Präsidentin der EZB Christine Lagarde bei einer Pressekonferenz (Bild: IMAGO/Political-Moments)

Bis zu 195 Euro weniger: Die Auswirkungen der Zinsköder-Angebote

Seit Anfang des Jahres werben immer neue Banken und Fintechs mit Zinsangeboten. Doch oft sind die Offerten auf einen Zeitraum von wenigen Monaten begrenzt. Das Kleingedruckte hat teilweise beachtliche Auswirkungen auf den Ertrag, die Anbieter setzen dabei auf die Trägheit der Kundinnen und Kunden.

Über Jahre war es kein Thema. Nur wenige Menschen gaben in die Suchmaschine Google den Begriff „Tagesgeld“ ein. Das hat sich geändert, seit rund einem Jahr ist das Interesse enorm gestiegen, wie eine Grafik der Google Trends zeigt. Seit dieser Zeit gibt es auch wieder Zinsen bei den Banken.

Der Neobroker Trade Republic hatte mit seinem Zwei-Prozent-Angebot Anfang des Jahres vorgelegt, viele andere Banken und Fintechs zogen nach. Den neuen Entscheidungen der Europäischen Zentralbank fiebern nun viele entgegen, am Donnerstag folgte eine moderate Erhöhung um 0,25 auf 3,5 Prozent.

Tagesgeldangebote bei einigen Banken beschränkt

Banken und Startups dürften mit neuen Zinsangeboten folgen. Der Robo-Advisor Liqid kündigte bereits am Donnerstagnachmittag vier Prozent Zinsen an, allerdings erst ab 100.000 Euro. Und Bitpanda startete diese Woche Investments in Geldmarktfonds, die eine Rendite von bis zu 2,57 Prozent bringen.

Bei den vielen Angeboten bedarf es jedoch eines genauen Blicks, denn einige Banken setzen auf einen einfachen und durchschaubaren Trick: Die Tagesgeldangebote sind auf einen bestimmten Zeitraum beschränkt, teilweise auf wenige Monate – danach fällt die Verzinsung stark ab. Der tatsächliche Jahreszins ist in einigen Übersichten der Tagesgelder oder Werbungen nicht enthalten. Dabei ist der entscheidend: Eine einfache Auswertung des Vergleichsportals Weltsparen zeigt bereits, dass den Kundinnen und Kunden teilweise bis zu 195 Euro im Jahr weniger bekommen, wenn sie ein Lockangebot wählen und nicht rechtzeitig wechseln.

Mangelnde Transparenz

Der Unterschied ist bei der PSA Direktbank am größten. 3,1 Prozent erhalten die Kunden für drei Monate, wenn sie sich für ein Konto anmelden. Nach dieser Zeit ist der Zins variabel und liegt aktuell bei 0,5 Prozent pro Jahr. Im Vergleich beispielsweise zu einem Angebot der BMW Bank, die drei Prozent Zinsen ohne zeitliches Limit bietet, ist das deutlich schlechter. Ab einem Betrag von 100.000 Euro ist die neue Offerte von Liqid am attraktivsten. Dafür müssen die Kundinnen und Kunden allerdings mindestens drei Monate bei dem Anbieter bleiben, um die Zinsen zu erhalten. Das solle „verhindern, dass Leute einen Tag investieren, um die Zinsen zu ziehen“, erklärt ein Sprecher.

Die Vergleichsplattform Weltsparen, die die Daten erhoben hat, stößt sich an der mangelnden Transparenz. „Ich beobachte den Trend der Lockangebote bei Tagesgeldern mit Sorge, denn diese Angebote sind für Sparerinnen und Sparer extrem intransparent“, sagt Katharina Lüth von Weltsparen. „Es wäre sinnvoll, wenn bei Sparprodukten der effektive Jahreszins angegeben werden müsste, um wieder Vergleichbarkeit und Transparenz bei Sparprodukten herzustellen.“ Wer einen Kredit beantragt, erhält beispielsweise immer den effektiven Jahreszins.

Für die Plattform hat das den Nachteil, dass ihre Angebote dadurch auf den ersten Blick unattraktiver aussehen. Bei Tagesgeld gibt es beispielsweise nur Banken bei Weltsparen, die 2,6 Prozent Zinsen bieten. Gerade für Zinsjäger, die nach den Monaten ihr Geld umschichten, lassen sich wesentlich bessere Angebote finden. Wer jedoch länger bleibt, bekommt mit 2,6 Prozent mehr als viele bei den Lockangeboten im Jahr.