Wegen Tesla-Token: Bafin geht gegen Kryptobörse Binance vor
Vor wenigen Wochen ist die große Kryptobörse Binance mit einem Angebot für Aktien-Token gestartet. Nun ist die deutsche Finanzaufsicht darauf aufmerksam geworden und sieht darin einen Verstoß gegen die Prospektpflicht.
Die deutsche Finanzaufsicht bemängelt ein Angebot der Kryptobörse Binance, wie aus einer Mitteilung der Bafin hervorgeht. Demnach gebe es den „hinreichend begründeten Verdacht“, dass die deutsche Tochter-Firma den neuen „Aktien-Token“ ohne „die erforderlichen Prospekte“ auf der Website binance.com/de anbiete. Die Kunden können mit dem Angebot seit Kurzem auch beispielsweise Tesla-Aktien kaufen, dabei investieren sie in einen Krypto-Token, der mit den Aktien unterlegt ist.
Die Kritik: Die Börse biete den Token in Deutschland an – für diesen Fall benötige das Unternehmen einen Wertpapierprospekt, den es offenbar nicht hat. Diesen Prospekt – mit Angaben zu dem Token – prüft die Aufsicht zum Beispiel auf Verständlichkeit und die gesetzlichen Anforderungen. Das Unternehmen, in diesem Fall die Binance-Tochter, erhält nun die Möglichkeit für eine Stellungnahme. Als nächsten Eskalationsschritt kann die Aufsicht das Angebot in Deutschland untersagen. In anderen Ländern allerdings nicht. Eine Geldbuße in Millionen-Höhe könnte für die Ordnungswidrigkeit fällig werden.
Das Unternehmen arbeitet mit CM-Equity aus München zusammen, der Vermögensverwalter besitzt eine Bafin-Lizenz. „Wir sind selbst überrascht von der Meldung“, sagt CM-Equity-Chef Michael Kott im Gespräch mit Finance Forward. Er betont: Es handele sich nach deutschem und europäischem Kapitalmarktrecht um ein rechtmäßiges Produkt. In Abstimmung mit der Bafin sei das Finanzprodukt seit Monaten im Einsatz. Die sogenannten OTC-Derivate seien nicht prospektpflichtig, denn es würde sich nicht um übertragbare Wertpapiere handeln.
„Binance nimmt seine Compliance-Verpflichtungen sehr ernst und verpflichtet sich, die Anforderungen der lokalen Regulierungsbehörden zu befolgen, wo immer wir tätig sind“, sagte ein Binance-Sprecher auf Anfrage. Das Unternehmen werde mit den Regulierungsbehörden zusammenarbeiten, „um alle Fragen zu klären, die sie möglicherweise haben.“
Auch die britische Finanzaufsicht FCA untersucht einem Bericht der Financial Times zufolge derzeit, ob das Angebot der geltenden Regulatorik entspricht. Sie arbeite „mit der Firma zusammen, um das Produkt zu verstehen, die Vorschriften, die dafür gelten könnten, und wie es vermarktet wird“, heißt es von der Behörde. Nutzer könnten die Token derzeit nur über die CM-Equity AG kaufen und verkaufen, die keinen Prospekt benötige, teilte Binance mit.
Für deutsche Kunden ist Binance bereits seit Dezember 2017 verfügbar. Die Webseite wurde damals noch von Freiwilligen ins Deutsche übersetzt, seit einiger Zeit sucht das Unternehmen nun schon konkret nach Mitarbeitern für den deutschen Markt. Im August vergangenen Jahres wurde eine Binance Deutschland GmbH gegründet, seit September ist die hauseigene Krypto-Kreditkarte Binance Card in Kooperation mit Visa auch in Europa verfügbar.
Hinweis: Der Artikel wurde nachträglich um Statements von CM-Equity und Binance ergänzt.