Aus München heraus will CM Equity ein neues Angebot schaffen(Bild: Dovi/Unsplash)

Der 7,5-Millionen-Bonus für einen deutschen Fintech-CEO

Exklusiv: Als Dienstleister im Hintergrund bediente das Münchner Fintech CM Equity in der Vergangenheit bekannte Finanz-Startups wie Vivid, Binance oder das mittlerweile insolvente FTX. Das Geschäft lief so gut, dass der CEO Michael Kott sich Millionen auszahlte. Doch wie steht die Firma heute da?

Wenn ein großer Kryptoplayer in den vergangenen Jahren den Weg nach Europa suchte, tauchte oft der Name eines deutschen Kooperationspartners auf: CM Equity AG aus München. Binance, die größte Kryptobörse der Welt, ging eine strategische Partnerschaft mit dem Münchner Finanzdienstleister ein und das inzwischen zusammengebrochene Fintech FTX kooperierte ebenfalls mit CM Equity. Auch der N26-Angreifer Vivid konnte durch den Partner seinen Kundinnen und Kunden schon kurz nach dem Start Aktien- und ETF-Derivate anbieten.

Der ehemalige Banker Michael Kott gründete das Unternehmen bereits vor 20 Jahren. Es besitzt mehrere Lizenzen in Deutschland, die den Partnern einen Markteintritt ermöglicht. Das Boomjahr 2021 zeigte sich nun auch mit einem guten Firmenergebnis: Rund elf Millionen Euro Gewinn machte die Firma laut Geschäftszahlen, die vor einiger Zeit erschienen sind – dabei gehört Kott rund 90 Prozent der Firma. Mit einer Ausschüttung am Ende des Jahres belohnte sich der Chef ordentlich.

Guter Investor statt Trading-Partner

Vergleichbar mit Fintech-Playern wie der Solarisbank dient sich CM Equity als Lizenz- und Softwarepartner von Krypto- und Trading-Playern an. Über die Plattform können Finanzanbieter ihrer Kundschaft den Zugang zu Aktien- und Krypto-Token bieten, also Derivate auf gängige Finanzinstrumente. Endkundenfintechs wie Vivid, FTX oder die Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte treten dann als Vermittler auf, ihre Kundinnen und Kunden bekommen ihre Investments bei CM Equity – die Firma bleibt dabei allerdings im Hintergrund.

Damit gelang es, Erträge von knapp drei Millionen Euro zu erwirtschaften. Der größte Betrag brachte das Geschäft als Haftungsdach – also Lizenzgeber für andere Firmen. Den tatsächlichen Gewinn erzielte das Unternehmen allerdings mit eigenen Investments: Das Unternehmen steckte Geld in Li-Cycle, einem kanadischen Lithium-Batterien-Hersteller. Nach einem Spac-Deal entwickelte sich der Wert so gut, dass CM-Equity große Gewinne mitnahm. Insgesamt brachten die Investments ein Plus in Höhe von rund elf Millionen Euro.

FTX als Anteilseigner

CM Equity fällt mit diesem Ergebis aus dem Raster, die hohen Gewinne brachten nicht das Geschäft, sondern die Investments ein. Unterdessen hat sich seit dem vorvergangenen Jahr die Kundenseite merklich verändert. Binance stellte bereits 2021 seine Zusammenarbeit mit CM Equity ein – nur neun Monate nachdem Kryptostar CZ die Zusammenarbeit als Grundstein für das langfristige und regulierte Wachstum in Europa betitelt hatte.

Nachdem die deutsche Finanzaufsicht Bafin allerdings das gemeinsame Angebot bemängelte, war CM Equity raus. Es gebe den „hinreichend begründeten Verdacht“, dass die deutsche Tochter-Firma den neuen „Aktien-Token“ ohne „die erforderlichen Prospekte“ auf der Website binance.com/de anbiete, hieß es damals (Finance Forward berichtete).

Auch für die Kryptobörse FTX hatte CM Equity sogenannte tokenisierte Aktien angeboten. Dieses Geschäft habe das Unternehmen allerdings Anfang 2022 an FTX übergeben, teilte Kott Ende des Jahres mit. Trotzdem ist die Münchner Firma noch mit dem mittlerweile insolventen Player verbandelt: Die Europa-Tochter von FTX hatte sich knapp zehn Prozent an CM Equity gesichert. Es ist offen, wie es mit den Unternehmensanteilen weitergeht, die FTX besitzt. „Weitere Aussagen kann ich zum aktuellen Zeitpunkt nicht treffen, da ich nicht weiß, wie sich die Insolvenzsituation und die Asset-Verwertung um Alameda, FTX entwickeln werden“, heißt es laut Firma.

Auch Vivid verlässt den Partner

Auf die Frage, ob er eine Liste seiner aktiven Unternehmenskunden mitteilen könnte, schreibt Michael Kott lediglich: „Leider nicht.“ Unter den Logos auf seiner Webseite findet sich beispielsweise der Bundesverband Blockchain oder der Blockchain Bayern e.V. – dabei handelt es sich aber um Mitgliedschaften. Ebenfalls in der Liste ist mit Vivid einer der in Deutschland prominentesten Kunden von CM Equity. Die Neobank zählt mehr als eine halbe Million Kundinnen und Kunden, die über CM Equity Derivate von Aktien und ETFs handeln können. Diese Kooperation wird nun allerdings beendet – Vivid startet mit Upvest ein Angebot für echte Aktien samt Aktionärsrechten. Vor wenigen Tagen kündigte das Fintech seinen Kunden mit, dass das CM-Equity-Angebot auslaufe.

Welchen Anteil das Geschäft von Vivid für CM Equity ausgemacht hat, das will CEO Kott nicht mitteilen. Bleiben noch Interactive Brokers, der deutsche Kryptoverwahrer Tangany und die Vbank, bei denen es sich allerdings um Partner handelt.

Es ist unwahrscheinlich, dass CM Equity das eigene „Rekordergebnis“ wiederholen kann. Im Geschäftsbericht ist von der Prognose für einen niedrig einstelligen Millionen-Gewinn die Rede. Chef Michael Kott muss sich derweil keine Sorgen machen: Laut Geschäftsbericht hat er sich von dem elf Millionen Gewinn insgesamt 7,5 Millionen Euro ausgeschüttet. Kommentieren will er das nicht.