Gigs plant Fintech-Offensive – neuer Manager kommt von Nubank
Der Anbieter Gigs gilt als aussichtsreicher Newcomer. Jedes Unternehmen soll mithilfe des deutsch-amerikanischen Startups Mobilfunktarife anbieten können. Ein neuer Markt, auch für Fintechs und Banken. Rafael Plantier stößt nun von der Neobank Nubank zu Gigs, um das Fintech-Geschäft aufzubauen.
Ein Handytarif von Klarna, Paypal oder N26 – so lautet die Idee, an der das Startup Gigs mit Standort in Berlin zurzeit arbeitet. Per technischer Integration soll innerhalb von kurzer Zeit jede Firma zum Mobilfunkanbieter werden können, lautet die Vision der Gründer Hermann Frank und Dennis Bauer. Auf diese Vision wetten bereits prominente Geldgeber, darunter der Frühphasen-Fonds von Google, Gradient, und Business Angel wie der Uber-CEO Dara Khosrowshahi, Personio-Gründer Hanno Renner und N26-Gründer Maximilian Tayenthal – rund 20 Millionen Dollar haben sie in die Firma investiert. Seit knapp drei Jahren arbeiten die Gründer bereits an ihrem „Stripe für Mobilfunkverträge“, lange im Verborgenen.
Auch für Fintechs und Banken soll ein eigener Mobilfunktarif attraktiv sein, so die These des Startups. „Die Finanzunternehmen können damit ihren Umsatz pro Kunden steigern“, sagt Gründer Dennis Bauer. 40 bis 60 Dollar bringt ein großes Paket pro Monat. „Wie viel dabei das Unternehmen als Marge behält, hängt sehr an der Größe und der Art des Tarifs.“ Die Unternehmen können ihre eigenen Tarife dabei selbst gestalten und in neuartige Premiumkonten integrieren.
Im berühmten Startup-Programm Y Combinator ging es los
Um den Weg in den Fintech-Markt zu finden, hat Gigs eine prominente Personalie zu verkünden. Rafael Plantier kommt von der brasilianischen Neobank Nubank, die als Vorreiter in dem Neobanken-Markt gilt. Er verantwortete dort als „Head of Strategy & New Ventures“ die internationale Strategie und den Aufbau neuer Geschäftsmodelle. Plantier machte bereits Karriere in der Fintech-Welt: Er war zuvor bei dem Zahlungsdienstleister Stripe und dem Open-Banking-Anbieter Tink. Nun soll er in seiner neuen Rolle Banken und Fintechs von Gigs überzeugen.
Auch sonst hat Gigs bereits eine Vielzahl an Fintech-Experten an Bord geholt, die von Klarna, Stripe, Sumup oder Paypal kommen. 2021 war das Team im berühmten Y Combinator und positionierte sich bereits als „Stripe für Mobilfunkverträge“. Gestartet ist Gigs in den USA, es folgte der deutsche Markt mit O2 als Netz.
Hierzulande waren es eher die Mobilfunkanbieter, die versuchten, in den Banking-Markt vorzudringen. Darunter etwa O2 in einer Partnerschaft mit der Comdirect. Statt Zinsen sollte es Freiminuten geben. Das Projekt scheiterte. Gigs sieht das Erfolgsrezept eher andersherum: Banken, die auch einen Mobilfunktarif anbieten. In Südkorea ist gerade die KB Kookmin Bank mit einem ähnlichen Konzept gestartet. In Deutschland gibt es beispielsweise Aldi Talk, das mit O2 im Hintergrund ebenfalls ein eigenes Tarifangebot hat.
Großer Deal im Markt
In einer Zeit, in der es für Banken schwieriger wird, sich von der Konkurrenz abzusetzen, dürfte der eigene Tarif eine Möglichkeit sein, neue Produkte zu gestalten. „Mit Kreditkarten gab es in der Vergangenheit schon Produkte, die gebündelt wurden – diese Chance eröffnet sich jetzt auch mit Neobanken und ihren Konten“, sagt der Gigs-Gründer.
Wie attraktiv der Markt ist, zeigt ein Deal: T-Mobile übernahm in den USA die Mobilfunkmarke von Schauspieler Ryan Reynolds. Mint Mobile kaufte der Telekommunikations-Konzern für 1,35 Milliarden Dollar.