Kryptobörse Bitvavo plant Deutschland-Expansion
Exklusiv: Der Marktführer Binance zieht sich zurzeit aus mehreren europäischen Märkten zurück. Diese Schwäche will nun ein hierzulande unbekannter Player ausnutzen: Bitvavo hat eine Kryptoverwahrlizenz bei der Finanzaufsicht Bafin beantragt und plant Büros in Berlin und Frankfurt zu eröffnen. Günstige Gebühren sollen Kundinnen und Kunden anziehen.
Aus den Niederlanden musste sich die Kryptobörse Binance zurückziehen. Seitdem erlebt der lokale Konkurrent Bitvavo einen regen Zulauf, Zehntausende neue Nutzerinnen und Nutzer hätten sich angemeldet, sagt Gründer Mark Nuvelstijn im Gespräch mit Finance Forward. Die Zuflüsse an Krypto-Assets würden bereits bei mehr als 150 Millionen Euro liegen – und sie erwarten einen weiteren Zustrom.
In dem europäischen Brokermarkt für Kryptowährungen will Bitvavo die Schwäche des Marktführers nutzen und weiter expandieren. Der größte Anbieter Binance musste sich kürzlich aus mehreren europäischen Ländern verabschieden und wird auch in Deutschland keine Kryptoverwahrlizenz bei der Finanzaufsicht Bafin bekommen, wie Finance Forward berichtete. Aus diesem Grund darf er in Deutschland nicht werben – trotzdem gehört Binance zu den größten Playern im Markt.
Bitvavo beantragt eine Kryptoverwahrlizenz bei der Bafin
Als ersten Schritt hat Bitvavo im Mai seinen Antrag bei der deutschen Finanzaufsicht Bafin für eine Kryptoverwahrlizenz eingereicht. Wann die Genehmigung kommt, ist derweil unklar. In einem Fall hatte es 482 Tage gedauert, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete. Bislang vergab die Aufsicht sieben Lizenzen, es gibt allerdings noch rund 20 Anträge, die bei der Aufsicht liegen, darunter beispielsweise die Deutsche Bank. Bitvavo-Gründer Mark Nuvelstijn hofft darauf, im ersten Halbjahr 2024 das Go von der Aufsicht zu bekommen.
Er habe verstanden, dass es für Deutschland einige wichtige Features brauche So arbeitet Bitvavo zurzeit an einer Sparplanfunktion. Zinsprodukte und ein Steuer-Reporting, das für die Kundschaft in Deutschland wichtig sei, habe die Börse bereits eingeführt. 25.000 Nutzerinnen und Nutzer zähle die Börse bereits aus Deutschland. In den kommenden Jahren soll der Markt in den Fokus rücken – mit eigenen Büros in Frankfurt und Berlin.
Ein Argument für den neuen Player sollen die niedrigen Gebühren sein. Mit einem sogenannten Spread – der Unterschied zwischen Kauf- und Verkaufspreis – von 0,25 bis 0,03 Prozent und teilweise gebührenfreien Einzahlungen zählt Bitvavo zu den günstigen Kryptobörsen. Platzhirsche wie Coinbase liegen bei 1,49 Prozent Gebühr plus 0,5 Prozent Spread, Binance bei 0,1 Prozent Spread plus einer Einzahlungsgebühr von 1,80 Prozent, Bitpanda ist bei 1,49 Prozent insgesamt. Selbst die Kryptoapp Bison der Börse Stuttgart kommt auf 1,25 Prozent. Lange galt sie mit 0,75 Prozent als günstige Alternative – erhöhte die Preise im Frühjahr allerdings.
Preiskampf würde Bitvavo nutzen
Sollte sich Krypto weiter etablieren, werden sich Kundinnen und Kunden auch stärker mit den Gebühren beschäftigen – und dies dürfte einen stärkeren Preiskampf lostreten. In dem Fall könnten Anbieter wie Bitvavo profitieren.
Die Börse, die zwei Milliarden Dollar an Krypto-Assets verwaltet, musste derweil in den vergangenen Monaten einen Rückschlag hinnehmen. Sie hatte 280 Millionen Dollar bei Genesis liegen, das in eine Krise rutschte. Doch die Gründer sprangen ein und zahlten die betroffenen Kundinnen und Kunden aus. „Bitvavo bürgt für den ausstehenden Betrag, verfügt über die finanziellen Mittel dazu und hat damit das Risiko seiner Kunden übernommen“, teilte das Unternehmen mit. Man befinde sich in Verhandlungen im Insolvenzprozess und sei zuversichtlich, 80 bis 100 Prozent der Gelder zurückzuerhalten. So könnte die Krise sogar für mehr Vertrauen sorgen, weil die Börse für seine Kundschaft eingesprungen ist.