Ethereum geht auf eine Proof-of-Stake-Blockchain über (Bild: Cedrik Wesche/Unsplash)

„The Merge“: Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Ethereum-Umstellung

Die Blockchain-Plattform Ethereum plant für Mitte September ein umfassendes Update, das sie unter anderem energieeffizienter, schneller und günstiger machen soll. Warum das wichtig ist.

In Krypto-Kreisen ist seit Jahren immer wieder die Rede von „The Merge“. Unklar war aber bislang der Zeitpunkt – ab Dienstag soll es endlich losgehen: Ethereum durchläuft das größte Upgrade einer Blockchain, das es bislang gab.

Damit geht die Plattform einen der schärfsten Kritikpunkte an: Die Krypto-Branche verbrauche riesige Mengen an Energie – inmitten der Klimakrise und einer generellen Energieknappheit. Mit dem Schritt soll der Strombedarf der Ethereum-Blockchain um 99,95 Prozent gesenkt werden.

Das hätte bereits 2019 passieren sollen, so der ursprüngliche Plan. Doch der Termin wurde immer wieder verschoben. „The Merge“ – also „Der Zusammenschluss“ – verspricht, Kryptowährungen näher an die Finanzwelt heranzuführen. Aber was heißt das überhaupt? Wir haben die wichtigsten Antworten gesammelt.

Was passiert bei „The Merge“ genau?

Statt eine Proof-of-Work-Blockchain zu nutzen, setzt Ethereum künftig auf eine Proof-of-Stake-Blockchain, würde es im Fachjargon heißen. Klartext: Bislang mussten für die Transaktionen komplexe Rechenaufgaben gelöst werden. Das nennt sich „Mining“, weil dadurch neue Token „geschürft” werden. Das Prinzip nutzt am prominentesten Bitcoin, die erste und bekannteste Kryptowährung.

Das soll sich aber nun ändern: Künftig wird Ethereum nicht mehr durch das energieintensives Mining gesichert, sondern durch Einzelpersonen („Validatoren“), die ihr eigenes Kapital in das Netzwerk selbst einbringen. Sie verifizieren die Transaktionen dann mit ihrem vorhandenen Kapital und bekommen dafür eine Belohnung. Das Ganze nennt sich Staking.

Nach Schätzungen von Coinbase beträgt die jährliche Rendite etwa 3,85 Prozent auf der Proof-of-Stake-Blockchain Solana. Ethereum, ein größeres Netzwerk mit mehr Transaktionen, könnte höhere Renditen bieten. Ethereum.org geht von sieben Prozent aus.

Warum wird das gemacht?

Es gibt zwei offensichtliche Hauptgründe: Zum einen der massiv reduzierte Stromverbrauch. Damit versucht Ethereum den Vorwurf zu entkräften, Kryptowährungen und Blockchains würden übermäßig viel Energie kosten. Außerdem sollen die Transaktionen auf einer Proof-of-Stake-Blockchain günstiger und wesentlich schneller werden, weil sie weniger Validatoren benötigen. Damit wird Ethereum attraktiver für Produkte und Anwendungen, die sich an eine breite Masse richten. Das könnten auf lange Sicht skalierbare Finanzapplikationen hervorbringen – so die Hoffnung.

Welche Auswirkungen kann die Aktion auf Ethereum-Projekte haben?

Auf der Ethereum-Blockchain sind mehr als 3.000 Applikationen aufgebaut. Die gilt es bei der Umstellung nicht zu beeinträchtigen. Da sind sich die Experten nicht sicher. „Eines kann ich garantieren: Es wird ein sehr holpriger Ritt werden“, sagt Toby Lewis von der Kryptoanalyse-Firma Novum Insights. Bei einem Ethereum-Upgrade 2016 wurde das Netzwerk beispielsweise wochenlang von sogenannten Replay-Attacken belagert, bei denen Hacker die Transaktionen der Nutzer nachspielen, um Token zu stehlen.

Gibt es Auswirkungen für Anleger, die die Kryptowährung Ether halten?

Kurzfristig könnte es zwischen dem 13. und 15. September dazu kommen, dass auf Krypto-Börsen der Handel mit Ether ausgesetzt wird. Klappt die Zusammenlegung aber, dann sollte es langfristig keine Probleme geben. Dann würde sich das auch auf die Wertentwicklung auswirken, Ether könnte steigen. Meistert Ethereum das Vorhaben nicht, dann wird es allerdings an Vertrauen verlieren – und viele Anleger in andere Kryptowährungen oder Assetklassen flüchten.