Nach Bitcoin-Coup der Sparkassen: Wie weit sind andere deutsche Banken?
Die Sparkassen überraschten die Finanzwelt mit ihren Plänen für ein Krypto-Wallet. Auch andere große deutsche Banken arbeiten im Hintergrund an ähnlichen Projekten, viele sind noch zurückhaltend. Doch eine Volksbank wagt den Alleingang. Ein Überblick.
Die Antwort blieb vage. Die Volksbanken würden ihre „strategischen Überlegungen“ vorantreiben, ob sie in den Bitcoin-Handel einsteigen, lautete die Antwort vor wenigen Tagen. Die Nachricht, dass die Sparkassen an einem Krypto-Wallet arbeiten, hatte die deutsche Bankenwelt in Aufregung versetzt (Finance Forward und Finanz-Szene berichteten exklusiv über die Pläne).
Doch währenddessen prescht ein Geldhaus aus der Finanzgruppe vor. Die Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte, die mit einer Bilanzsumme von 4,6 Milliarden Euro zu den kleineren Instituten gehört, arbeitet nach Informationen von Finance Forward bereits an einem konkreten Krypto-Angebot.
Volksbank mit der BitcoinGoCard
Im Jahr 2022 soll es losgehen, kündigt der Vorstand an, der das Projekt zusammen mit dem Berater Joe Martin vorantreibt. Es seien noch „diverse regulatorische und technische Fragen“ zu klären, heißt es. Doch die Zeichen im Hintergrund deuten darauf hin, dass es schon in den kommenden Monaten mit einem Partner losgehen könnte. Außerdem hat sich die Bank die Markenrechte für „VR-BitcoinGoCard“ gesichert. Es dürfte sich dabei um eine Bankkarte handeln, auf der sich dann die Kryptowährung verwahren lässt. Ein geschickter Schachzug.
Alles nur ein Alleingang einer kleinen Volksbank? Im Umfeld der Bank gibt es Hoffnung, bei erfolgreicher Kundenresonanz das Modell an andere Volksbanken zu exportieren. Mit 30 Millionen Kunden zählen die Volksbanken abgesehen von den Sparkassen zum weiteren großen Kundenpool.
Unterdessen tasten sich Banken eher vorsichtig an das Thema ran. Bei den drei großen Direktbanken ING, DKB und Comdirect gibt es bislang keine Zeichen, dass demnächst das Angebot für einen echten Krypto-Handel kommen wird. Die ING verweist auf die börsengehandelten Bitcoin-Produkte – sogenannte Exchange-Traded Notes. Darüber hinaus plane das Unternehmen keine weiteren Features.
Auch N26 arbeitet weiterhin an Krypto-Feature
Die Deutsche Bank will sich auf Nachfrage nicht in die Karten schauen lassen. Etwas konkreter formuliert es die Commerzbank: „Wir arbeiten intensiv am Thema Krypto-Assets, also an der Verwahrung und dem Handel mit nicht-physischen Vermögenswerten“, teilte das Unternehmen der FAZ mit. Die Bank hat sich kürzlich zusammen mit der Deutschen Börse an 360x beteiligt, dem neuen Unternehmen vom Fintech-Urgestein Carlo Kölzer.
Doch das Unternehmen dreht sich eher um den Blockchain-basierten Handel von kleinen Teilen einer Immobilie oder von Kunstwerken. Nicht um den Kryptohandel. Zwei ausgewiesene Krypto-Experten hatte die Bank zudem in letzter Zeit verloren: Simon Seiter und Michael F. Spitz, der zu 360x wechselte. In der Szene galt dies als Zeichen, dass man die eigenen Krypto-Pläne zurückgeschraubt habe.
Einzig die Neobank N26 will zeitnah ein Krypto-Feature launchen, daran arbeitet es mit einem serbischen Entwickler-Team (Finance Forward berichtete). Für das Startup ist es ein später Start, der große Konkurrent Revolut ist schon seit mehreren Jahren mit einem Krypto-Angebot im Markt.
Je nachdem, wie sich der Kryptomarkt entwickelt, dürften im kommenden Jahr mehrere Projekte der etablierten deutschen Banken starten. Allein die Nachricht der Sparkassen wird die „strategischen Überlegungen“ in einigen Häusern maßgeblich beschleunigt haben.