Deutscher Krypto-Fonds Greenfield One steigert Wert auf eine halbe Milliarde
Exklusiv: Zwei deutsche Investoren haben es geschafft, früh bei den gehypten Krypto-Startups Celo und Dapper Labs einzusteigen. Seit dem Start des Fonds 2019 ist der Wert explodiert. Wie hat Greenfield One das geschafft?
Gleich zweimal ist es Dapper Labs gelungen, einen Nerv zu treffen. Vor Längerem entwickelte die kanadische Firma das digitale Kunstprojekt CryptoKitties. Und kürzlich kamen dann blockchainbasierte Sammelkarten zur Basketballiga NBA dazu, im aktuellen NFT-Hype ein großer kommerzieller Erfolg. Dapper Labs wird mittlerweile mit sechs Milliarden Dollar bewertet, die Wagniskapitalgeber reißen sich um die Firma. Zu den Investoren gehören der Star-VC Andreessen Horowitz, Prominente wie Michael Jordan, Will Smith, Ashton Kutcher – und der deutsche Kryptofonds Greenfield One, der erst 2019 mit einem kleinen Geldtopf gestartet ist.
Krypto-Investments gewinnen an Bedeutung
Erst im Dezember hatte Greenfield One seinen zweiten Fonds mit einem Zielvolumen von 50 Millionen Euro aufgesetzt. Anfangs seien noch viele institutionelle Geldgeber beim Thema Kryptowährungen scheu gewesen, sagte Blum zu Finance Forward. „Aber in den letzten Monaten kommen sie nun aus der Deckung.“ So investierte der Venture-Capital-Arm des Medienkonzerns Bertelsmann und das Hamburger Family-Office Lennertz & Co. in den Fonds. Parallel bauten die Gründer ihr Team aus und rekrutierten Manager wie Jendrik Poloczek von Coinbase als Head of Engineering und Gleb Dudka von der Deutschen Telekom als Senior Analyst.
Die Perfomance des Fonds ist beeindruckend, sie hängt jedoch von den öffentlich-gehandelten Token der Portfolio-Projekten ab. Denn im Gegensatz zu klassischen Wagniskapitalgebern bekommt Greenfield One für seine Investments in der Regel keine Anteile an den Startups selbst, sondern an den Netzwerken, die sie aufbauen. Teilweise beteiligen sie sich aber auch direkt an den Startups, wie zum Beispiel bei Dapper Labs. Ein volatiles Geschäft, bricht der Krypto-Markt ein, wird sich das auch im Fonds-Volumen bemerkbar machen. Samadi sieht Greenfield One allerdings als gut diversifiziert. „Es ist ein großer Unterschied zu 2016, dass die Krypto-Projekte mittlerweile sowohl Produkte als auch tatsächliche Nutzer vorweisen können“, sagt er.
Mit seinem ersten Fonds investierte der Venture Capitalist seit 2019 in zehn Blockchain-Projekte, dazu gehören Celo, Spacemesh, Vega, Multis, Arweave, Dapper Labs und 1inch. Die Dealgröße variiert zwischen 500.000 und 1,5 Millionen US-Dollar. „Unser Vorteil war das Timing – wir sind in einige der Projekte eingestiegen, als der Bitcoin-Wert bei 4.000 Dollar lag“, so Samadi. Für den Investor ein günstiges Marktumfeld.
Die Erfolgstreiber
Wie bei anderen Wagniskapitalgebern gebe es bei Greenfield One ebenfalls zehn bis 15 Investments pro Fonds. „Zwei bis drei Home-Runs“, wie Samadi sie nennt, würden den Fonds-Wert maßgeblich treiben. Abgesehen von Dapper Labs ist die DeFi-Plattform Celo eines der erfolgreichsten Investments. Sie hat kürzlich eine strategische Partnerschaft mit der Deutschen Telekom bekannt gegeben. Das Dax-Unternehmen hatte dafür Celo-Token erworben.
Die DeFi-Plattform ist eine Art Gegenstück zu Facebooks Digitalwährung Diem (ehemals Libra), sie orientiert sich ebenfalls an etablierten Währungen wie dem US-Dollar oder Euro. Nutzer können für Gebühren von rund einem Cent pro Euro Geld global überweisen. Greenfield One hatte bereits früh investiert und Ende des Jahres gemeinsam mit dem renommierten US-Investor Andreessen Horowitz noch mal 20 Millionen US-Dollar nachgelegt. „Celo ist der Versuch, DeFi auf mobile Endgeräte zu bringen“, sagt Samadi. Die Telekom soll dafür die technische Infrastruktur mitbetreiben. Der Macher dahinter ist der deutsche Gründer Rene Reinsberg.
Bei der Bitcoin-basierten DeFi-Plattform Sovryn ist Greenfield One als führender Investor eingestiegen. Die Plattform hat aktuell mehr als 40 Millionen Euro an Liquidität auf der Plattform und wird mit knapp fünf Milliarden Euro bewertet. „Mit diesem Investment haben wir ein Vielfaches von dem an Wertzuwachs verzeichnet, den wir bei einem direkten Kauf von Bitcoin bekommen hätten“, sagt Samadi.
Die Schwierigkeit für Greenfield One wird am Ende sein, den richtigen Zeitpunkt für den Exit an den einzelnen Investments zu finden. Anders als bei gewöhnlichem Wagniskapital muss der Fonds nämlich nicht auf einen Verkauf oder Börsengang seiner Portfolio-Unternehmen warten. Da er den öffentlich gehandelten Token hält, kann sich der Investor den Zeitpunkt des Exits selbst überlegen. Trotzdem sei Greenfield One ein langfristiger Investor, der Anlagehorizont liege auf acht bis zehn Jahren, sagt Samadi. „Außerdem haben wir im Kryptomarkt so die Flexibilität, einen Kryptowinter abzuwarten, bevor wir verkaufen.“ Damit hätte es sein Exit-Szenario besser in der Hand als so mancher klassischer Startup-Investor, der auf einen Unternehmensverkauf angewiesen ist.
Über seine Investments in Blockchain-Startups und den Hype um NFT-Kunst hat Jascha Samadi im März ausführlich im OMR-Podcast gesprochen.