Das Team von Friday aus dem Jahr 2019 (Bild: PR).

Deal geplatzt – Versicherungs-Startup Getsafe wollte Friday kaufen

Exklusiv: Gründer Christian Wiens war mit seinem Startup Getsafe in den vergangenen Monaten auf Shoppingtour. Auch mit dem einst ambitioniert gestarteten Versicherungs-Startup Friday verhandelte der Digitalversicherer aus Heidelberg. Doch die Insurtechs konnten sich nicht auf eine Bewertung einigen.

Zum Start zählte Friday zu den ambitioniertesten Versicherungs-Newcomern. Christoph Samwer, der für Rocket Internet die Kreditplattform Lendico aufgebaut hatte, leitete das junge Team. Große Werbekampagnen machten die Marke bekannt. Gleich in den zwei Jahren nach Gründung wuchsen die Versicherungsprämien auf knapp 15 Millionen Euro an. Die Firma saß im selben Gebäude wie die Neobank N26 – mit ähnlich großen Plänen.

Doch zuletzt war es still um den Hoffnungsträger. Nun wird bekannt, dass das Friday-Management im Frühjahr einen Deal mit einem anderen großen Fintech-Player verhandelte. Nach Informationen von Finance Forward wollte demnach Getsafe die Firma kaufen oder einen Merger vollziehen. Das Heidelberger Startup hat in den vergangenen Monaten bereits Deine Studienfinanzierung und das Deutschland-Geschäft von Luko übernommen.

Viele Millionen sind in Friday geflossen

Der Hintergrund: Friday wuchs stark mit einer Autoversicherung. Ein Segment, das das Insurtech Getsafe bislang nicht selbst bedient. Dadurch hätte ein Zusammenschluss gut gepasst, heißt es von mehreren Personen aus dem Umfeld.

Doch am Ende hätte die Versicherung Baloise – die Friday im Hintergrund mit aufbaute – den Deal abgesagt. Man habe sich nicht auf eine Bewertung einigen können, sagen Insider. Weder Friday, Baloise und Getsafe wollen sich auf Anfrage von Finance Forward äußern. Für die Versicherung dürfte entscheidend sein, dass sie in den vergangenen Jahren viel Geld in Friday gesteckt hat. Seit dem Start 2017 haben sich allein rund 180 Millionen Euro an Verlusten angehäuft, wie eine Auswertung der Jahresberichte zeigt.

Verluste bleiben hoch

Erst kürzlich hat Friday, das mittlerweile von Nasier Ahmad Nasir geleitet wird, 250.000 Verträge verkündet (Finance Forward berichtete). Gleichzeitig zeigen die Geschäftszahlen aus dem Jahr 2023, dass das Unternehmen nicht mehr gewachsen ist. Es nahm Prämien in Höhe von rund 50 Millionen Euro ein, doch der Verlust blieb ähnlich hoch – bei rund 30 Millionen Euro.


Friday kommentierte die Zahlen nicht konkret. „Wir sehen einen positiven Trend in der Geschäftsentwicklung seit Sommer 2023 und haben in den letzten Monaten verschiedene Maßnahmen zur Steigerung der Profitabilität umgesetzt, die Wirkung zeigen“, sagte CEO Nasir. Man wolle künftig nicht mehr „um jeden Preis unseren Umsatz erhöhen“. Gerade im französischen Markt wachse die Firma stark.

Konsolidierung im Gang

Der Deal zeigt auch, dass in der Versicherungsbranche zurzeit eine große Konsolidierung läuft. Die wichtigen Player Clark und Getsafe haben bereits mehrere Unternehmen zugekauft. Auch Wefox verleibte sich zahlreiche Player ein, bevor es in eine Krise schlitterte. Viele der Insurtech-Startups kämpfen damit Profite mit ihren Unternehmen einzufahren.


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Getsafe, das seit einigen Jahren nun auch eine eigene Versicherungslizenz besitzt, verkündete vor wenigen Wochen immerhin einen ersten profitablen Monat. Auf das Jahr hochgerechnet sollen die Beitragseinnahmen auch bei rund 50 Millionen Euro liegen.