Klarna-Börsengang: Über diese Aktie können Anleger jetzt schon einsteigen
Die Unterlagen sind eingereicht: Im kommenden Jahr könnte Klarna endlich an die Börse gehen. Im Hintergrund gibt es über eine Investmentfirma des Gründers Sebastian Siemiatkowski allerdings schon heute die Möglichkeit, in das Fintech zu investieren. Das Portfolio glänzt mit großen Namen wie OpenAI und DeepL, doch es gibt einige Haken.
Klarna wagt den Sprung an die Börse. Wie das schwedische Fintech am Dienstag mitteilte, habe es vertrauliche Unterlagen an die US-amerikanische Aufsichtsbehörde SEC übermittelt, um die öffentliche Notierung vorzubereiten. Details zum geplanten Aktienvolumen und der Preisspanne nannte die Firma noch nicht.
Es ist ein Paukenschlag für die Fintech-Szene: Nach einer langen Durststrecke wäre es der erste Börsengang eines europäischen Finanz-Startups seit drei Jahren. „Die IPO-Pipeline von Fintechs war noch nie so groß“, sagte Investmentbanker Julian Ostertag kürzlich im FinanceFWD-Podcast. 29 Fintech-Kandidaten sollen laut einer Auswertung der Investmentbank Drake Star Partners in den Startlöchern stehen. Viele Investoren warten auf den großen Schritt, Klarna könnte nun als erster vorangehen.
Acht Millionen Euro in Klarna investiert
Sebastian Siemiatkowski gründete Flat Capital 2013 – damals noch unter dem Namen Rockwood – gemeinsam mit seiner Frau Nina, um darüber ihre Investments zu organisieren. 2021 wollten sie mit dem Börsengang der breiten Masse Zugang zu aussichtsreichen Wachstumsfirmen geben, hieß es. Es sei „der Traum, dass jeder in Schweden Zugang zu den aufregendsten Unternehmen hat“, sagte Siemiatkowski damals.
Die Zeiten schienen rosig, der Tech-Markt war gerade auf seinem Höhepunkt angelangt. Der Wert der 18 Portfolio-Unternehmen von Flat Capital hatte im Laufe des Jahres 2021 mehr als 40 Prozent zugelegt. Das gesamte Portfolio bewertete die Investmentfirma Ende desselben Jahres auf netto auf 25 Millionen Euro (ohne Cashreserven).
Auch in das eigene Unternehmen des Gründers investierte Flat Capital. Etwas über acht Millionen Euro flossen laut Geschäftsbericht in den Jahren 2021 und 2023 in Klarna. Es ist dabei sicherlich nicht der gesamte Anteil, den der Gründer besitzt. Das Startup macht heute – gemessen am investierten Kapital – knapp 30 Prozent des Portfolios von Flat Capital aus. Ein idealer Weg also, um schon vor dem offiziellen Börsengang in das Bezahlfintech zu investieren, könnte man meinen.
Börsenkurs wirft Fragen auf
Doch es gibt einen gewaltigen Haken: Flat Capital investierte den Großteil der acht Millionen zu Hochzeiten, als Klarna noch mit rund 42 Milliarden Euro bewertet wurde. Ab 2022 drehte sich der Markt allerdings und die Unternehmensbewertung schmolz auf nur noch sechs Milliarden Euro zusammen. Den Wertverlust von 85 Prozent hatte damit auch Flat Capital in den Büchern stehen.
Zwar haben einzelne Investoren, darunter auch Flat Capital, zuletzt ihre Bewertung von Klarna von sieben Milliarden auf 14 Milliarden Euro wieder angehoben und ein Börsengang des Fintechs wird in der Szene auf 15 bis 20 Milliarden Euro taxiert. Doch für Flat Capital würde dies trotzdem ein Verlustgeschäft bedeuten. Auf Anfrage wollte sich das Unternehmen dazu nicht äußern.
