21,5 Millionen Dollar für das Fintech Juni – Bewertung bei rund 80 Millionen
Das schwedische Fintech Juni sammelt ein Jahr nach seiner Gründung bereits 21,5 Millionen Dollar ein. Es ist schon in Großbritannien und der gesamten Europäischen Union aktiv – nur in Deutschland noch nicht. Doch das soll sich ändern.
Es ist soweit: In der Coronakrise gegründete Fintech-Startups können ihre ersten größeren Finanzierungsrunden verkünden. Vor einem Jahr hatten sich Anders Orsedal, Samir El-Sabini und Jonathan Sanders zusammen getan, um eine Bank zu gründen, die sich auf die Bedürfnisse von kleinen Unternehmen im E-Commerce und Marketing spezialisiert. Das Fintech ist nach seinem Gründungsmonat benannt, der auf Schwedisch und Dänisch auch Juni heißt.
Im Herbst war die Seedrunde von Juni der erste Deal, den die renommierte Investorin Sophia Bendz für den deutschen Frühphasen-Investor Cherry Ventures gemacht hat, wie TechCrunch damals berichtete. Jetzt hat das Unternehmen weitere 21,5 Millionen Dollar erhalten, der bekannte Geldgeber Partners of DST Global und Felix Capital sind neu eingestiegen, auch Cherry Ventures hat nachgelegt. Nach Informationen von Finance Forward wird Juni dabei mit rund 80 Millionen Dollar bewertet. Das Unternehmen will sich dazu nicht äußern.
Die drei Mitgründer kommen alle aus Branche: Technikchef Orsedal und CEO El-Sabini haben sich beim norwegischen Anbieter für Spesenmanagement Findity kennengelernt, COO Sanders stieß von Pleo dazu, das am Dienstag zum Unicorn aufstieg. „Wir glauben, dass es im Business-Banking künftig mehr darauf ankommt, die verschiedenen Branchen einzeln anzusprechen“, sagt Sanders im Gespräch mit Finance Forward.
Deutschlandstart für Spätsommer geplant
Damit setzt sich Juni von Startups wie Holvi, Penta oder eben Pleo ab, die sich branchenübergreifend an kleinere Unternehmen richten. Kunden können ihre Konten von Tausenden verschiedenen Banken in die Software integrieren, für die E-Commerce- und Onlinemarketingbranche hat Juni beispielsweise ein Trackingmodul für Werbeanzeigen integriert. Auch Werbe- und E-Commerceplattformen lassen sich einbinden. Weitere Features sollen folgen, als Vorbild nennt Sanders das US-Fintech Ramp, das kürzlich nach nur zwei Jahren zum Unicorn aufstieg.
Sein Geld verdient Juni mit einer Transaktionsgebühr, später sei an der Schnittstelle zwischen Banking und Marketing oder E-Commerce viel denkbar, zunächst plane Juni mit Kreditangeboten und einer monatlichen Software-Gebühr. „Die Unit-Economics zeigen aber schon jetzt, dass es ein lukratives Geschäftsfeld ist“, sagt Sanders. Ein ambitionierter Plan, der Geldgeber aber offenbar überzeugt. „Samir, Anders, Jonathan und das Team verblüffen uns weiterhin“, lässt sich Investorin Bendz in einer Mitteilung zitieren. „Sie sind auf dem besten Weg, die erste Anlaufstelle für E-Commerce-Unternehmer weltweit zu werden.“
Das frische Kapital will Juni in die Produktentwicklung investieren, außerdem soll das Team in den kommenden Monaten von aktuell 28 Mitarbeitern auf 100 anwachsen. Nach drei Monaten am Markt führt es in der EU und Großbritannien derzeit rund 250 Kunden, die jeweils zwischen drei und 40 Mitarbeiter haben. Dafür kooperiert es mit der Railsbank, deren Lizenz in Litauen und London das Fintech nutzt. In Deutschland hat es eine eigene Lizenz beantragt, ab Ende des Sommers will es auch hierzulande losgehen. Aufgrund einer Besonderheit bei der Bafin gelte das Passporting der litauischen Lizenz für Juni nicht, sagt Sanders. „Die Warteliste zeigt aber, dass Deutschland einer unserer wichtigsten Märkte wird.“