„Wir haben kein Tagesgeldprodukt gemacht, wo eine riesengroße Zahl draufsteht – und dann kommt das Kleingedruckte“
Eric Demuth und Paul Klanschek haben mit Bitpanda eine der größten europäischen Kryptobörsen aufgebaut – die Geldgeber mit Milliarden bewerten. Vor Kurzem ist das Unternehmen nun mit einem Zinsangebot gestartet, um in den Wettlauf um Tagesgeld-Angebote einzusteigen. Im FinanceFWD-Podcast mit den Gründern ging es um das neue Feature, die SEC-Klage gegen Coinbase und Binance sowie den schwierigen Kryptomarkt.
Die amerikanische Finanzaufsicht SEC hat die großen Kryptobörsen Coinbase und Binance verklagt – und damit die Branche in Aufruhr versetzt. Im Fall von Coinbase geht es um die Frage, ob sie bestimmte Kryptowerte verkaufen dürfen. Bei Binance, der größten Börse der Welt, dreht sich der Prozess auch um Intransparenz und Interessenkonflikte.
Eine Konkurrenz für Tagesgeldangebote
Die Kryptogründer vermuten politische Gründe hinter dem harten Vorgehen der Aufsicht. „Das, was die SEC gerade macht, ist absurd und höchst unprofessionell“, sagt Demuth. Aus regulatorischer Sicht herrsche in den USA gerade eine Art „wilder Westen“, für Unternehmen gebe es keine Transparenz über die Spielregeln. Aus diesem Grund fühlen sich die beiden Gründer in ihrer Entscheidung bestätigt, ihr Produkt nicht in die USA zu bringen, sondern sich auf den europäischen Markt zu konzentrieren.
Nach einem Jahr mit Entlassungen, die sie einen „schmerzhaften Schritt“ nannten, sind die beiden Gründer wieder entspannter. „Wir kennen diese Marktzyklen sehr gut“, sagt Gründer Eric Demuth. Im aktuellen Abschwung sei das Team damit beschäftigt, neue Produkte zu bauen und ihre internen Abläufe zu verbessern. „Wir bereiten uns wieder auf sehr positive Zeiten vor“, sagt er. Erst kürzlich ist Bitpanda mit einem Investment-Angebot in Geldmarktfonds gestartet, der den vielen Tagesgeldangeboten Konkurrenz machen soll. „Wir haben kein Produkt gemacht, wo eine riesengroße Zahl vorne draufsteht – und dann kommt das Kleingedruckte“, sagt Demuth. Er spielt auf die vielen Lockangebote an.
10 Millionen Euro für KI
Das Geschäft der Börse entwickele sich derweil wieder gut. „Im ersten Quartal 2023 konnten wir sehr stark wachsen – insbesondere im Vergleich zum traurigen letzten Quartal vergangenes Jahr“, sagt Klanschek. „Trotzdem ist das aber noch nicht vergleichbar mit vorherigen Bull-Zeiten.“ Wachstum soll auch über Partner wie die Neobank N26 kommen, die das Kryptoprodukt bei sich integriert haben.
Parallel kündigte Bitpanda an, zehn Millionen Euro in eine neue Sparte für Künstliche Intelligenz (KI) zu investieren. Was hat es damit auf sich? „Im Gegensatz zum Menschen sind KI-Modelle extrem gut in der Verarbeitung großer Datenmengen“, sagt Demuth. „Dort sehen wir großes Potenzial, insbesondere für den Finanzsektor.“ Einen Anwendungsbereich sehen die Gründer beispielsweise bei der Wissensvermittlung. Sie stellen sich eine Art KI-Assistenten vor, der Investorinnen und Investoren in ihren Anlageentscheidungen unterstützt – vielleicht sogar konkrete Investment-Vorschläge ausspricht. „Wann es soweit sein wird, können wir noch nicht sagen – aber ich glaube, dass sich langfristig die ganze Industrie in diese Richtung entwickeln wird“, sagt Eric Demuth.
Im Podcast erzählen Eric Demuth und Paul Klanschek über das aktuelle Branchenklima, ihre Kritik an der US-Börsenaufsicht SEC und ihr neues KI-Projekt.
Im FinanceFWD-Podcast sprechen Demuth und Klanschek über …
… Bitpandas Strategiewechsel und Entlassungen im vergangenen Jahr
… ihre Kritik an der US-Börsenaufsicht SEC
… neues Wachstum in 2023
… Bitpandas neues Zinsprodukt
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