Exporo-Geschäftszahlen: 19 Millionen Umsatz – aber hohe Verluste und Corona-Knick
Die Immobillien-Crowdplattform Exporo gehört mittlerweile zu den ertragsstärksten deutschen Finanz-Startups, doch die Kosten sind parallel stark gestiegen – und das Wachstum soll nicht so weiter gehen.
Der deutsche Crowdinvesting-Marktführer Exporo gestattet erstmals einen Einblick in seine Geschäftszahlen. Wie Finanz-Szene.de im Bundesanzeiger entdeckt hat, erzielte das Hamburger Fintech 2019 einen Umsatz von 19 Millionen Euro.
Damit dürfte die Hamburger Firma in dem Jahr zu den ertragsstärksten deutschen Finanz-Startups gehört haben. Gleichwohl blieb das Umsatzwachstum von 42 Prozent hinter den eigenen Erwartungen zurück. Und: Es wurde mit hohen Verlusten erkauft. Für 2020 ging das Fintech sogar von einem signifikanten Umsatzrückgang aus.
Die wichtigsten Punkte:
- Dem Umsatz von 19,0 Millionen Euro standen „Aufwendungen für bezogene Leistungen“ in Höhe von 8,5 Millionen Euro gegenüber. Dahinter verbergen sich unter anderem Marketingkosten. Übrig blieb also ein Rohergebnis von 10,5 Millionen Euro
- Zu den Personalkosten in Höhe von 9,5 Millionen Euro kommen noch „sonstige betriebliche Aufwendungen“ von 9,9 Millionen Euro hinzu. Besonders der Anstieg der „sonstigen betrieblichen Aufwendungen“, um 91 Prozent lässt aufhorchen. Der Geschäftsbericht verweist hier „insbesondere auf die Kosten für die Rechts- und Beratungskosten im Zusammen mit der Durchführung der Finanzierungsrunde und Kapitalerhöhung sowie die gestiegenen IT-Kosten und Lizenzkosten“. Waren das also größtenteils einmalige Aufwendungen? Das wäre gut, denn wenn die „sonstigen betrieblichen Aufwendungen“ fast das gesamte Rohergebnis aufzehren, spricht das nur bedingt für die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells
- Das vermittelte Kapital belief sich auf 251,4 Millionen Euro. Wenn man davon ausgeht, dass sich der Umsatz mehr oder weniger komplett aus den Vermittlungen speiste, bleiben somit von jedem vermittelten Euro 7,6 Cent bei Exporo hängen.
- Oder anders: Je vermitteltem Projekt (insgesamt wurde 119 Projekte über Exporo finanziert) ergab sich für das Hamburger Fintech ein Umsatz von 160.000 Euro
- Für 2020 geht Exporo laut Prognosebericht von einem Umsatzrückgang auf nur 17,5 Millionen Euro aus – und das, obwohl sowohl beim vermittelte Kapital (plus 7,5 Prozent auf 270,2 Millionen Euro) als auch bei der Anzahl der Projekte (plus 7,6 Prozent auf 128) ein Anstieg erwartet wurde. Offenbar spürte Exporo also einen gewissen Margendruck. Trotz 85 Prozent Marktanteil, von denen im Geschäftsbericht die Rede ist.
- Zugleich ging Exporo für 2020 von einer deutlichen Eindämmung des Verlusts auf nur noch minus 4,6 Millionen Euro Ebit aus.
- Wobei man ganz grundsätzlich sagen muss, Zitat aus dem Geschäftsbericht: „Aufgrund der Corona-Krise und mit einhergehender Volatilität im Marktumfeld ist die Prognose für den Geschäftsverlauf mit höherer Unsicherheit behaftet, als zu normalen Zeiten.“
- Und noch ein Zitat: „Ob […] die zunehmende Verbreitung des Coronavirus tatsächlich zu einer Reduzierung der Nachfrage nach Anlagemöglichkeiten im Immobilienbereich führt, bleibt abzuwarten. Aus Gründen der Vorsicht haben wir uns für eine Reduzierung der ursprünglichen Personalkosten durch geeignete Personalmaßnahmen entschieden, um hier für etwaige Auswirkungen bestmöglich vorbereitet zu sein.“ Täuschen wir uns? Oder klingt „geeignete Personalmaßnahmen“ nicht nur nach „Kurzarbeit“, sondern durchaus auch nach „Jobabbau“?
Der ganze Artikel mit weiteren Geschäftszahlen ist zuerst auf Finanz-Szene.de erschienen.