Wie Paris Hilton helfen soll, Klarna wieder rentabel zu machen
Der Bezahldienst Klarna steht wegen roter Zahlen und umstrittener Bezahloptionen in der Kritik. Auf der Finance-Forward-Konferenz erklärte CEO Sebastian Siemiatkowski, man nehme Finanzbildung ernst und setze deshalb auch auf Stars wie Paris Hilton.
Der CEO des schwedischen Zahlungsdienstleisters Klarna hat die Kritik an der umstrittenen Bezahlmethode „Buy now, pay later“ zurückgewiesen. „Es ist besser als eine Kreditkarte“, sagte Sebastian Siemiatkowski auf der Finance-Forward-Konferenz in Hamburg.
Bei Klarna belaufe sich der durchschnittliche Kredit von Kunden auf 100 Dollar, wohingegen Kreditkartenkunden im Schnitt 6.000 Dollar auf Pump finanzierten. Das Fintech war zuletzt wegen der Bezahl-Option in die Kritik geraten, weil sich einige Nutzerinnen und Nutzer damit teils hoch verschuldeten.
Mahngebühren seien problematisch, gab Siemiatkowski zu. Sie könnten zu einem falschen Anreiz des Geschäftsmodells führen. Welcher Bankchef würde zwei Jahre vor seiner Rente diese Gebühren senken, wenn sie einen wichtigen Teil zum Gewinn beitragen, so der Klarna-Chef. Doch er sei noch lange von der Rente entfernt und denke langfristig.
Man helfe den Kunden, ihre Finanzen im Griff zu haben. Siemiatkowski verwies auf „Budgeting Tools“, mit denen Nutzerinnen der Klarna-App bereits heute persönliche Budgetpläne erstellen können. „Wir lernen, optimieren und versuchen uns zu verbessern.“
Zur Finanzbildung der Nutzerinnen und Nutzer sollen weiterhin bekannte Stars beitragen. Anfang Februar hatte Klarna eine Kampagne mit der Hotelerbin Paris Hilton angekündigt. „Wir haben eine Banking-Industrie, in der es um Vertrauen geht“, so Siemiatkowski. Diese Industrie denke, „dass man Vertrauen am besten durch einen mittelalten, weißen Mann“ in einem schicken Büro vermittele. „Das glauben wir nicht. Wenn wir die Hilfe von Paris Hilton und Snoop Dogg in Anspruch nehmen, um Leute über Finanzen aufzuklären, ist das viel wirkungsvoller als ein schnöder Mann im Anzug in einem Büro.“
Klarna steht wegen fehlender Profitabilität seit geraumer Zeit unter Druck. Das Unternehmen war viele Jahre rentabel, setzte dann aber auf Wachstum um jeden Preis und schrieb Verluste. Diesen Sommer, also irgendwann zwischen Juni und September, wolle man wieder schwarze Zahlen schreiben, sagte Siemiatkowski.
Ende Mai 2022 teilte Siemiatkowski seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in einer umstrittenen Videobotschaft mit, dass rund zehn Prozent der weltweiten Belegschaft und damit 700 Beschäftigte entlassen werden. Der Klarna-CEO teilte auch eine Liste auf seinem LinkedIn-Profil, die Betroffene erstellt hatten, auf der einige der entlassenen Mitarbeitenden aufgeführt waren.
In Deutschland nutzen laut dem Klarna-CEO 80 Prozent der Erwachsenen mindestens einmal im Jahr den Bezahldienst. „Es hat lange gebraucht, bis wir das Geschäft in Deutschland zum Laufen gebracht haben.“ Der deutsche Markt gehört zu den stärksten von Klarna, den das Unternehmen weiter ausbauen will. Erst im April brachte das Fintech ein neues Tool auf den hiesigen Markt, die einen Preisvergleich für Produkte erstellt und Portalen wie Idealo und Check24 Konkurrenz machen will.