Die Paydora-Macher: Christofer Trowe, Claudio Wilhelmer und Matthias Seiderer (Bild: PR)

Paydora: Bekannte Fintech-Manager starten Angriff auf Solaris

Exklusiv: Mit Paydora geht ein weiteres Banking-as-a-Service-Fintech an den Start. Der Markt ist hart umkämpft – von Playern wie Solaris, Weavr oder Swan. Wie kann das Gründerteam als „Neueinsteiger“ jetzt noch punkten?

Hinter der neuen Gründung stecken bekannte Köpfe: Claudio Wilhelmer, Matthias Seiderer und Christofer Trowe sammelten ihre Fintech-Erfahrung bei Revolut, Anyline oder dem milliardenschweren deutsch-britischen Zahlungsdienstleister PPRO. Mit Marko Wenthin haben sie dazu einen weiteren prominenten Fintech-Manager als Partner gefunden – er gründete 2015 die Solarisbank mit und war anschließend CEO der Business-Bank Penta. Nun leitet er sein neuestes Fintech Dock Financial, das gleichzeitig Mehrheitseigner von Paydora ist.

Die These von Paydora: Bisherige Banking-as-a-Service-Anbieter (BaaS) würden sich stark auf Fintechs und junge, digitale Unternehmen fokussieren. Das vernachlässige traditionelle Unternehmen, die sich mit der Entwicklung technischer Strukturen und Benutzeroberflächen schwerer tun. „In meiner Zeit als Berater habe ich gemerkt, dass viele Unternehmen mit den bestehenden Banking-as-a-Service-Integrationen überfordert sind“, sagt Wilhelmer. „Die Barrieren für Nicht-Fintechs, in das Thema Embedded Finance einzusteigen, sind immer noch sehr hoch und erfordern technisches Know-How. Solche Firmen benötigen mehr als nur den Zugang zur Lizenz und API-Schnittstelle.“

In 30 Tagen zum eigenen Banking-Angebot

Konkret arbeitet das Produkt auf zwei Ebenen: Dock Financial stellt die Infrastruktur samt Lizenz und API-Schnittstelle zur Verfügung – das klassische Banking-as-a-Service-Angebot. Paydora baut darauf auf und soll das ganze als Whitelabel-Produkt einfach konfigurierbar machen. Dies soll eine Art „Last Mile“-Lösung für Unternehmen sein, die zum Beispiel eine Zahlungs-Integration nicht selbst bauen wollen. Das gesamte Frontend werde dabei mit abgedeckt. „Es braucht dann keinerlei Tech-Kapazitäten seitens der Unternehmen mehr“, sagt Dock-Financial-Chef Wenthin.

Er kennt die Banking-as-a-Service-Industrie gut. Schon während seiner Zeit bei der Solarisbank habe er auf diese Marktlücke hingewiesen – ohne Erfolg, sagt er im Gespräch mit Finance Forward. Also baut er die Lösung nun selbst mit auf. Ohne große Vorabinvestitionen und innerhalb von 30 Tagen sollen Unternehmen in der Lage sein, Embedded-Finance-Produkte anzubieten und auszuprobieren. Zum Start koste das Paydora-Kunden einen mittleren fünfstelligen Betrag – für gestandene Unternehmen sicher erstmal überschaubar.

Erste Kunden sind Metro und Booking.com

Trotzdem wollen sie „nicht über den Preis, sondern über die komplette Lösung gewinnen“, sagt Wenthin. „Einen Preiskampf im BaaS-Bereich halte ich für gefährlich. Wir bewegen uns in einem regulierten Umfeld – Dinge wie Compliance und Regulatory Reporting kosten einfach was.“

Das Team werkelte circa zwei Jahren im Verborgenen an seiner Lösung, startete dann mit einem Softlaunch und kann bereits Kunden wie Metro, Booking.com und Eurowag vorweisen. Laut Wilhelmer mache Paydora bereits „relevante Umsätze“. Nun geht das Fintech in die Offensive und möchte große Unternehmen mit signifikanter Kundenbasis für ihre Lösung gewinnen.

Ein treibender Faktor könnte dabei der wachsende Trend rund um das Thema Embedded Finance sein. Dafür interessieren sich aktuell viele Unternehmen, die gerade nicht dem Finanzsektor angehören, und suchen nach zusätzlichen Umsatzkanälen. Falls es Paydora gelingt, mit ihrer Lösung auch komplexe Systeme von Großunternehmen einfach abzubilden, könnten sie sich in dieser Nische – und vielleicht sogar darüber hinaus – durchaus etablieren.