Stühlerücken: Finoa will mit neuem Führungsteam expandieren
Das Berliner Krypto-Fintech Finoa gewinnt einen weiteren Szenekopf, der künftig die Expansion voran treiben soll. Gleichzeitig ersetzt er einen der Gründer in der Geschäftsführung. Dazu gibt es aktuelle Geschäftszahlen.
Ein weiterer Fintech-Veteran heuert beim Krypto-Startup Finoa an: Seit Januar verantwortet Sven Niederheide den Bereich Compliance und ist Teil der Geschäftsführung – zusammen mit Christopher May, Jörg Howein und Michael Heinks. Zuvor arbeitete er unter anderem als Head of Compliance bei der Fintech-Bank N26 und Chief Compliance Officer bei der Krypto-Plattform Blockchain.com.
In seiner neuen Rolle soll er das Berliner Startup vor allem für die neuen regulatorischen Erfordernisse fit machen und auf die weitere internationale Expansion vorbereiten. In diesem Jahr wolle sich das Unternehmen etwa um eine weitere Krypto-Lizenz außerhalb der EU bewerben, heißt es vom Unternehmen.
Daneben gewinnt Finoa Vanja Miletic von Zalando Pay als neuen Chief Information Security Officer, der sich unter anderem um die Umsetzung der neuen DORA-Verordnung (Digital Operational Resilience Act) kümmern soll.
Vor wenigen Monaten konnte das Krypto-Startup mit Jörg Howein bereits einen weiteren Szenekopf gewinnen. „Jörgs Erfahrung, im regulierten Umfeld innovative Produkte zu bauen, war der erste Schritt für uns“, sagt Co-Gründer Henrik Gebbing im Gespräch mit Finance Forward. „Jetzt wollen wir uns auf der Führungsebene noch weiter verstärken.“
Fokus auf Staking-Geschäft
Die neuen Personalien sind Teil einer Umstrukturierung der Gesellschaft: Fortan firmieren die Geschäftsbereiche Verwahrung, Brokerage und Staking in zwei getrennten GmbHs unter einer neu geschaffenen Holding-Firma.
Gebbing selbst scheidet aus der Finoa-Geschäftsführung aus und wechselt in die Führungsetage der Finoa-Tochter Consensensus Services. Der Geschäftsbereich fokussiert sich auf das sogenannte „Staking“. Bei dem Prozess validieren Anleger durch ihre Kryptowährungen neue Blöcke innerhalb der Blockchain, wofür sie wiederum Belohnungen – ähnlich wie Zinsen – erhalten. Finoa sehe in diesem Bereich die größeren Wachstumschancen, so Gebbing.
Das Staking-Geschäft ist zuletzt stark gewachsen und macht laut dem Co-Gründer mittlerweile 60 Prozent des Umsatzes aus. „Vor Kurzem haben wir die Zwei-Milliarden-Marke an verwaltetem Vermögen im Staking geknackt“, verrät er. In den kommenden zwölf bis 18 Monaten liege das Ziel bei vier bis fünf Milliarden, so Gebbing.
Dabei verdiene Finoa im Schnitt acht Prozent der Staking-Erträge. Im vergangenen Jahr konnte das Startup seinen Umsatz damit deutlich erhöhen: Um 150 Prozent auf circa elf Millionen Euro. Gleichzeitig wirtschaftete Finoa laut Gebbing Cashflow-neutral. Die Gewinnzone soll aber laut Gebbing „zeitnah“ erreicht werden.
Aufschwung durch Institutionelle Anleger
Nachdem das Fintech während des Kryptowinters zu kämpfen hatte und nur knapp der Pleite entkam, profitiert es nun von den vielen institutionellen Anlegern, die in den Kryptomarkt drängen. „Nach dem Bärenmarkt sehen wir eine echte Renaissance“, sagt Gebbing. „Auch in Deutschland haben sich viele institutionelle Anleger neu orientiert. Jetzt verfolgen sie etwa Bitcoin- oder Ethereum-Investments oder Ethereum-Staking-Investments.“
Dabei stehen sie vor der Frage, wie die gehaltenen Kryptowährungen verwaltet werden sollen. Unter Privatanlegern ist die Variante der so genannten „Self-Custody“ – also mit eigenen Wallet – eine oft gewählte Option. Institutionelle Investoren würden laut Gebbing aber auf regulierte Verwahrer setzen. „Die Verwahrung ist nicht der Kernfokus eines Portfolio-Verwalters oder Family Offices“, sagt er. Das Interesse an der Zusammenarbeit mit einem regulierten Partner wie Finoa sei daher groß.