40.000 Kunden – wie steht es um Fyrst, dem B2B-Fintech der Deutschen Bank?
Die Deutsche Bank gründete Fyrst 2019 als Neobank für Geschäftskunden, danach wurde es still um das Projekt. Doch im Hintergrund ist es stark gewachsen. Welche Strategie verfolgt das Projekt in dem umkämpften Segment?
Es tut sich einiges im Markt der Business-Neobanken. Das französische Banking-Startup Qonto hat den Berliner Konkurrenten Penta gekauft, dadurch entsteht ein europäischer Player mit 300.000 Firmenkunden und 900 Mitarbeitern. Kontist wird für einen angeblich „zweistelligen Millionenbetrag“ an das dänische Unternehmen Ageras verkauft und der Holvi-Gründer hat sein Startup von der spanischen Großbank BBVA zurückgekauft, um mit strikten Maßnahmen erfolgreich zu machen.
Wenig gehört hat man in der Branche im vergangenen Jahr unterdessen nur von Fyrst. Es ist der Versuch der Deutschen Bank, eine „digitale Bank für Gründer, Selbstständige und Freiberufler“ zu bauen, sie soll wie ein cooles, hippes Fintech wirken und nicht wie eine angeschlagene Großbank. Während die anderen Player mit Schlagzeilen und Werbemaßnahmen auf sich aufmerksam machen, ist es still um Fyrst.
Wohlfahrt spricht von „100 Prozent gestiegenen Erträgen mit stark steigender Tendenz in den kommenden Monaten“. Konkrete Zahlen nennt er dabei allerdings nicht. Indes: „Die Erträge decken seit diesem August alle direkten Kosten von Fyrst, wir sind also profitabel.“ Weil es im Hintergrund über die IT-Systeme der Deutsche-Bank-Tochter Postbank läuft, ist es allerdings nicht einfach zu bewerten, ob Fyrst als eigenständiges Projekt tatsächlich profitabel ist. Denn es nutzt auch einige Ressourcen der Postbank – inwieweit diese in die Kostenrechnung einbezogen werden, ist eine Frage der Auslegung.
Fyrst bietet derzeit zwei verschiedenen Kontomodelle an, eines davon ist kostenlos. In den vergangenen Jahren hatten einer nach dem anderen der Konkurrenz die kostenlosen Angebote eingestellt, einzig Finom, dem neuen Projekt der Modulbank-Gründer, und Fyrst halten weiter daran fest. Weil Fyrst für die Nutzung seiner Infrastruktur nicht pro Kunde bezahlt, wie etwa ein Penta oder Kontist bei ihrer Partnerbank Solaris, fallen die kostenlosen Konten nicht so stark ins Gewicht.
Immerhin: Von den inzwischen 40.000 Fyrst-Kunden bezahlen 40 Prozent für ihr Konto, sagt Wohlfahrt. In Sachen Kundenwachstum hat es seine Strategie angepasst. 2020 war es mit einer Werbeoffensive gestartet, beispielsweise mit Anzeigen auf sozialen Netzwerken, bei Xing hat es sich in die beliebten Newsletter eingekauft, auf Stern.de, Gründerszene, Deutsche Startups oder Business Punk warb es mit Advertorials gekauft. Auf vielen Nachrichtenseiten erschien Bannerwerbung, Offline ist war es in ICEs und an Bahnhöfen der Deutschen Bahn präsent.
Das hat sich nun aber geändert, Fyrst macht kaum noch mit bezahlten Inhalten auf sich aufmerksam. „Auf einige unsere Marketingaktionen haben wir nicht viel Resonanz bekommen, deshalb fahren wir das zurück“, sagt Wohlfahrt. Das Kundenwachstum hat sich mit einem Nettowachstum um 50 Prozent in Vergleich zum Vorjahr trotzdem gut entwickelt. „Mein Gefühl ist, dass die Wettbewerber an der Stelle viel Geld verbrennen – da müssen wir nicht mitmachen.“
Durch das Setup sei Fyrst, das 25 Mitarbeiter beschäftigt, mit Wettbewerbern wie Penta nicht vergleichbar. Obwohl die meisten Kunden nicht aus dem Kosmos der Deutschen Bank kommen, eröffne jeder zweite Kunde sein Konto, ohne dass Fyrst dafür Geld ausgeben muss, sagt Wohlfahrt. 40 Prozent kommen ohne „Last-Click aus Suchmaschinenmarketing (SEA) oder anderen Kanälen“, also den sogenannten Kundenakquisekosten.
Trotz der positiven Entwicklung muss Fyrst noch beweisen, dass es den einzelnen Kunden mehrere Produkte andrehen kann. Nach einer gelungenen Integration der Postbank in die Deutsche Bank soll das stark ausgebaut werden. „Wir werden auf der Kreditseite zusätzliche Investitions- und Förderdarlehen, aber auch ESG-Kredite und einen Energiekredit anbieten können“, sagt Wohlfahrt. Zusätzlich wolle er den Selbständigen, Freiberuflern und Geschäftsführern als Privatpersonen digitale Angebote in den Kategorien Einlagen, Wertpapier-Anlage, Altersvorsorge und Baufinanzierung anbieten. Dann kann es so richtig Geld verdienen.