25 Prozent steigern konnte, während Klarna um 14 Prozent gewachsen ist. Damit schlagen sie sich deutlich besser als die meisten E-Commerce- und physischen Einzelhändler, die aktuell sinkende oder stagnierende Umsätze verzeichnen.
Bei Klarna liegt dies unter anderem an großen Partnerschaften mit Firmen wie der Ferienwohnung-Plattform Airbnb oder Shops wie Deichmann und Uniqlo. Generell scheinen sich die Fintech-Anbieter gerade stärker auf den Tourismus zu fokussieren: Denn dort hat man sehr hohe Warenkörbe und es läuft sehr viel Volumen über ein paar wenige große Anbieter. Wenn man diese gewinnt, kann man sofort enorme Umsätze erzielen. Klarna ist dies mit Airbnb gelungen, Affirm hat neue Projekte mit dem Online-Reisebüro Priceline und dem Kreuzfahrt-Giganten Royal Caribbean umgesetzt.
Kosten sinken stärker
Ein Punkt ist bei Klarna und Affirm aber auffällig unterschiedlich. Denn Klarna hatte im vergangenen Quartal im Mai sogar einen Monat, in dem das Fintech unterm Strich profitabel war – also einen positiven Überschuss vorweisen konnte.
Das liegt zum einen daran, dass Klarna die operativen Kosten im zweiten Quartal um 24 Prozent gesenkt hat. Dazu haben unter anderem einige Entlassungswellen beigetragen. Affirm versucht zwar auch zu sparen, allerdings sind die operativen Kosten trotzdem um sieben Prozent gestiegen. Das ist ein geringerer Anstieg als beim Umsatz, was schon einmal ein gutes Zeichen ist. Die Kosten zu senken, ist aber natürlich besser.
Schlechtere Take-Rate bei Affirm
Hinzukommt, dass Affirm in den vergangenen Jahren eine sinkende Take-Rate aufweist – immer weniger vom Transaktionsvolumen bleibt also als Umsatz hängen. Bei Klarna ist der Wert ziemlich stabil. Das könnte damit zu tun haben, dass Affirm in letzter Zeit neue Partnerschaften mit Playern wie Amazon abgeschlossen hat, die besser verhandelt haben und geringere Gebühren an Affirm zahlen. Gleichzeitig hat Affirm während Corona zum Beispiel sehr viel Geld mit dem Fitnessgeräte-Startup Peloton verdient, bei dem die Firma eine relativ hohe Take-Rate hatte. Seit Corona ist das Geschäft von Peloton aber eingebrochen und damit auch die Umsätze mit etwas höheren Margen.
Im Vergleich der beiden Firmen spricht für Affirm eigentlich nur, dass sie zuletzt ein bisschen stärker gewachsen sind. Schaut man auf die Margen oder die Entwicklung der Take-Rate ist Klarna aber deutlich stärker. Dazu kommt, dass Klarna mit Europa einen sehr stabilen Heimatmarkt hat, in dem das Unternehmen der klare Marktführer ist. Affirm hingegen ist vor allem in den USA aktiv und hat dort seit Jahren eine starke Konkurrenz durch Klarna.
Künstliche Intelligenz ist die nächste Story
Klarna sucht derweil nach einem neuen Narrativ für die Firma. Nach der Shopping-Super-App will Gründer und CEO Sebastian Siemiatkowski jetzt mit Künstlicher Intelligenz auftrumpfen. Das Ausgabeverhalten oder die Hauskredite der Bankkunden analysieren und günstigere Anbieter finden. Das hört sich bislang noch stark nach Investoren-Marketing an.
Zumindest gibt es weiter Zulauf durch Bankkunden. Obwohl die Bank vor allem in Schweden und Deutschland Konten und Fest- sowie Tagesgeld anbietet, liegen die Einlagen bei sieben Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Die erfolgreiche brasilianische Neobank Nubank, kommt aktuell auf Einlagen von 18 Milliarden Dollar.