Der Bafin-Chef Mark Branson (Bild: IMAGO / Manuel Winterberger)

„Ich will Krypto nicht töten, aber ich mag die Risiken nicht“

Geht es nach Bafin-Präsident Mark Branson, dann steht der Krypto-Welt eine harte Regulierung ins Haus. Er wolle das Geschäft nicht abwürgen, aber er mache sich Sorgen um Finanzstabilität, Verbraucherschutz und Geldwäsche.

Bafin-Präsident Mark Branson will den Krypto-Winter für eine strengere Regulierung des Marktes nutzen. „Es ist an der Zeit, eine ernsthafte Regulierung anzugehen“, sagte der Chef der deutschen Finanzaufsicht am Dienstagabend vor Journalisten in Frankfurt. Dazu gehöre es, die Regulierung „auf alle Bereiche“ auszudehnen, also unter anderem auch auf das Einlagen- und Kreditgeschäft von Krypto-Plattformen. Zum Krypto-Geschäft sagte er: „Ich will es nicht töten, aber ich mag die Risiken nicht.“

Der Markt für Krypto-Assets ist in den vergangenen Monaten im Zuge steigender Zinsen und mehrerer Betrugsfälle eingebrochen. Steigende Zinsen haben die in der Regel ertragslosen Krypto-Anlagen an Attraktivität einbüßen lassen und kreditfinanzierte Investitionen erschwert. Das bekannteste Krypto-Asset Bitcoin hat im laufenden Jahr in Euro gerechnet rund 60 Prozent an Wert eingebüßt. Der Zusammenbruch der Krypto-Börse FTX hat dem Markt einen weiteren Schlag versetzt. FTX-Gründer Sam Bankman-Fried wird von den US-Behörden wegen „einem der größten finanziellen Betrugsfälle in der amerikanischen Geschichte“ angeklagt. In der Branche ist vom Krypto-Winter die Rede.

„Nach dem Krypto-Winter kann auch wieder ein Frühling kommen“, sagte Branson. Soweit sei es aber noch nicht. „Wir sind noch nicht durch. Einige sind kollabiert, bei anderen wird es noch dazu kommen.“ Noch immer gelte, dass Investitionen in Krypto-Anlagen zum Totalverlust führen können. „Ich habe das immer gesagt, es ist leider Realität geworden.“

„Bitcoin ist Zahlungsmittel des organisierten Verbrechens“

Sollte der Krypto-Markt wieder wachsen, erwartet der Bafin-Präsident „sehr wahrscheinlich viel mehr Verflechtung mit dem traditionellen Finanzsystem“. Darauf müsse sich die Regulierung einstellen und solle analog zum traditionellen Finanzsystem nach dem Prinzip „Gleiches Risiko, Gleiche Regeln“ behandelt werden. Konkret gehe es um die drei Bereiche Finanzstabilität, Verbraucherschutz und Geldwäsche. Gerade bei der Geldwäsche liege im Krypto-Bereich vieles im Argen. „Bitcoin ist das beliebteste Zahlungsmittel des organisierten Verbrechens“, betonte Branson.

Im Blick hat der Bafin-Präsident insbesondere Krypto-Börsen wie FTX. „Krypto-Börsen sind mehr als Börsen“, sagte er. Sie böten nicht nur die Plattform für den Handel, sondern auch Dienstleistungen im Einlagen- und Kreditgeschäft sowie die Verwahrung an. Dies gelte es zu berücksichtigen und es müssten wie bei Banken „liquiditätsorientierte Liquiditätsvorschriften“ eingeführt werden. Außerdem müsse der nationale Gesetzgeber in Deutschland den Status von Token im Fall einer Insolvenz klären. Das sei bislang „nicht geregelt“.

Branson zufolge sei „jetzt der richtige Zeitpunkt“, um den künftigen Umgang mit der Krypto-Welt zu klären. Man müsse sich entscheiden, ob er hart reguliert werden solle oder man ihn vollkommen unreguliert vom übrigen Finanzsystem abschotte und im Zweifel komplett abbrennen lasse. Diese Diskussion hatte kürzlich die beiden Akademiker Stephen Cecchetti (Brandeis International Business School) und Kim Schoenholtz (NYU Stern School of Business) mit einem Gastbeitrag in der „Financial Times“ losgetreten. Ihre Kernaussage lautet: „Anstatt einen neuen Rechts- und Regulierungsrahmen zu schaffen, der Kryptowährungen legitimiert, sollten wir sie einfach verbrennen lassen.“

Branson lehnte den Ansatz einer vollkommen unregulierten Kryptowelt ab. „Das ist verlockend, aber nicht plausibel“, betonte er. Er plädierte stattdessen für einen „gesunden Wettbewerb von Fiatgeld- und Krypto-Welt“. Dann werde sich zeigen, welches System überlegen sei.

Die vielen Krypto-Anlagen zugrundeliegende Blockchain-Technologie findet Branson nach eigenen Worten spannend. „Ich bin da sehr neutral“, sagte er. Allerdings seien bei ihm inzwischen Zweifel gewachsen, ob die Blockchain wirklich für die Abwicklung von Zahlungsvorgängen geeignet sei. „Die Blockchain ist schwer skalierbar und hat dadurch Nachteile gegenüber traditionellen Datenbanken.”