Daneben wirft der Börsenkurs der Investmentfirma Fragen auf. Denn obwohl der Nettoinventarwert von Flat Capital inklusive Cashreserven aktuell bei 34 Millionen Euro liegt, beträgt die Marktkapitalisierung an der Stockholmer Börse Nasdaq fast das Doppelte. Bei dem Wert wird oft die letzte Finanzierungsrunde zu Grunde gelegt. Es könnte bedeuten, dass die Bewertungen der Portfoliofirmen zu gering angesetzt wurde – oder, dass die Aktie überbewertet ist.
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Schwedische Milliardäre investierten
„Häufig ist es bei Finanzholdings eher so, dass es einen Abschlag auf den Nettoinventarwert im Kurs gibt“, kommentiert Aktienexpertin Lisa Osada. „Zudem ist die Holding noch in eher illiquiden Assets im Private-Equity-Markt investiert, was eigentlich eher einen noch größeren Abschlag rechtfertigen würde.“ Da die meisten Firmen im Portfolio privat gehalten werden, gebe es dazu kaum Transparenz über die Bewertungen, was eine Beurteilung darüber, ob die Aktie nicht bereits deutlich überbewertet ist, schwer mache. „Insgesamt reflektiert die Bewertung bereits extrem viel Optimismus und eine spekulative Komponente, die auf zukünftiges Wachstum und erfolgreiche IPOs setzt“, sagt Osada.
Hinzu kommt, dass die Aktie aufgrund ihrer Aktionärsstruktur nicht besonders liquide ist. Die Siemiatkowskis halten über 35 Prozent selbst an Flat Capital. Daneben sind einige der reichsten Familien Schwedens beteiligt, etwa Axson Johnson oder Douglas. So halten laut Geschäftsbericht die zehn größten Aktionärinnen und Aktionären mehr als 70 Prozent der Anteile. Streuaktionärinnen und -aktionäre könnten also schon mit kleinen Volumina den Kurs bewegen.
„Eine Überbewertung könnte auch daher rühren, dass Privatanleger über Flat Capital in Assets investieren können, an die sie sonst nicht herankommen“, sagt OMR-Aktienexperte Noah Leidinger. „Dazu kommt, dass Privatanleger oft gar keine Einblicke in die konkreten Zahlen der Portfoliofirmen haben und eher auf Basis von Zukunftsvisionen investieren. Da spielt der Nettoinventarwert bei der Investmententscheidung dann keine so große Rolle.“
Zu den Assets zählen neben Klarna auch namhafte KI-Player wie OpenAI, Perplexity oder DeepL. Sie bergen in der aktuellen Hypephase großes Potenzial. Trotzdem sei aufgrund des Klumpenrisikos – also einer zu starken Konzentrierung auf eine Branche im Portfolio – Vorsicht geboten, so Osada: „Der Anteil der KI-Firmen im Portfolio ist beachtlich. Ein Abschwung der KI-Euphorie könnte hier schwer treffen.“
Gleichzeitig stecken neben Klarna noch weitere Verlustbringer im Portfolio: Durch hohe Firmenwertabschreibungen, etwa beim Schnellieferdienst Getir oder dem Health-Startup Kry, sank der Nettoinventarwert pro Aktie seit 2021 kontinuierlich – ebenso wie der Aktienwert von Flat Capital. Einen Gewinn hat die Investmentfirma seitdem auch nicht mehr erwirtschaftet.
Nach den Meldungen über den geplanten Klarna-Börsengang legte die Aktie am Donnerstag zwar 12 Prozent zu. Allerdings lässt sich davon noch keine Trendwende ablesen, da sie in der Vergangenheit häufig in dem Maße fluktuierte.
Auch, wenn die Aktie die Tür zu sonst schwer zugänglichen Investments in gehypte Technologiefirmen öffnet, sollten Anlegerinnen und Anleger sich der erheblichen Risiken also bewusst sein. Denn sie ist wenig transparent. Höchstens als „spekulative Beimischung“ könnte die Aktie infrage kommen, rät Expertin Osada.