Deutsche Bank kauft das Fintech Better Payment
Exklusiv: Die Deutsche Bank übernimmt einen Payment Service Provider aus Berlin. Was hat der Zukauf zu bedeuten?
Die Deutsche Bank stemmt im Zuge ihrer Rückkehr ins Payment-Geschäft („Merchant Solutions“) eine erste kleinere Übernahme. Nach exklusiven Informationen von Finanz-Szene.de hat sich das größte Geldinstitut der Republik das Berliner Zahlungsverkehrs-Fintech „Better Payment“ einverleibt. Bei dem 2013 gegründeten Startup handelt es sich um einen sogenannten Payment Service Provider, also um einen Anbieter, der Unternehmen bei der technischen Einbindung verschiedener Zahlungsmethoden unterstützt – seien es Kreditkarte, Girocard, Rechnungskauf oder auch Paypal.
Zum Kaufpreis wollte sich die Deutsche Bank am Wochenende nicht äußern. Marktkenner gehen von einem tendenziell eher niedrigen als mittleren zweistelligen Millionen-Betrag aus. In Zeiten, in denen neuartige Payment Service Provider wie Mollie wenige Jahre nach der Gründung bereits zu milliardenschweren Unicorns aufsteigen, würde das fast wie ein Schnäppchen anmuten.
Die Deutsche Bank hatte Ende Februar ihr Comeback im „Merchant Solutions“-Bereich angekündigt (siehe unser FAQ -> Ist die Deutsche Bank für ihr Payment-Comeback gerüstet?). Im Kern geht es dabei um Lösungen für die rund 800.000 „Business Banking“-Kunden des Instituts – also beispielsweise Handwerksbetriebe oder kleinere Einzelhändler, mit denen das Frankfurter Geldhaus in Zukunft nicht mehr nur Kreditgeschäft machen will, sondern die es auch bei der Zahlungsabwicklung unterstützen will.
Zu diesem Zweck gründete die Deutsche Bank bereits im Sommer ein Joint Venture mit dem hierzulande als „First Data“ (bzw. als „Telecash“) bekannten US-Konzern Fiserv (-> Die Ratio hinterm Payment-Joint-Venture der Deutschen Bank). In diesem Konstrukt ist der Dax-Konzern allerdings tendenziell in einer Junior-Position: Die Deutsche Bank soll zwar den Markt beackern – die technische Lösung indes kommt von Fiserv und die Amerikaner halten, wiewohl knapp (51:49), auch die Mehrheit der Anteile an dem Gemeinschafts-Unternehmen.
Management-Team um Gründer Björn Bähre bleibt an Bord
Bei dem „Better Payment“-Deal tritt die Deutsche Bank nun deutlich selbstbewusster auf. Über den Vollerwerb erhalten die Frankfurter nicht nur Zugriff auf die Kunden des Berliner Fintechs, sondern auch auf dessen technisches Setup. Fast noch interessanter ist allerdings ein anderer Unterschied zum Fiserv-Joint-Venture: Die typischen Kunden von Better Payment sind keine kleinen Gewerbetreibenden, sondern größere Firmen wie zum Beispiel die Creditreform (die Auskunftei taucht jedenfalls auf der Referenzliste des Fintechs auf) oder auch zwei mittelgroße Inkasso-Dienstleister. Auch solche Unternehmen benötigen ja eine technische Infrastruktur für die Annahme von Zahlungen – quasi das großvolumige Gegenstück zum klassischen POS-Terminal des kleinen Händlers. Und genau für diese Zielgruppe hat Better Payment ein Online-Payment-Gateway entwickelt, das Unternehmen wie die Creditreform auf Whitelabel-Basis in ihre Prozesse integrieren können.
„Mit Better Payment bekommen wir in der Zahlungsabwicklung einen breiteren Marktzugang“, sagt Kilian Thalhammer, der „Head of Merchant Solutions“ innerhalb der Firmenkundensparte der Deutschen Bank. Mithilfe der bestehenden Händlerbeziehungen und den technischen Lösungen des Berliner Startups wolle man nun „das Wachstum auf dem deutschen Markt beschleunigen.“ Dabei betont Thalhammer auch die Möglichkeit „zusätzlicher Synergien“. Die zum Beispiel könnten so aussehen, dass die Deutsche Bank den bisherigen Better-Payment-Kunden neben der Lösung für die Zahlungsabwicklung in Zukunft auch klassische Bankdienstleistungen anbietet. In gewisser Weise wäre das die umgekehrte Logik des Fiserv-Deals. Denn dort geht es ja vom Prinzip her darum, den bestehenden Bankkunden zum Abnehmer auch der eigenen Payment-Lösung zu machen.
Marktbeobachter sehen hinter der Better-Payment-Übernahme derweil noch ein weiteres Motiv: Auch wenn das Fintech tendenziell eine andere Zielgruppe als Fiserv anspreche, könnte die Deutsche Bank mithilfe des technischen Knowhows der Berliner versuchen, die eigene Abhängigkeit vom Joint-Venture-Partner Fiserv zu verringern.
Die Better Payment GmbH soll erst einmal als eigenständige rechtliche Einheit unter dem Dach der Deutschen Bank bestehen bleiben. Auch das Management-Team um Gründer Björn Bähre bleibt an Bord. Für Bähre ist der Verkauf seines Startups an das Frankfurter Schwergewicht einerseits ein sehr respektabler Exit. Andererseits kann man das Ganze natürlich auch als Eingeständnis werten, dass sich Better Payment (2013 gegründet, zurzeit rund 20 Mitarbeiter) einen Durchbruch, wie ihn die Niederländer von Mollie hingelegt haben, zuletzt nicht mehr zugetraut hat.
Zum momentanen Funding-Boom rund um die Fintech- und Payment-Branche gehören demzufolge auch die beiden folgenden Erkenntnisse: 1.) Nicht alle Anbieter profitieren. Und 2.) In gewisser Weise leiden manche Startups sogar unter dem Erfolg der anderen. Denn wenn sich Investoren wie eine Herde auf einzelne Fintechs wie Mollie stürzen – dann sind diese Startups irgendwann so kapital- und vertriebsstark, dass es für andere Anbieter immer schwieriger wird dagegen anzustinken, selbst wenn ihre technischen Lösungen nicht viel schlechter sein mögen.
Und noch eine letzte Facette des Deals: Zu den bisherigen Acquiring-Partnern von Better Payment (ein reiner technischer PSP wie Better Payment braucht, um seinen Kunden auch die Annahme von Kreditkartenzahlungen anbieten zu können, einen Acquirer …) gehört die genossenschaftliche VR Payment. Die allerdings dürfte nun durch die Deutsche Bank selbst als Acquirer abgelöst werden. Ein Detail, das sehr schön zeigt: Die neuen globalen Payment-Giganten wie Stripe oder Adyen dürften die „Merchant Solutions“-Offensive der Deutschen Bank vermutlich gelassen verfolgen. Dagegen erwächst der VR Payment durch die Deutsche Bank plötzlich ernsthafte Konkurrenz im heimischen Markt.