Noch vor dem Börsengang: Münchner Neobank bietet Klarna-Aktien an
Exklusiv: Über einen Börsengang des Bezahlriesen Klarna wird seit langem heiß spekuliert, noch vor Jahresende könnte es soweit sein. Das Münchener Finanz-Startup Cometum bietet Anlegern schon jetzt den Kauf von Aktien an – und stellt hohe Renditen in Aussicht. Anlegerschützer kritisieren die hohen Gebühren.
Es ist das wohl hartnäckigste Gerücht der Finanzbranche: Der Zahlungsanbieter Klarna will an die Börse. Doch wann und zu welcher Bewertung, darüber schweigt sich das schwedische Fintech bislang aus. In Finanzkreisen wurde zuletzt über einen Termin noch vor Oktober spekuliert. Im Raum steht eine Firmenbewertung von 20 Milliarden Dollar. Es wäre einer der größten europäischen Börsengänge in diesem Jahr – und könnte auch spätentschlossenen Anlegern noch ein gutes Geschäft bescheren.
Das zumindest stellt das Münchener Finanz-Startup Cometum in Aussicht. Die Firma agiert als Neo-Privatbank und bietet vermögenden Kunden den Zugang zu alternativen Anlageklassen an, insbesondere im Bereich Private Equity. Also beispielsweise Beteiligungen an Unternehmen, die (noch) nicht an der Börse gelistet sind. Von einem neuen Anlageprodukt erhofft sich Cometum nun den Durchbruch. Das Finanz-Startup bietet Kunden an, sich noch vor dem kolportieren Klarna-Börsengang an dem milliardenschweren Bezahlanbieter zu beteiligen.
Hohe Mindesteinlage nötig
Im Rahmen eines „Clubdeals“ könnten Aktien im Umfang von bis zu fünf Millionen Dollar zu einer Bewertung von rund zwölf Milliarden Dollar erworben werden, heißt es in Investorenunterlagen, die Finance Forward vorliegen. Darin preist die Firma hohe Renditen an: Für einen Zeitraum von neun bis 24 Monaten erwartet das Fintech eine Zielrendite in Höhe des 1,5 bis 2,5-fachen auf das investierte Kapital. Voraussetzung ist eine Mindesteinlage von 100.000 Euro. Die maximale Anlegerzahl ist somit auf 50 begrenzt. Bei höheren Einlagen werde sich aber um zusätzliche Aktien bemüht, heißt es vom Unternehmen.
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Das Angebot basiert auf einem komplexen Finanzkonstrukt. Formal erwerben Anleger eine börsengehandelte Anleihe, den sogenannten „Cometum Secondary Direct Bond“. Mit den Erlösen beteiligt sich das Fintech als Co-Investor an einer Zweckgesellschaft, die wiederum Stammaktien von Klarna erwirbt. Dabei handelt es sich um Bestände aus dem Sekundärmarkt. Aktienpakete von bestehenden Investoren also, die ihre Beteiligungen vorzeitig losschlagen wollen. Solche Secondary-Deals sind in der Branche üblich.
Ehemaliger Scalable-Manager involviert
Die Erwartungen an die „Klarna-Anleihe“ sind intern hoch. „Unsere Anleihe wird in den kommenden Wochen emittiert und stößt bereits jetzt auf großes Interesse“, sagt Uwe Paßmann, Mitgründer von Cometum und bei dem Finanz-Startup für den Vertrieb zuständig. Das Fintech hat er gemeinsam mit dem früheren Investmentbanker Sascha Miller gegründet. Paßmann selbst war zuvor mehrere Jahre beim Neobroker Scalable Capital tätig. Hinter Cometum stehen teils bekannte Investoren. Auf der Gesellschafterliste findet sich etwa Sven Quandt, Spross der milliardenschweren BMW-Familie.
Ob sich für die Anleihe von Cometum genug Anleger finden, wird sich zeigen. Denn auch die Gebührenstruktur ist umfangreich. Beim Kauf erhebt Cometum zunächst je nach Einlagenhöhe einen Ausgabeaufschlag von bis zu drei Prozent und eine Managementgebühr (ein Prozent). Obendrauf kommen Vergütungen im Erfolgsfall.
„Sollte Klarna erfolgreich an die Börse gehen und die Anleger mit unserer Anleihe eine Rendite von über 15 Prozent erzielen, werden wir zusätzlich anteilig an der Performance beteiligt und verdienen außerdem an einer Exit-Fee“, erklärt Paßmann. Die Performance-Gebühr (auch Carry genannt) soll dann 20 Prozent betragen. Die Exit-Fee (zwei Prozent) fällt zudem an, wenn Anleger ihre Anteile nach dem Börsengang zurückgeben.
Grob zusammengerechnet ging bei einem Investment von 100.000 Euro und der von Paßmann dargelegten Rendite ein fünfstelliger Betrag für Gebühren drauf. Paßmann zufolge decken diese die anfallenden Kosten für den Vertrieb der Anleihe.
„Das Risiko besteht darin, dass Klarna den Börsengang nicht durchführt“
Bei Anlegerschützern stößt das Angebot indes auf gemischte Reaktionen. „Das Produkt ist generell interessant, aber nicht für einen großen Kreis von Anlegern bestimmt“, sagt Daniel Bauer, Vorstandschef bei der Schutzgemeinschaft der Kleinanleger (SdK). Aufgrund der hohen Mindesteinlage eigne sich das Angebot lediglich für erfahrene Investoren mit einem risikofreudigen Investitionsstil.
Laut Bauer besteht das Risiko vor allem darin, dass Klarna den Börsengang nicht wie erwartet durchführt. Die Aktien müssten dann womöglich mit Verlust veräußert werden. „Natürlich trägt man indirekt somit auch die operativen Risiken der Klarna mit“, so Bauer. „Sollte es dort also schlecht laufen, mindert das den Wert von Klarna und somit der Anleihe.“
Der Anlegerschützer betont auch die hohen Gebühren. Zwar seien die ausgewiesenen Zielrenditen „nicht abwegig“ – dass im dargestellten Erfolgsfall aber gut 20 Prozent der Rendite für Gebühren draufgehen, hält Bauer für „eher unangemessen“.
Cometum-Mitgründer Uwe Paßmann gibt sich dennoch zuversichtlich – auch wenn es natürlich keine Garantie für den Börsengang gebe. Darauf sei das Finanz-Startup aber vorbereitet. „Für den Fall, dass der Börsengang von Klarna abgesagt oder verschoben wird, werden die Aktien über unseren Partner auf dem Zweitmarkt weiter veräußert“, sagt Paßmann. Anlegern verspricht er Transparenz. „Unsere Investoren im Klarna-Projekt erhalten bis zum geplanten Börsengang regelmäßige E-Mail-Updates mit allen relevanten Informationen zur IPO-Timeline und zur Auszahlung nach dem Börsengang.“