Finleap legt Zahlen vor: Die Gewinner und Verlierer im Portfolio
Exklusiv: Der Fintech-Inkubator Finleap hat Geschäftszahlen für das Jahr 2018 veröffentlicht. Im Unternehmensbericht zeigt sich, welche der Finleap-Startups bereits abgeschrieben sind, wie gut die Exits waren – und wer noch als Hoffnungsträger gilt.
Seit dem Start der neuen Staffel von „Bad Banks“ und einer ZDF-Dokumentation über Bankenangreifer sind Fintech-Startups auch außerhalb der Finanzwelt Gesprächsthema. Der Berliner Inkubator Finleap spielte dabei eine wichtige Rolle, er gilt als ein Vorbild für die Fintechs in der beliebten Fernsehserie.
Die wichtigsten Erkenntnisse:
– Die Bankenplattform Solarisbank, die Makler-App Clark und das Insurtech Element führt Finleap im Geschäftsbericht prominent als Hoffnungsträger auf. So legte der Inkubator laut Bericht im Frühjahr 2019 noch einmal 3,5 Millionen Euro bei Clark nach, die Unternehmensbewertung liegt damit bei 180 Millionen Euro. Und die Solarisbank sucht zurzeit nach neuem Kapital, wie Finanz-Szene vor einiger Zeit berichtete. Zu einer Bewertung von 400 Millionen Euro. Finleap hält etwa ein Drittel der Anteile an dem Startup.
– Beim Inkasso-Startup Pair schreibt Finleap von „nachhaltig siebenstelligen Umsätzen“ für das Jahr 2018 und auch das Affiliate-Netzwerk Financeads lobt der Inkubator für sein starkes Wachstum – ohne konkret zu werden.
– Klarer Verlierer ist Valendo. Das Fintech war ursprünglich als Online-Pfandhaus gestartete und wandelte sich später zum Working-Capital-Anbieter. Finleap schrieb das Unternehmen 2018 vollständig ab, „aufgrund der schwierigen Geschäftslage in einem herausfordernden Marktumfeld“. Es ist als Erfolg für Finleap zu werten, dass es Valendo zu einem Kaufpreis „in niedriger siebenstelliger Höhe“ an Creditshelf weiterreichen konnte.
– Unklar ist, wie es um Billfront steht. Finleap vermerkt über den Anbieter von Rechnungsfinanzierungen: „In einem schwierigen Marktumfeld konnte Billfront den Turnaround erreichen und die Basis für weiteres Wachstum legen.“ Seitdem ist es weiter ruhig um das Fintech geblieben.
– Penta, das auch gerade auf Investorensuche ist, kaufte Finleap im Frühjahr 2019 zu einem Spottpreis, wie aus den Zahlen ersichtlich ist. Es zahlte gerade einmal 400.000 Euro und übernahm ein kleines Darlehen, um den Anbieter für Business-Banking zu kaufen. Vorher sollen fast zehn Millionen Euro in das Unternehmen geflossen sein – für die alten Geldgeber war das kein guter Deal. Nach der Übernahme gab es im Sommer 2019 für Penta eine Finanzierung über acht Millionen Euro.
– Auch über die Exits gibt der Geschäftsbericht Aufschluss. Beim Proptech-Startup Zinsbaustein hatte Finleap seine 44 Prozent an einen Mitgesellschafter aus der Immobilienbranche verkauft. Finleap sei „sehr zufrieden“ mit dem Preis, hieß es damals gegenüber Gründerszene. Mit „leichten Gewinnen“ habe sich das Unternehmen unter anderem von der Zinsbaustein-Beteiligung getrennt, schreibt Finleap dagegen nun im Geschäftsbericht.
– Insgesamt hat der Inkubator 2,9 Millionen Euro mit Exits eingenommen. In diese Summe fällt auch der Verkauf von Deposit-Solutions-Anteilen. Diese hatte Finleap beim Verkauf seiner Zinsplattform Savedo erhalten. Das zeigt: Einen guten Exit kann Finleap noch nicht vorweisen. Zum Vergleich: Die Abschreibungen etwa für Valendo liegen bei 3,5 Millionen Euro – und damit höher als die Gewinne.
– 15,5 Millionen Euro investierte Finleap im Jahr 2018, heißt es im Bericht. Im ersten Halbjahr 2019 kamen noch einmal 11,7 Millionen Euro und zwei Millionen Euro an Krediten hinzu, das Investitionstempo beschleunigte sich.
– Laut Jahresabschluss soll der Wert der Beteiligungen Ende 2018 bei 41 Millionen Euro gelegen haben. Dabei sei aber nach konservativen Regeln des deutschen Handelsgesetzbuches bewertet worden, heißt es aus dem Unternehmen. Diese berücksichtigen nicht die Wertsteigerungen bei Finanzierungsrunden der Ventures. Der tatsächliche Wert wird deutlich höher liegen.
– Den Umsatz steigerte Finleap um etwa eine Million auf 6,5 Millionen Euro, er wird vor allem über Beratungsleistungen erwirtschaftet. Der Jahresfehlbetrag liegt bei 7,7 Millionen Euro.
– Die Geschäftsführung verdient 2018 insgesamt 882.000 Euro, im Durchschnitt etwa 220.000 Euro für jeden aus der Unternehmensführung.
– Was seitdem passiert ist: Finleap hat sich in den vergangenen Monaten den API-Dienst Figo ins Boot geholt und den Inkubator komplett umgebaut. Vor kurzem verkaufte es das Security-Startup Perseus. Die frühe Phase des Verkaufs deutet wieder auf einen kleineren Exit hin.
Fazit: Finleap muss immer noch beweisen, dass es auch einen großen Unternehmensverkauf hinlegen kann. Es zeigt sich, dass der Aufbau von Fintech-Startups ein langwieriges Geschäft ist. Zusätzlich wird sich erst zeigen müssen, ob Finleap es schafft, über sein Angebot Connect seine Dienstleistungen an Finanzunternehmen zu verkaufen.
Finleap-Partnerin Carolin Gabor ist am 12. Mai bei unserer Finance-Forward-Konferenz dabei. Mehr Speaker, Infos und Tickets gibt es hier.