Miriam Wohlfarth verlor in der Finanzkrise 27.000 Euro – ein Wohnungskauf war dagegen ein Glücksgriff. (Bild: privat)

„An diesem Punkt habe ich mir gesagt: Ich traue keinem Bankberater mehr“

Crowdinvesting, Robo-Advisor oder Trading-Apps – Fintech-Gründer versuchen Nutzer dazu zu bringen, ihr Geld anders anzulegen. Aber in was investieren sie eigentlich selbst? Ratepay-Gründerin Miriam Wohlfarth gewährt Einblick in ihre privaten Bücher. Protokoll: Caspar Tobias Schlenk

Schon als Kind trichterten mir meine Eltern ein, dass es wichtig sei, einen Teil des Taschengeldes und der Geldgeschenke zurückzulegen. Immer am Weltspartag brachte ich meine Sparbüchse zur Sparkasse und bekam dafür im Knax-Club einen Comic geschenkt. Zusätzlich schlossen meine Eltern einen Bausparvertrag für mich ab, in den jeden Monat etwa 50 Mark flossen.

Interessiert hat mich das Thema damals nicht, ich habe lieber Geld ausgegeben, um durch die Welt zu reisen oder Klamotten zu kaufen. Mit 17 bin ich mit einem Interrail-Ticket gemeinsam mit einer Freundin kreuz und quer durch Europa gefahren – so frei habe ich mich danach nie wieder gefühlt. Ich war angefixt: Im Studium musste der Bausparvertrag dran glauben, die 6.000 Mark haben mir eine ausgiebige Asienreise ermöglicht.

Erst Jahre später kam das Thema Anlage wieder auf. Ich stand mitten im Job und überlegte mit meinem Mann, wie wir für das Alter vorsorgen könnten. Ein Berater empfahl uns eine Direktversicherung und einen Fonds der DWS, die Anlage hat sich seitdem gut entwickelt. In der Finanzkrise ist der Wert zwischenzeitlich abgeschmiert, aber seitdem brachte der Fonds im Durchschnitt etwa fünf Prozent pro Jahr.

Weniger Glück hatten wir mit der schwedischen SEB-Bank. Dort legten wir Geld auf einem sogenannten Hochzinskonto an, bekamen jedes Jahr etwa fünf Prozent Zinsen. Nach einem Jahr sprach uns ein Bankberater an, ob wir nicht Dax-Zertifikate kaufen wollen würden. Wir ließen uns das komplizierte Finanzprodukt aufschwatzen – sechs Jahre ging das gut. Dann sahen wir plötzlich auf einem Kontoauszug, dass unsere Anlage in der Finanzkrise 2008 praktisch wertlos geworden war. Ich konnte es nicht fassen, 27.000 Euro hatten wir verloren – den Wert eines Mittelklassewagens.

An diesem Punkt habe ich mir gesagt: Ich traue keinem Bankberater mehr. Erst einmal wollte ich mit dem Thema Geldanlage nichts mehr zu tun haben. Weil sich der DWS-Fonds gut entwickelte, erhöhten wir dort unseren Betrag und ich schloss eine Rentenversicherung ab.

Wir waren beide an einem Punkt unserer Karriere angelangt, an dem wir anfingen, mehr zu verdienen. Ich als langjährige Geschäftsführerin in meinem Unternehmen Ratepay, mein Mann als Manager bei Ebay. Er erhielt damals einen Teil seines Gehaltes in Ebay-Aktien, die sich gut entwickelten. Wir kauften uns eine Wohnung und hatten hier mehr Glück als mit den Zertifikaten. In der Wohnung könnten wir uns auch vorstellen, im Alter selbst zu wohnen, und haben sie nach unseren Vorstellungen renoviert, sie ist vermietet. Durch den Wohnungsmangel und den damit verbunden Preisanstieg der Immobilien in Berlin haben wir aus heutiger Sicht ein Schnäppchen gemacht.

Über die Jahre steckten wir Geld in ETFs, in die Crowdplattformen Kapilendo, Seedmatch und in Zinsangebote von Weltsparen. Viele Fintech-Produkte testen wir selbst. Aktien haben wir über Consors angefangen zu handeln, dabei liegen uns eher Tech-Aktien nahe, weil wir sie selbst verstehen. Ich investierte zusätzlich in die Startups Weddyplace und das Fintech Loanlink.

Die größte Einzelsumme habe ich aber in mein eigenes Unternehmen Ratepay gesteckt. Nachdem eine Private-Equity-Firma den Payment-Anbieter übernommen hatte, gab sie dem Management die Möglichkeit zu investieren – ich schlug zu, weil ich weiter an den Erfolg von Ratepay glaube.

Auch bei Zinsbaustein.de, bei dem mein Mann Geschäftsführer ist, legten wir oft Geld an. Das Fintech bietet privaten Anlegern die Möglichkeit, sich an Immobilienfinanzierungen zu beteiligen. Wir haben in viele Projekte jeweils 1.000 Euro gesteckt, in eines sogar 50.000 Euro. Einige davon wurden schon mit fünf Prozent Zinsen pro Jahr zurückbezahlt.

Was uns gar nicht so bewusst war: Wir haben das Risiko gut verteilt. Erst als wir für diesen Artikel all unsere Anlagen mal wieder zusammengetragen haben, ist uns das aufgefallen.

Ratepay-Gründerin Miriam Wohlfarth ist am 12. Mai bei unserer Finance-Forward-Konferenz dabei. Mehr Speaker, Infos und Tickets gibt es hier. Im letzten Kassensturz-Protokoll sprach Fincite-Gründer Ralf Heim über seine Anlagen