Finleap-Geschäftszahlen: Die Hoffnungsträger und Verlierer im Portfolio
Exklusiv: Der ehemalige Company Builder Finleap hat seine Zahlen für das Jahr 2019 veröffentlicht: Erstmals lässt sich eine aktuelle Unternehmensbewertung ableiten. Zudem zeigt sich, auf welchen Beteiligungen große Hoffnungen liegen – und wer an Wert verloren hat.
Die Berliner Firmenschmiede befindet sich zurzeit im Umbruch: Finleap will keine eigenen Startups mehr bauen, Teile des Teams mussten gehen – und der Inkubator richtet sich neu aus (Finance Forward berichtete).
Die fünf wichtigsten Erkenntnisse:
1. Wie hoch ist die Bewertung?
Um die Unternehmensbewertung hat Finleap bislang ein großes Geheimnis gemacht. Was man wusste: Der addierte Wert aller über die Jahre von Finleap aufgesetzten oder teilweise auch übernommenen Ventures soll bei mehr als einer Milliarde Euro liegen, wie Finleap-CEO Ramin Niroumand neulich verraten hatte.
Wie viel indes ist Finleap selbst wert? Auf Basis des 2019er Abschlusses (der teilweise auch auf Ereignisse des Folgejahres eingeht) lässt sich diese Frage nun erstmals beantworten: So investierte die Deutsche Börse im Frühjahr 2020 insgesamt zehn Millionen Euro in Finleap, und zwar zu einer Bewertung von grob 330 Millionen Euro.
Damit spielte Finleap zum damaligen Zeitpunkt ungefähr in einer Liga mit seinem wichtigsten Venture, nämlich mit der Solarisbank. Dieser hatten Investoren Mitte 2020 eine Post-Money-Bewertung von rund 320 Millionen Euro zugebilligt.
2. Was verrät der Geschäftsbericht über die Startups?
– Die konkreteste Aussage ist, dass Finleap zwei seiner Ventures für das Geschäftsjahr 2019 „Umsatzerlöse in zweistelliger Millionenhöhe“ attestierte, nämlich der Solarisbank und Clark. Im Falle des „Banking as a Service“-Spezialisten Solaris war das bekannt, im Falle des Online-Versicherungsmaklers Clark allerdings nicht. Die Angabe könnte erklären, warum Clark bei seiner 69-Millionen-Euro-Runde in diesem Januar zu einem der zehn höchstbewerteten deutschen Fintechs aufgestiegen ist
– Neben der Solarisbank und Clark werden noch fünf weitere damalige Ventures als „reif und wachstumsstark“ bezeichnet, nämlich Pair Finance, FinanceAds, Billfront, Deutsche Fintech Solutions und Scaling Spaces. Dieses Quintett sei „in 2019 entweder schon profitabel“ gewesen oder habe „den Break-Even unterjährig erreicht“
– Interessant auch, dass Element und Elinvar in der Kategorie „reif und wachstumsstark“ nicht auftauchen. Über sie heißt es stattdessen: „Die Bafin-regulierten Plattform-Unternehmen Elinvar und Element konnten weitere große Kunden gewinnen und hatten weiterhin starken Fokus auf zusätzliches Wachstum und Investitionen in Team und Produkt.“
– Der Geschäftsbericht erinnert daran, dass bei Finleap eines und zwar bis heute fehlt – nämlich ein richtiger Exit. „Erste Beteiligungsverkäufe mit substanziellem positivem Einfluss“ seien 2019 noch nicht eingetreten und wurden für 2020 auch nicht erwartet
3. Was waren die Flops im Finleap-Universum?
Insgesamt musste Finleap außerplanmäßige Abschreibungen in Höhe von 13,6 Millionen Euro vornehmen.
– Die größte Wertberichtigung erfolgte bei Perseus. Das Cyber-Security-Startup wurde für gerade mal eine Millionen Euro an die HDI-Versicherung weitergereicht, was eine Abschreibung in Höhe von 6,8 Millionen Euro erforderlich machte
– 5,7 Millionen Euro wurden auf Infinitec Solutions abgeschrieben, das war jenes Unternehmen, das in Finleap Connect hineingeschoben wurde.
Und nicht zu vergessen: 6,8 Millionen Euro investierte Finleap im Geschäftsjahr 2019 bei Joonko, dem Check24-Herausforderer, der im Herbst 2020 aufgeben musste. Weitere Abschreibungen waren also programmiert.
4. In welche Unternehmen hat Finleap im Geschäftsjahr 2019 investiert?
– Elinvar: 1,8 Millionen Euro
– Penta: 4,6 Millionen Euro
– Element; 3,0 Millionen Euro
– Crosslend: Knapp 1 Millionen Euro
– Finleap Connect: 3 Millionen Euro als Wandeldarlehen
5. Weitere wichtige Zahlen aus dem Report
– Mit seinem Beratungsgeschäft setzte Finleap 9,2 Millionen Euro um, ein Plus von gut 40 Prozent.
– Finleap sammelte 27 Millionen Euro von Investoren ein, nämlich 10 Millionen Euro aus dem zweiten Teil der großen Finanzierungsrunde mit der chinesischen Versicherung Ping An, und 17 Millionen Euro von der Versicherungskammer Bayern.
– Das schon erwähnte 10-Millionen -Euro-Engagement der Deutschen Börse in 2020 unterteilte sich ungefähr hälftig in eine Cash- und eine Sachkomponente. Die Sachkapitalerhöhung ergab sich daraus, dass die Deutsche Börse im Gegenzug für Anteile an Finleap ihre (noch aus Figo-Zeiten herrührenden) Anteile an Finleap Connect abtrat.
– Der Jahresfehlbetrag lag bei 16,4 Millionen Euro und setzte sich zum großen Teil (siehe oben) aus den Abschreibungen zusammen. Der Rest? Operative Verluste in überschaubarer Höhe. Nämlich: Minus 3,2 Millionen Euro Ebitda.