Klarna-Deutschlandchefin Nicole Defren (Bild: PR)

Angriff auf Check24 – was kann Klarnas Preisvergleichs-Plattform?

Das schwedische Fintech Klarna führt ein neues Preisvergleichs-Feature ein und verkündet damit die Entwicklung hin zu einem „Shopping-Ökosystem“. Kann der Payment-Anbieter sich damit gegen die etablierte Konkurrenz behaupten?

Der Deal zählte zu den spektakulärsten der jüngeren Fintech-Geschichte: Für rund eine Milliarde Dollar kaufte Klarna 2021 das Vergleichsportal Pricerunner (Finance Forward berichtete). Das schwedische Paymentunternehmen befand sich zu der Zeit auf einem Höhenflug – und schielte auf das Geschäft von etablierten Suchplattformen und Marktplätzen.

Den Preisvergleich hat es bereits in Märkten wie den USA oder Großbritannien in seine Shopping-App integriert. Nun bringt Klarna das Feature auch nach Deutschland. Und geht damit in Konkurrenz zu Playern wie Check24 und Idealo. Für das Fintech ist das neue Angebot ein Weg, um mit weiteren Geschäftsfeldern die angestrebte Profitabilität zu erreichen. Zuletzt hatte es mit einer starken Abwertung und dem Abschwung im Online-Handel zu kämpfen. Was hat Klarna mit dem Preisvergleich vor?

Was steckt hinter dem Preisvergleichs-Tool?

Klarna spricht von einer „vertrauenswürdigen Alternative zu Google oder Amazon“. Dabei schwingt eine deutliche Kritik an großen Marktplätzen mit. Deutschlandchefin Nicole Defren sagt, dass große Marktplätze die eigenen Produkte in den Suchergebnissen priorisieren würden – nicht das, wonach Verbraucherinnen und Verbraucher eigentlich suchen würden. „Bei Klarna werden Produkte unvoreingenommen aufgelistet“, sagt sie im Gespräch mit Finance Forward. „Endkunden können Preise in Echtzeit vergleichen und nach Vorliebe nach verschiedenen Merkmalen filtern.“

Das Tool zeigt auch den historischen Preisverlauf von Artikeln und bietet beim Bezahlvorgang verfügbare Rabatt-Coupons an. „Wir bieten eine völlig neue Art der Suche, echtere Produktergebnisse“, sagt Defren über die Abgrenzung zu Konkurrenten wie Idealo oder Check24. Mit herkömmlichen Marktplätzen oder anderen Suchmaschinen sei das nicht vergleichbar. Von der Produktsuche über Bestellung und Zahlungsabwicklung bis hin zur Retoure biete Klarna ein „ganzheitliches Kauferlebnis“. In den kommenden Monaten wird sich zeigen, ob die Kundinnen und Kunden die Zusammenführung dieser Punkte als Alleinstellungsmerkmal im Vergleich zur Konkurrenz wahrnehmen.

Grundsätzlich arbeiten etablierte Preisvergleichs-Plattformen mit Affiliate-Partnerprogrammen. Einfach ausgedrückt: Wer nicht zahlt, landet auch nicht in den Vergleichslisten. Die Plattformen verdienen dann je nach Modell entweder an der Anzahl der Besucher oder der Anzahl verkaufter Produkte, auch Klarna. In den Ergebnissen der neuen Suchmaschine erscheinen aktuell überwiegend Produkte von Affiliate-Partnern.

Plattform will auch unabhängige Händler listen

Darüber hinaus werden laut Klarna auch Produkte von nicht-zahlenden Dritthändlern angezeigt. Diese würden allerdings nur ausgegraut und ohne Verlinkung zum jeweiligen Online-Shop erscheinen. Aktuell liegt der Anteil dieser Dritthändler dem Unternehmen zufolge bei etwa 15 bis 20 Prozent. Wie hilfreich solche Ergebnisse für das Kauferlebnis der Kunden sind, ist allerdings fraglich: Kunden müssen diese Händler und das betreffende Angebot dann in Eigenrecherche über Suchmaschinen wiederfinden.

Das Tool grenze sich insgesamt wenig von anderen Anbietern ab, urteilt Branchenkenner und Mydealz-Gründer Fabian Spielberger. „Ein signifikanter Neukunden-Zuwachs ist dadurch eher nicht zu erwarten“, sagt er. Allerdings könnte die Plattform trotzdem zu weiterem Umsatzwachstum führen, wenn Bestandskunden sie nun für ihre Einkäufe nutzen. Denn Klarna kann seine Händler dann doppelt zur Kasse bitten: Zunächst über Affiliate-Gebühren in der Produktsuche und anschließend durch die Zahlungsabwicklung im Check-out.

Was Klarna mit dieser Produkteinführung schafft: Das Unternehmen geht einen weiteren Schritt zum angestrebten Imagewandel – weg vom reinen „Buy Now, Pay Later“-Anbieter. Wie schwierig sich dieser gestaltet, zeigte ein Tweet von Gründer Sebastian Siemiatkowski im vergangenen Jahr: „Klarna is NOT BNPL“, klang es verärgert. Nun setze man einen „wichtigen Meilenstein in der Entwicklung von einem Zahlungsanbieter hin zu einem Shopping-Ökosystem“, heißt es vom Unternehmen. Die Unternehmensstrategie setzt damit klar auf das rentable Affiliate-Geschäft. Genaue Zahlen dazu veröffentlicht Klarna nicht. Es verweist lediglich auf 600 Millionen Leads, die das Unternehmen jährlich für seine Affiliate-Partner generiere.