Große Krypto-Player nehmen sich Deutschland vor
Es kommt Bewegung in den Krypto-Standort Deutschland: Coinbase strebt offenbar eine Bafin-Lizenz an und hat einen eigenen Ableger gegründet. Binance schreibt verstärkt Stellen für den deutschen Markt aus. Warum treten die Krypto-Giganten gerade jetzt auf den Plan?
Seit Jahresbeginn reguliert die Bundesregierung mit einem neuen Geldwäschegesetz das Geschäft mit Kryptowährungen. Das bedeutet: Unternehmen benötigen eine Erlaubnis der Bafin, wenn sie Kryptowerte verwahren wollen. Diejenigen, die schon in dem Markt aktiv sind, müssen sich beeilen: Bis Ende März haben sie Zeit, einen Antrag auf eine Übergangsfrist zu stellen. Gleichzeitig entsteht für die Krypto-Player Coinbase, Binance, Kraken und Co. neue Konkurrenz: Auch Banken können ihren Kunden nun das Geschäft mit Kryptowährungen anbieten. Die Bafin habe bereits mehr als 40 Interessensbekundungen von Banken erhalten, berichtete das Handelsblatt im Februar.
Wohl auch deshalb drängen nun große internationale Player auf den deutschen Markt. Seit Anfang Februar unterhält das mit acht Milliarden Dollar bewertete US-Startup Coinbase eine eigene Coinbase Germany GmbH mit Sitz in Frankfurt, wie aus dem Handelsregister hervorgeht. Als Geschäftsführer ist Marcus Hughes, Leiter der internationalen Rechtsabteilung, eingetragen. Zuvor war er unter anderem in der Compliance-Abteilung bei Morgan Stanley tätig. Ob er die Rolle langfristig behalten wird oder nur interimsmäßig, bis ein eigener Manager für Deutschland gefunden ist, bleibt unklar. In seinem Linkedin-Profil steht jedenfalls bislang nichts zu seiner Rolle in Deutschland. Auf Anfrage wollte sich Coinbase nicht äußern.
Auch Binance will sich in Deutschland vergrößern
Über die Kryptobörse von Coinbase können klassische Kryptowährungen gehandelt werden, also unter anderem Bitcoin, Ether, Ripple und Litecoin. Eigenen Angaben zufolge verwaltet Coinbase mehr als 30 Millionen Nutzerkonten aus mehr als 100 Ländern. Bald wohl auch verstärkt in Deutschland: Gegenstand der Neugründung ist laut Handelsregister die „Erbringung von Dienstleistungen in Zusammenhang mit der Anwendung der Distributed Ledger Technology (DLT), soweit sie keiner Erlaubnis bedürfen, insbesondere keiner Erlaubnis der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht“. Die Gesellschaft könne „solche Geschäfte und Dienstleistungen auch in anderen europäischen Ländern erbringen“.
Die nötige Erlaubnis will sich Coinbase offenbar zeitnah besorgen: So sucht das Unternehmen für den Standort Berlin einen Compliance-Chef, der den Antrag für eine Bafin-Lizenz betreuen soll. Das geht aus einer Stellenanzeige hervor, über die Finanz-Szene zuerst berichtete. Der neue Compliance-Chef soll zudem Beziehungen zu Aufsichtsbehörden und möglichen Bankpartnern pflegen.
Die nach Handelsvolumen größte Krypto-Börse Binance ist bereits seit Dezember 2017 für deutsche Kunden verfügbar, benötigt nun jedoch auch eine entsprechende Lizenz. Die Webseite wurde damals noch von Freiwilligen ins Deutsche übersetzt, seit einigen Monaten sucht das Unternehmen nun konkret nach Mitarbeitern für den deutschen Markt. Gesucht werden PR-Manager, Marketing- und Event-Verantwortliche sowie Community-Manager. Dabei geht es Binance offenbar darum, den Bekanntheitsgrad hierzulande zu steigern.
Auch deutsche Player machen sich Gedanken, wie sie auf die neue Rechtslage reagieren sollten. Die Berliner Solarisbank hat für das Kryptoverwahrgeschäft eine eigene Tochtergesellschaft gegründet, die Solaris Digital Assets. Diese hat laut einem Sprecher am 26. Februar der Bafin schriftlich mitgeteilt, bis zum 30. November 2020 eine entsprechende Lizenz beantragen zu wollen. Auch der Krypto-Verwahrer Finoa plant den Schritt. „Wir werden den vollständigen Lizenzantrag zweiten Quartal einreichen und sind hierzu bereits im engen Austausch mit der Bafin“, heißt es von dem Startup.