Company Builder Finconomy führt zwei wichtige Ventures zusammen
Exklusiv: Die Münchner Firmenschmiede bündelt ihre Beteiligungen Weadvise und Fundsaccess: So entsteht ein großes Software-Fintech, das Geldanlagen in Höhe von 62 Milliarden managt. Was hat der Finconomy-Gründer damit vor?
Reinhard Tahedl glaubt weiter an menschliche Finanzberater. „Wir in der Digital-Branche unterliegen oftmals dem Bias, die ganze Welt nutzt nur noch Direktbanken, Robo-Advisor und Neobroker“, sagt der Unternehmer. Es verschiebe sich zwar mehr Geschäft in die digitale Welt, doch ein Gros der Anlageberatung erfolge „derzeit noch traditionell auf Basis des persönlichen Kontakts“.
Mit seinem Company Builder Finconomy setzt er genau auf diese Entwicklung – und hat über die Jahre Fintechs aufgebaut, die den Vertrieb mit Software-Tools unterstützen. Große Versicherungen wie Axa oder Gothaer verwenden die Produkte aus der Firmenschmiede bereits.
Gründung aus dem BWL-Studium heraus
Bereits 1999 gründete Tahedl die Firma Fundsaccess aus dem Betriebswirtschaftslehre-Studium heraus. 21 Jahre später verwenden etwa 20.000 Berater die Software. Zum Beispiel in Versicherungen oder Makler-Unternehmen können sie mithilfe von Fundsaccess zusätzlich Geldanlagen an ihre Kunden vermitteln. Dazu können Aktien oder Fonds gehören, das entscheidet der Firmenkunde. Die Software unterstützt dabei die Beratung vor Ort.
Das zweite Venture, Weadvise, startete der Fintech-Gründer dann vor zwei Jahren. Mit der Software können zum Beispiel Banken und Versicherungen eine digitale Vermögensverwaltung aufbauen, jeweils unter ihrer eigenen Marke. Weadvise liefert im Hintergrund die Technologie. Der Robo-Advisor Financery, der sich speziell an Frauen richtet, arbeitet etwa mit der Software. Auch bei Weadvise entscheiden die Firmenkunden über die genaue Anlage-Strategie, detaillierte Reportings lassen sich einfach erstellen.
Nun führt Tahedl seine beiden Firmen zusammen: Nur Fundsaccess bleibt bestehen, auch wenn es beide Marken weiterhin gibt. Vor allem wird das Produkt stärker verbunden. „Künftig werden wir vermehrt ein Nebeneinander von digitalen und Vor-Ort-Möglichkeiten sehen“, sagt Tahedl. Die Tools würden es den Kunden zusätzlich erleichtern, bei der Beratung die regulatorischen Vorgaben zu erfüllen – ein wichtiges Argument für die Banken.
Die neue Firma hat einen substantiellen Marktanteil
Die gemeinsame Firma beschäftigt insgesamt 50 Mitarbeiter, zusammen erzielten die Firmen im vergangenen Jahr etwa sechs Millionen Euro. Die Besonderheit: Fundsaccess arbeitet bereits profitabel, allerdings noch auf einem relativ kleinen Level. Durch die neue Ausrichtung – Beratungs-Software und digitale Vermögensverwaltung – geht Tahedl mit seinem Unternehmen weiter in Konkurrenz zu Elinvar. Das Berliner Startup gehört dabei zum großen deutschen Fintech-Inkubator Finleap.
In den kommenden Jahren wird es sich zeigen, welcher Fintech-Company-Builder den Wettkampf in diesem Segment für sich entscheiden kann. Denn Fundsaccess-Gründer Tahedl betreibt mit Finconomy ebenfalls eine Firmenschmiede. Den Aufbau der Firmen hat er vor allem aus dem Exit-Erlös der Finanz-App Treefin finanziert, die er an den W&W-Konzern verkaufte. Außerdem gehört dem börsennotierten Finanz-Konzern Hypoport ein Viertel von Finconomy. Zu den weiteren Ventures zählen Finhome, ein White-Label-Finanzapp, und etwa der Schnittstellen-Anbieter Banksapi.
Das neue Fundsaccess ist das größte Venture, es soll in diesem Jahr sieben Millionen Euro umsetzen – und hat bereits einen substantiellen Marktanteil mit 1,3 Millionen Depots, denn insgesamt besitzen in Deutschland etwa zehn Millionen Menschen Aktien oder Fonds.