Britischer Kryptospezialist kauft Sutor Bank
Exklusiv: Die Hamburger Sutor Bank ist Partnerbank von Fintechs wie Justtrade und Coindex. Nun wird der Krypto-Zahlungsdienstleister BCB Group das deutsche Geldinstitut übernehmen.
Die vor allem als Bank-Partner etlicher deutscher Fintechs bekannt gewordene Sutor Bank wird verkauft. Nach Informationen von Finanz-Szene.de und Finance Forward steigt die britische BCB Group zunächst als Minderheitsgesellschafter bei dem Hamburger Geldhaus ein – die Zustimmung der Bafin vorausgesetzt, soll der Zahlungsdienstleister die Sutor Bank in einem zweiten Schritt dann komplett übernehmen. Zum Kaufpreis machten die beteiligten Parteien gestern keinerlei Angaben. In der Branche hieß es, vermutlich werde eher ein zweistelliger als ein dreistelliger Millionenbetrag fließen.
Die Sutor Bank ist in vielerlei Hinsicht ein Solitär im deutschen Kreditgewerbe. Das liegt zum einen an ihrer eher ungewöhnlichen Rechtsform (formal firmiert die Sutor Bank als „Max Heinr. Sutor oHG“) – es liegt aber auch daran, dass sich das Institut nur schwer einer bestimmten Gattung zuordnen lässt. Die Sutor Bank tummelt sich in der Vermögensverwaltung, sie managt zahlreiche Stiftungen, sie ist aber auch als Dienstleister von Investmentgesellschaften positioniert.
Zugleich hat sich Sutor in den vergangenen Jahren einen Ruf als verlässlicher B2B-Partner für Fintechs ohne eigene Banklizenz erworben. Der mittlerweile mit Raisin verschmolzene Einlagen-Broker Deposit Solutions stützt sich ebenso auf die Infrastruktur von Sutor wie der jüngst an Lloyd Fonds verkaufte Robo-Advisor Growney. Darüber erweiterte Sutor – mit seinem umtriebigen Business-Development-Chef Hartmut Giesen – frühzeitig seine Services in Richtung digitale Währungen. Auf diese Weise gewannen die Hanseaten zum Beispiel den Krypto-Sparplan-Spezialisten Coindex und den Aktien- und Krypto-Broker Justtrade als Kunden.
Dank Krypto schaffen die Sutor-Eigner nun den Exit
Die ganz großen Fintech-Kunden – auch das gehört zur Wahrheit – zog die Sutor-Bank mit ihren Whitelabel-Aktivitäten nicht an Land. Eine gewisse Bekanntheit erreichte die Sutor Bank auch als Garantiegeberin hinter den „Riester“-Fondssparplänen unter der Marke Fairr, doch auch dieses Neugeschäft wurde erst im Mai eingestellt.
Dafür haben die Krypto-Aktivitäten allerdings entscheidend dazu beigetragen, dass die beiden geschäftsführenden Inhaber Thomas Meier und Robert Freitag nun einen mutmaßlich ordentlichen Exit hinlegen. Denn: Bei der übernehmenden BCB Group handelt es sich um einen ausgewiesenen Krypto-Spezialisten. Die Briten bieten Zahlungsverkehrs- und Kontolösungen rund um den institutionellen Handel mit digitalen Währungen an.
Zu den Kunden gehören nach eigenen Angaben sogar Branchengrößen wie Coinbase, Bitstamp oder Kraken. Das wichtigste Produkt von BCB nennt sich „Blinc“. Dabei handelt es sich um einen digitalen Service, über den institutionelle Krypto-Player ihre Liquidität hin- und her transferieren.
Das Problem der BCB Group allerdings ist: Da ihre Services auch Einlagengeschäft berühren, können die Briten viele ihrer Transaktionen mangels eigener Banklizenz bislang nur mithilfe von Partnerbanken anbieten. Diese Notwendigkeit soll künftig entfallen – denn durch den Zukauf von Sutor verfügt die BCB Group, wenn die Finanzaufsicht ihre Zustimmung gibt, demnächst über eine eigene Lizenz. Ihre übrigen Geschäfte soll die Sutor Bank derweil weiter betreiben. Auch Thomas Meier und Robert Freitag, die beiden Geschäftsleiter, bleiben an Bord.
Für das Geschäftsjahr 2020 hat die Sutor Bank noch keine Zahlen vorgelegt. Wie aus älteren Geschäftsberichten hervorgeht, hatten die Hamburger ihre Bilanzsumme zwischen 2014 und 2019 von knapp 40 Millionen Euro auf 4,3 Milliarden Euro ausgeweitet. Davon entfielen zuletzt allerdings rund 4 Milliarden Euro auf Treuhandgeschäfte, vermutlich wesentlich für Deposit Solutions. Einen heißen Reifen fährt die Bank trotz explodierter Bilanzsumme also nicht. Sondern: Die Erträge kommen praktisch ausschließlich aus dem Provisionsgeschäft. Das Betriebsergebnis – erwirtschaftet mit rund 120 Mitarbeitern – belief sich zuletzt auf 4 Millionen Euro.