Kann sich die neue Bezahlmethode durchsetzen? (Bild: Daria Nepriakhina 🇺🇦/Unsplash)

Neues Startup Cherries entwickelt „Save now, pay later“-Dienst

Exklusiv: Ein junges Fintech-Team aus Berlin und Zürich arbeitet an einer neuen Sparapp. Der Frühphasen-Investor Atlantic Labs ist bereits eingestiegen, noch ist die Firma im Stealth-Mode. Welcher globale Trend steht dahinter?

Noch vor wenigen Monaten galt das Prinzip „Buy now, pay later“ als der Zeitgeist. Wer über Dienste wie Klarna, Paypal oder Ratepay im Internet einkaufte, konnte die Produkte auf Rechnung kaufen oder sogar einen Ratenkredit abschließen. Der rasante Aufstieg von Klarna galt stellvertretend für die Branche, innerhalb der vergangenen zwei Jahren brachte es das schwedische Unternehmen zum wertvollsten Finanz-Startups Europas.

Mittlerweile hat sich die Meinung am Markt gedreht: Es gab Entlassungen und die Firmenbewertung von Klarna krachte um 85 Prozent auf 6,7 Milliarden Dollar ein. Eine gängige Kritik an dem Geschäftsmodell lautet: Die Anbieter würden Konsum fördern, den sich Menschen eigentlich nicht leisten können. Der Hashtag „#Klarnaschulden“ trendete in den sozialen Netzwerken, wie Finance Forward berichtete.

Ein neues Team, das in Berlin und Zürich sitzt, arbeitet nun an einem Gegenentwurf. Es will ein Angebot für „Save now, pay later“ starten. Die Gründer sind in der Startup-Szene keine Unbekannten und setzen auf einen globalen Trend.

Vorauszahlung mit einem Rabatt

Bislang lassen sich nur erste Details zu dem Fintech finden. Die beiden Gründer ließen eine Anfrage unbeantwortet. Unter dem Name Cherries gibt es eine erste Website, die Firma selbst firmiert in der Schweiz als Hizpeed Global AG, auch dort findet sich eine Homepage. Unter welchem Namen die Firma starten wird, ist bislang nicht bekannt.

Aus der Startup-Szene heißt es jedoch, dass die beiden ein „Save now, pay later“-Geschäftsmodell entwickeln. Ein Prinzip, an dem bereits mehrere Firmen überall auf der Welt arbeiten, beispielsweise Accrue Savings aus den USA. Die Kunden können sich dabei für eine weitere Bezahloption entscheiden. Sie sparen auf ein Produkt mit monatlichen Vorauszahlungen hin. Ist der Betrag voll, erhalten sie die Schuhe oder Matratze.

Der Vorteil: Die Händler geben den Sparern für die Bezahlmethode einen attraktiven Bonus. Für die Unternehmen ist es vorteilhaft, kein Ausfallrisiko zu haben – außerdem helfe die Bezahlmethode bei der Kundenbindung, heißt es von Accrue-CEO Michael Hershfield. Das US-Fintech arbeitet dabei mit Unternehmen wie der Sneaker-Marke Allbirds oder dem Matratzen-Startup Casper zusammen. Tiger Global ist Anfang des Jahres in einer 25-Millionen-Finanzierungsrunde bei dem Unternehmen aus New York eingestiegen.

Springen große Marken auf?

Auch das deutsche Cherries hat bereits einen prominenten Investor an Bord geholt. Atlantic Labs, hinter dem der Geldgeber Christophe Maire steht, hat sich an der Firma beteiligt. Zwei Millionen Euro sind laut Handelsregister insgesamt geflossen. Auch sonst sind Szene-Köpfe wie der Getyourguide-Gründer Tao Tao als Berater dabei – und die ehemalige Finleap-Managerin Sandra Kumhofer soll bei der Auswahl des Bankpartners helfen. Gegründet wurde die Firma im Frühjahr von Marcel Brod, der im Management der E-Zigaretten-Startups Juul war, und Thorsten Kud. Er machte unter anderem Stationen bei der Digitalberatung Hy und dem Company Builder Finleap. Die beiden seien schon lange befreundet und hätten unter anderem bereits an einem Krypto-Startup Qiibee zusammen gearbeitet. Wie genau ihr Modell funktionieren soll, ist bislang noch nicht klar. Unterdessen spricht die Berliner Investoren-Szene bereits über ihr neues Projekt.

Im deutschsprachigen Raum gibt es bereits schon einen Anbieter. Die App Monkee ist mit einem „Save now, pay later“-Dienst bereits am Markt. Dafür hat es eine Kooperation mit Mangopay, das Geld wird bei der Direktbank ING hinterlegt. Die Kunden erhalten den Cashback, wenn sie über die App sparen und dann einkaufen.

Noch müssen die neuen Startups zeigen, dass die Kunden die neue Bezahlmethode überhaupt nachfragen – und wie die Resonanz aussieht. Nur wenn sich dies nachweisen lässt, werden auch große Marken die Bezahlmethode einführen.