1,4 Millionen Euro für das grüne Fintech eines Ex-Rocket-Managers
Exklusiv: Das deutsch-finnische Startup Cooler Future will einen Fonds aufsetzen, der ausschließlich in nachhaltige Unternehmen und Projekte investiert. Dafür hat es insgesamt 1,4 Millionen Euro eingesammelt.
Der Greta-Effekt ist real, auch an den Finanzmärkten. Nachhaltige Geldanlagen sind gefragt wie nie zuvor – und ein Fintech wie die grüne Neobank Tomorrow konnte seine Nutzer kürzlich dazu bekommen, innerhalb weniger Stunden drei Millionen Euro in die Firma zu stecken. Der Trend zeigt sich auch bei Neugründungen: Europäische Investoren stecken nach Informationen von Finance Forward 1,4 Millionen Euro in das deutsch-finnische Startup Cooler Future.
Eine App mit Klima-Impact-Metrik
Der Fonds, den Rönkkö mit seinem zehnköpfigen Team in Berlin und Helsinki aufsetzen will, investiert ausschließlich in Unternehmen, die sich aktiv für die Emissionsreduzierung einsetzen. „Durch seine neue Art des Anlageentscheidungsprozesses, bei dem sowohl traditionelle Fundamentalanalysen als auch moderne quantitative Analysen einbezogen werden, wird der Fonds zusätzlichen Mehrwert schaffen“, schreibt Cooler Future in einer Mitteilung. Wie das konkret aussehen soll, ist allerdings noch unklar. Er teste aktuell eine erste Auswahl an Portfolio-Unternehmen, sagt Rönkkö im Gespräch. Die Investments sollten global gestreut werden, der Fonds eine marktübliche Rendite anstreben.
Für das erste Quartal des kommenden Jahres soll zunächst die App an den Start gehen. Sie soll dem Fonds neben den inzwischen Hunderten an Nachhaltigkeitsfonds auf dem Markt ein Alleinstellungsmerkmal verpassen. Ähnlich wie bei Tomorrow oder der Suchmaschine Ecosia sollen die Nutzer von Cooler Future hier genau sehen, wie sich der CO2-Abdruck ihrer Investments entwickelt. Einzelne Investitionen sollen für weniger als 50 Euro möglich sein, Rönkkö will das Investmentangebot so möglichst vielen Anlegern zugänglich machen.
Rönkkö hat indes noch größere Ziele: Neben den beiden in der Investmentbranche gängigen Metriken Risiko und Rendite will er eine dritte salonfähig machen: die Klima-Impact-Metrik. Sie soll ein Branchenstandard werden. Deshalb wird der Fonds zunächst nur über die App vertrieben. „Wenn wir ihn über andere Plattformen zugänglich machen, können wir den Kunden dort gar nicht zeigen, welche Auswirkungen ihre Investitionen für das Klima tatsächlich haben“, sagt der Gründer. Wenn das irgendwann möglich ist, sind auch andere Vertriebskanäle denkbar.
„Wir wollen zum größten klimafreundliche Fonds der Welt werden“
Doch ganz ohne Partner bleibt das Startup zum Start nicht. Im Vertrieb arbeitet es mit der Baader Bank zusammen, seine Lizenz bekommt es über den Bafin-regulierten Finanzdienstleister AHP. Auch die Investoren sehen sich nicht nur als Geldgeber, sie sollen als Netzwerk dienen. Unter ihnen sind die Wagniskapitalgeber Lifeline Ventures, Nordic Makers und Business Angels wie Gary Lin von Purple Orange Ventures oder Patrick Schmidt, CEO der Global Fashion Group. Allesamt Investoren, die Rönkkö bereits vor der Gründung seines Startups kannte.
Für Cooler Future sind Reichweite und Community wichtig. Schon jetzt zähle die Gefolgschaft auf sozialen Medien und auf der Warteliste für den Fonds etwa 5.000 potentielle Kunden. Dabei hat das Startup noch nicht wirklich Werbung gemacht, lediglich ein paar Quote-Cards auf Instagram, die die Klima-Aktivistin Luisa Neubauer oder den britischen Naturforscher David Attenborough zeigen. Auch auf die Chance, über die Verkündung seiner Finanzierungsrunde in die Medien zu kommen, hat es länger gewartet – die Runde wurde eigentlich bereits im Frühjahr abgeschlossen. Er habe zunächst klarer definieren wollen, was Cooler Future überhaupt macht, und die App entwickeln, sagt Rönkkö.
Inzwischen hätten sich bereits einige Family Offices verpflichtet, zum Launch direkt zu investieren. Rönkkö denkt allerdings bereits viel weiter: „Wir wollen zum größten klimafreundlichen Asset-Manager der Welt werden“, ist seine markige Ansage. Um den Plan umsetzen zu können, wird Cooler Future allerdings mehr brauchen als 1,4 Millionen Euro. Im kommenden Jahr will der Gründer wieder Kapital einsammeln – dann so richtig.