Dock Financial kauft Paydora – und erwägt eigene Banklizenz
Exklusiv: Das Banking-Startup Dock Financial um den erfahrenen Fintech-Manager Marko Wenthin baut sein Geschäft weiter aus – und übernimmt seine Fintech-Beteiligung Paydora komplett. Gleichzeitig überlegt der ehemalige Solaris-Gründer wieder eine Banklizenz zu beantragen.
Marko Wenthin verkündet den nächsten Deal: Er schluckt mit seinem Unternehmen Dock Financial das Banking-Startup Paydora. Es handelt sich dabei um das junge Startup des ehemaligen Revolut-Managers Claudio Wilhelmer, an dem Dock Financial schon die Mehrheit hielt und das erst kürzlich startete. Doch nun kauft das Fintech die Gründeranteile und befördert die Macher in das eigene Managment.
Es ist sicherlich kein riesiger Deal, denn Paydora steht noch ganz am Anfang – die Nachricht unterstreicht aber, wie Wenthin nach seiner Zeit als Mitgründer der Solarisbank innerhalb von zwei Jahren wieder ein größeres Projekt aufgebaut hat. Erst vor einigen Monaten kaufte er den Mittelstandsfinanzerer Compeon dazu. Insgesamt 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt das ganze Unternehmen bereits – und in diesem Jahr peilt Dock Financial einen zweistelligen Millionen-Umsatz an.
Als Spinoff von Crosscard gestartet
Dock Financial ist aus dem ehemaligen Payment-Player Crosscard, einem Spinoff des milliardenschweren deutsch-britischen Zahlungsdienstleisters PPRO, entstanden, wie Finance Forward damals berichtete. Das Unternehmen bietet Bankkonto, Karte und Zahlungssysteme per Schnittstelle für andere Unternehmen an. „Wir konzentrieren uns dabei nicht auf Neobanken oder andere Fintechs, sondern auf große Unternehmen“, sagt Wenthin. So wickelt das Reiseportal E-Hotel über Dock Financial seine Zahlungen ab. Für jede Zahlung einer Geschäftsreise wird im Hintergrund eine virtuelle Kreditkarte erzeugt – dadurch lassen sich die Buchungen mit Firmenkreditkarten genau zuordnen. 25.000 neue Karten würden so pro Woche herausgegeben.
Mit Paydora holt sich Dock Financial nun Expertise für die Frontend-Entwicklung, mit einem Team von rund 30 Menschen. „Wir hätten das Thema auch intern starten können, aber ein Team von außen fördert die Innovation“, sagt Wenthin. So startete er bereits als Mehrheitseigentümer von Paydora, das auf der technischen Infrastruktur von Dock Financial ein Banking-as-a-Service-Angebot entwickelt hat und erste Projekte mit dem Reiseunternehmen Booking.com und dem Handelskonzern Metro umsetzt. Ohne großen technischen Aufwand lässt sich dadurch ein Bankkonto- und Karten-Angebot anbieten.
Weiterer Solaris-Manager ist nach München gekommen
Nun schluckt Dock Financial das Unternehmen komplett und die Marke Paydora verschwindet. Claudio Wilhelmer macht Wenthin zum Chief Commercial Officer, sein Mitgründer Matthias Seiderer wird Chief Information Officer und der dritte Mitgründer Christofer Trowe wechselt ebenfalls ins Management. Der Schritt soll nun den nächsten Wachstumsschub geben.
Wenthin ist in der Fintech-Szene bekannt, weil er die Solarisbank federführend mit aufbaute. Auch bei der Bankgründung von Sofortüberweisung war er involviert. Baut er nun einen Konkurrenten für seine alten Firma auf? „Wir sind nicht als Konkurrenz gestartet, sondern haben uns vor allem auf Firmen konzentriert, die nicht aus der Fintech-Welt kommen“, sagt Wenthin. Doch hat sich Solaris auch in dieses Geschäftsfeld entwickelt. „Mittlerweile konkurrieren wir sicherlich bei einigen Projekten“, sagt der Finanzmanager. Dazu passend hat er einen langjährigen Solaris-Manager abgeworben. Schon vor einiger Zeit ist Timo Weber nach München gewechselt. Er war bei Solaris Managing Director und leitet nun das operative Geschäft bei Dock Financial.