„Ich bin ein eher fauler Investor“ – wie der Transferwise-Gründer sein Geld anlegt
Crowdinvesting, Robo-Advisor oder Trading-Apps – Fintech-Gründer versuchen Nutzer dazu zu bringen, ihr Geld anders anzulegen. Aber in was investieren sie eigentlich selbst? Transferwise-Gründer Kristo Käärmann gewährt Einblick in ihre privaten Bücher. Protokoll: Caspar Tobias Schlenk
Ich bin in Estland aufgewachsen. Als ich neun Jahre alt war, ist die Berliner Mauer gefallen – und das Land begann sich zu öffnen. 1995 wurde in Tallinn die Börse eröffnet. Es war etwas vollkommen Neuartiges für mich, dass Geld scheinbar aus dem Nichts entstand. Die Kurse der Firmen faszinierten mich, aber mit 16 Jahren durfte ich noch nicht investieren.
In welche Firma wir investierten? Das weiß ich nicht mehr, aber ich erinnere mich, dass es gut lief. In einem Jahr stieg der Wert um 35 Prozent und ich war unglaublich stolz.
Mit dem Job in London kam das Interesse wieder
Wirklich angefixt hat mich das Ergebnis aber nicht und, wie bei den meisten Jugendlichen, änderten sich meine Interessen schnell. Zu der Zeit ging ich noch aufs Gymnasium und hatte einen Nebenjob.
Erst Jahre später, im Jahr 2008, als ich als Manager bei Deloitte in London arbeitete, kam das Interesse zurück. Ich wollte damals Geld in Estland investieren: in eine Anleihe, die einen Zinssatz von circa drei Prozent brachte und sehr sicher war. Doch als ich das Geld bei meiner Bank überweisen wollte, wurde mir bewusst, dass schon der Weg von London nach Tallinn etwa fünf Prozent an Gebühren kosten würde – am Ende also kein gutes Investment.
Ich merkte damals, wie wichtig ein Dienst wie TransferWise wäre, mit dem man Geld günstig zwischen Ländern hin und her überweisen kann. 2011 haben mein Mitgründer Taavet Hinrikus und ich das Unternehmen dann tatsächlich gegründet.
Eine Aktie ist auf null gefallen
Ansonsten habe ich eher kleinere Aktieninvestments getätigt, in Themen, an die ich glaube. So habe ich in erneuerbare Energien investiert – oder ein paar Siemens-Aktien gekauft. Mit diesen kleineren Investments wollte ich jedoch nie viel Geld verdienen. Einige haben sich gut entwickelt und sind um 100 Prozent gestiegen. Aber ich musste auch schlechte Erfahrungen machen. Eine Aktie ist sogar auf null gefallen, ein Solarunternehmen – leider kein gutes Investment.
Vor fünf Jahren habe ich dann mit Freunden zusammen in Estland einen Pensionsfonds gegründet. Bei anderen Fonds sind die Gebühren sehr hoch – und sie schneiden nicht besser als der Markt ab. Wir haben die Gebühren massiv gesenkt und investieren das Geld in Indexfonds. Mehr als 100 Millionen Euro sind schon zusammen. Das ist in einem kleinen Markt wie Estland schon eine große Summe.
Keine Startup-Investments
In Startups investiere ich nicht. Das würde ich nur tun, wenn ich neben dem Geld auch die Zeit und Energie investieren kann, um tatsächlich beim Wachstum zu helfen.
Ansonsten verteilt sich mein Vermögen so: Etwa 15 Prozent stecken in Aktien, abgesehen von erneuerbaren Energien sind dort noch Tech-Aktien wie Amazon und Google. Ein weiterer Teil steckt in ETFs und entwickelt sich gut. Ansonsten bin ich ein eher fauler Investor und ein Großteil meines Geldes liegt auf meinem Konto.