Grid: Trivago-Gründer Rolf Schrömgens arbeitet an Bezahl-App
Im Stillen baut Trivago-Gründer Rolf Schrömgens seit zweieinhalb Jahre ein neues Startup mit auf: eine Event-App mit Bezahlfunktion. Im Frühjahr haben bekannte Business Angels rund 2,5 Millionen Dollar in Grid gesteckt. Was plant die junge Firma?
Rolf Schrömgens hat mit seiner Hotelvergleichsplattform Trivago eine der steilsten Gründerkarrieren des Landes hingelegt. Ende 2019 gab er den CEO-Posten des inzwischen börsennotierten Unternehmens ab, um „einfach mal etwas anderes zu machen“. Trivago kämpfte zu der Zeit schon mit Problemen.
Was für neue Projekte Schrömgens anpacken würde, ließ er damals im Abtrittsinterview mit der Süddeutschen Zeitung offen. Seitdem ist es um ihn eher ruhig geworden. Dabei hat der Trivago-Gründer vor zweieinhalb Jahren ein neues Startup angestoßen.
Bis auf einen Pilotversuch wurde es lange still
Um die App war es dann bis auf einen Pilotversuch Ende 2019 lange still. Erst nach der ersten Pandemiewelle im vergangenen Jahr kam neuer Schwung in das Vorhaben: Im August 2020 holten die Gründer ein neues Führungsteam an Bord, im April 2021 folgte dann eine Seed-Finanzierung in Höhe von 2,5 Millionen Dollar.
Finanziert wird Grid von ehemaligen Trivago-Managern, Gastronomen und Veranstaltern aus dem Raum Düsseldorf. Zudem sind einige bekannte Business Angels beteiligt, darunter der Kanzler der Code-University Thomas Bachem, True Fruits-Gründer Nicolas Lecloux und Lovoo-Gründer Benjamin Bak. Größter Anteilseigner bleibt Rolf Schrömgens selbst, der auch einen Großteil der letzten Finanzierung gestemmt hat. Er hält rund 30 Prozent an dem Startup.
QR-Codes zum Bezahlen
„Unser Ziel ist, dass Ausgehen mehr Spaß macht“, sagt Jasmine Ezz im Gespräch mit Finance Forward. Sie gehört zusammen mit Tim Brückmann zur neuen Geschäftsführung und hat zuvor mehr als sechs Jahre bei Trivago im Marketing gearbeitet. Brückmann war ebenfalls bei Trivago, bevor er zu Facebook wechselte. Schrömgens lehnte ein Gespräch über Grid aus Zeitgründen ab.
Die Grid App soll die gesamte Organisation des Partyabends ins Digitale verlagern – vom Ticketkauf bis hin zur Getränkebestellung. Die Vision: Nie mehr Schlange stehen, nie mehr an der Bar warten.
Konkret funktioniert das so: Jeder Gast erhält in der App einen persönlichen QR-Code, mit dem er bei der Veranstaltung alles bezahlen kann, einschließlich Tickets, Getränken oder Trinkgeld. Im Hintergrund arbeitet der Zahlungsdienstleister Stripe, über den die App die verschiedenen Bezahlmethoden anbietet. Zudem können die Gäste Getränke über die App bestellen und sich ihre Ausgaben auflisten lassen. Dabei lassen sich sie Treuepunkte sammeln und gegen Vergünstigungen eintauschen.
Haldern Pop Festival als einer der ersten Partner
Grid überweist die Einnahmen an den Veranstalter und erhält für jede Transaktion eine Provision im niedrigen, einstelligen Prozentbereich. Das Startup richtet sich damit an Bars, Clubs und Festivals. Die Pandemie habe den Innovationsdruck in der sonst so analogen Gastronomie erhöht, sagt Ezz: „Die Branche ist viel offener gegenüber digitalen Lösungen. Es ist einfacher, mit Veranstaltern ins Gespräch zu kommen.“
Ihr Verkaufsargument dabei: Wenn die Bestellung einfach per Klick geht, bestellen die Leute auch mehr. Das treibe den Umsatz für den Veranstalter nach oben – und die Provisionen für Grid. Zudem seien kontaktlose Transaktionen hygienischer. Die Menschen haben sich außerdem in der Pandemie daran gewöhnt, QR-Codes zu verwenden.
Das junge Startup wagt sich auf schwieriges Terrain – selbst ohne Pandemie-Einschränkungen. Zum einen ist der Markt stark fragmentiert, was die Akquise der Veranstalter zu einer mühevollen und wenig skalierbaren Kleinarbeit macht. Zum anderen konkurriert Grid teilweise mit Ticketing-Plattformen wie Eventbrite oder Ticketmaster, die sich als Marke schon etabliert haben.
Um sich in diesem Umfeld durchzusetzen, will Grid sich zunächst auf Leuchtturmprojekte konzentrieren. Gerade hat es eine Partnerschaft mit dem Haldern Pop Festival in NRW geschlossen – aufgrund der Pandemielage dürfen dieses Jahr allerdings nur 900 Besucher kommen.